Eklat: Chisora ohrfeigt Klitschko

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18.02.2012 07:50 Uhr

19.02.2012 - Einen Tag vor dem WM-Kampf gegen Vitali Klitschko hat Herauforderer Dereck Chisora den Boxweltmeister aus der Ukraine angegriffen und damit für einen Eklat gesorgt. Der 28 Jahre alte Brite schlug Vitali Klitschko am Freitag beim Wiegen in einem Münchner Kaufhaus mit der flachen Hand ins Gesicht.

"Er hat mich überrascht" sagte Klitschko. Chisora, der sich mit einer britischen Flagge vermummt hatte, zog sich nach dem Angriff sofort zurück und war auch bei der Wahl der Handschuhe nicht mehr zugegen. "Chisora zeigt Nerven. Ich werde ihm meine Antwort im Ring geben", sagte Klitschko.

Das Duell wird am Samstagabend in der mit 12.500 Zuschauern ausverkauften Münchner Olympiahalle ausgetragen. Klitschko hat von 45 Profi-Kämpfen 43 gewonnen. Der 13 Zentimeter kleinere Chisora bringt es in 17 Duellen auf 15 Siege. Dereck Chisora unternimmt nahezu alles, um Boxweltmeister Vitali Klitschko bis aufs Blut zu reizen. Einen Tag vor dem WM-Kampf ohrfeigte der Brite den Ukrainer während der Wiegezeremonie sogar, so dass Klitschko der Kopf zur Seite flog. Der WBC-Champion hatte sich jedoch im Griff.

"Ich werde ihm meine Antwort im Ring geben", entgegnete der Champion und schnaufte. Sein Blick verhieß nichts Gutes. "Der hat nicht alle Tassen im Schrank", erklärte Klitschko kurz darauf gegenüber RTL und lästerte: "Er hat mich nicht wie ein Boxer, sondern wie eine Frau geschlagen - mit der flachen Hand. Wenn er richtig kämpfen will, muss er das schon mit den Fäusten tun."

Klitschkos Kampfstil tötet den Boxsport

Chisora hatte schon in den Tagen zuvor kein gutes Haar an dem Titelverteidiger des WBC gelassen. Damit entpuppt er sich als grandioser Motivator für den Ukrainer. Er und sein Bruder Wladimir seien Langweiler im Ring, die das Boxen getötet hätten, blaft Chisora. Klitschkos Zeit sei längst passé, deshalb werde er ihm "in den Hintern treten". Am Samstag will Klitschko dem vorlauten Herausforderer in der mit 12.500 Zuschauern ausverkauften Münchner Olympiahalle seine Art des Ringgefechts und deren Auswirkungen auf die Karriere detailliert erläutern. 40 seiner 43 Siege hat der Zwei-Meter-Hüne immerhin durch K.o. erledigt.

"Ich habe keine Angst vor alten Männern", stichelt der 28 Jahre alte Londoner dennoch und ging am Donnerstag rodeln, um dem Titelverteidiger souveräne Gelassenheit sowie jugendlichen Schwung zu demonstrieren. Klitschko ist in der Tat schon 40, seiner Urgewalt in den Fäusten hat das bislang aber keinen Abbruch getan. Offensichtlich hat Chisora einen Crashkurs in Sachen flotte Lippe bei seinem Landsmann David Haye belegt. Dessen Klappe war noch größer, als er Wladimir Klitschko als "beschissenen Esel" und "aasfressende Hyäne" verhöhnt und abgetrennte Klitschko-Köpfe als T-Shirt-Aufdrucke spazieren getragen hatte.

Promoter Kalle Sauerland vom gleichnamigen Stall aus Berlin gefallen Typen, an denen man sich reiben kann. "Ich will verschiedene Charaktere im Ring sehen - vom Ghettoboxer bis zum Gentleman Henry Maske", sagt Sauerland junior. "Chisora ist ein bisschen verrückt. Das gehört aber dazu." Häufig reichte die großen Klappe der Herausforderer aber nur bis zum ersten Gong. Beispiel Haye. Der selbst ernannte Sensenmann verkam im Ring zum Pusteblumenbläser.

Badboy Chisora unerschrocken

Chisora, so versichern Kenner der Szene, sei anders. Der lasse sich nicht einschüchtern, stürme unerschrocken auf seinen Widerpart los. Das könne auch mit 180 Kilometern pro Stunde geschehen, prophezeit Chisora. Da kann es im Eifer des Gefechts schon mal passieren, dass er seinem Gegner in Mike-Tyson-Manier ins Ohr beißt, wie vor knapp drei Jahren geschehen. Ob es auch Bestandteil seiner unerschütterlichen Furchtlosigkeit ist, dass er seine damalige Freundin verprügelte, ist zu bezweifeln. Auch ein Londoner Gericht wollte die Attacke nicht als Tapferkeit anerkennen und verpasste dem gebürtigen Simbabwer eine zwölfmonatige Bewährungsstrafe. Vitalis Bruder Wladimir Klitschko hatte dafür nur eine Vokabel: "Loser."

"Er ist schon ein verrückter Hund", meint Vitali Klitschko, attestiert dem 13 Zentimeter kleineren Gegner jedoch Klasse: "Er ist der stärkste Boxer aus der neuen Generation." Chisora ist schnell, pflegt einen unbequemen Boxstil, entzieht sich immer wieder seinem Rivalen. Lobhudelei ist allerdings unangemessen. Chisora mangelt es an Erfahrung. Er hat gerade mal 17 Profikämpfe bestritten und zwei der letzten drei verloren. Die jüngste Niederlage gegen Sauerland-Boxer Robert Helenius war allerdings unberechtigt. Da war Chisora stark. Monate zuvor unterlag er seinem Landsmann Tyson Fury. Da war er schwach. Für Samstag hat er mit ungeahnter Stärke gedroht und schwört: "Vitali wird in der achten Runde k.o. gehen."

dpa

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