Schwinger und Profiboxer im Duett

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25.12.2011 12:08 Uhr

25.12.2011 - Meine Erwartungen an ein Boxtraining waren ziemlich klar. Basketball, Gelächter und ein Schwinger gehörten sicher nicht dazu.

Ein amüsantes Bild zeigt sich mir vor Beginn der Lektion. Ein Riese und ein Muskelpaket spielen zum Spass etwas Basketball. Beide agieren völlig talentfrei. Um ein zählbares Resultat zu erreichen, müssten eigentlich auch Ringtreffer zählen. Dass die zwei - wenn überhaupt - nur den Ring treffen, überrascht eigentlich nicht. Denn der Ring spielt auch in ihren Sportarten eine Rolle. Istvan Szili ist ungarischer Profiboxer und trainiert seit knapp einem Jahr in Frenkendorf.

Der Riese hält sich weniger im Boxring als viel mehr im Sägemehlring auf. Es handelt sich um den Prattler Schwinger Cedric Huber, der sich - seit er mit Boxtrainer Michael Sommer an seiner Kraft und Kondition arbeitet - markant verbessert hat. «Das gelegentliche Boxtraining macht mich leichtfüssiger, zudem lerne ich hier, richtig zu beissen», sagt der 27-Jährige.

Das Dienstagstraining findet in der altehrwürdigen Neufeld-Turnhalle in Frenkendorf statt. Der Boden atmet den Schweiss der Turnstunden vieler Generationen. «Diese Halle war schon alt, als ich noch zur Schule ging», sagt der 38-jährige Trainer und Frenkendörfer Michael Sommer. «Wer hier boxen kann, kann auf jedem Boden boxen. Wir haben hier alles, was wir brauchen», ergänzt er. Sogar Vorrichtungen, um einen Boxring aufzuspannen, sind vorhanden. Dieser wird heute aber nicht gebraucht. Die 13 anwesenden Boxer befinden sich im Aufbau. Nach dem Aufwärmen gibt es Partnerübungen.

Bei denen sich wieder das Basketballpaar vom Beginn, also 72 Kilogramm auf der einen Seite und 112 Kilogramm auf der anderen Seite gegenüberstehen. Am anderen Ende der Halle duellieren sich Schweizer Meister und Vize-Schweizer-Meisterin. Fabian Hartmann und Evelyne Ziegler haben die Bewegungen automatisiert und legen ein hohes Tempo vor, was umso mehr auffällt, weil gleich daneben zwei Boxanfänger noch eher im Zeitlupentempo in die Luft schlagen. Trotz des guten Partners trainiert die 22-jährige Ziegler zusätzlich zweimal wöchentlich mit den Frauen vom Boxclub Basel. «Die Männer nehmen sich gegen Frauen zurück, dadurch werden sie langsamer und der Kampf unrealistisch», sagt sie.

Im Anschluss wird die Schlagkraft trainiert. Jeder Boxer und jede Boxerin erhält einen Medizinball und muss diesen gegen die Wand schmettern, erst links, dann rechts, dazwischen Schattenboxen. Bei Szili macht man sich Sorgen, um das alte Gemäuer, andere müssen schauen, dass der Ball überhaupt zu ihnen zurückfliegt.

Der Verein Noble Art Boxing wurde 2004 von 13 Freunden gegründet. Heute wird in verschiedenen Hallen trainiert und diverse Kurse angeboten, sodass jeder Interessierte das Passende finden kann. Als ich in der Neufeld-Halle eintreffe, ist gerade das Kinderboxen zu Ende, welches Sommer, der auch Junioren-Nationaltrainer ist, besonders am Herzen liegt. Der Verein hat zudem bereits das nächste Projekt im Köcher. Es soll ein richtiges Boxcenter entstehen.

Zum Abschluss des Trainings gibt es eine Partie Basketball, wobei der Korb wiederum eine Nebenrolle spielt. Die schlagkräftige Truppe von der Neufeld-Halle spart sich die Treffer offensichtlich für die nächsten Ernstkämpfe im Boxring auf.

Regionalsport (BZ)


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