Box-Meeting Luzern. Der Bericht

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09.09.2012 18:21 Uhr

Luzerner Boxfans lassen sich die gute Laune nicht verderben

 Bericht von Gérald Kurth (Text) und Simon Meyer (Foto-x.ch)

 

Kehrte nach längerer Durststrecke wieder auf die Siegerstrasse zurück: Mike Binggeli, BA Bern

09.09.2012 - Das Luzerner Boxpublikum freute sich auf einen langen Kampfabend mit Schweizer Amateurboxern und anschliessendem WM-Kampf im Fernsehen. Sie wussten, dass der Staffelkampf zwischen dem verstärkten BC Luzern und den Gastboxern verschiedener Schweizer Clubs, angereichert um die „Panthers Lauri“ von Coach Augusto Lauri aus Varese, rechtzeitig zu Ende gegangen wäre, um den Fight zwischen Vitali Klitschko und Manuel Charr live mitzuverfolgen. Der Abend fiel dann allerdings viel kürzer aus als ursprünglich geplant.

Von 10 geplanten Staffelkämpfen fanden lediglich sieben statt. Grund dafür war das rätselhafte Ausbleiben der lombardischen Gastboxer. Die Veranstalter des BC Luzern unter Chefcoach Massimo de Filippo konnten diese trotz zahlloser Telefonanrufe nicht erreichen. Ebenso wenig wurden sie von den italienischen Gästen über die Gründe für das Nicht-Erscheinen informiert. Für Schweizer Veranstalter stellt sich die Frage, ob man in Zukunft solche Gäste für die eigene Veranstaltung buchen soll. Man kann nicht darauf spekulieren, dass jedes Publikum so gelassen auf ein massiv reduziertes Programm reagiert wie die Luzerner Boxgemeinde. Diese sorgte bis zuletzt für gute Stimmung in der Bruchturnhalle, trotz der auch sportlich bisweilen unbefriedigenden Vorstellungen. Die Moral von der Geschicht’? Ein Zaungast, den wir hier nicht namentlich nennen wollen, merkte geistreich an: „Kein Wunder, passiert so was, wenn einer Lau(e)ri heisst – der Name ist Programm!“ 

Die gewerteten Staffelkämpfe

62 kg

Noël Schraner (BR Baden) vs. Ahmed Altintas (BC Wallisellen)

Der Badener bewegte sich in der Distanz überdurchschnittlich gut. Umso überraschender war es, dass er kaum einfache Kombinationen ins Ziel brachte und sich von seinem sieben Kilo leichteren und kleineren Gegner aus Wallisellen immer wieder durch die Deckung hindurch erwischen liess. Auch wenn Altintas zahlreiche ungeahndete Innenhand- und auch Hinterkopfschläge produzierte, war es erstaunlich, dass Schraner einfach kein Rezept gegen den Gegner fand. Das Unentschieden am Ende war gerecht. Schraner müsste aber aufgrund der grösseren Reichweite einen, wenn auch schlitzohrigen, Gegner wie Altintas aus der Distanz sicher ausboxen können. Altintas nahm aber die Chancen, die ihm Schraner bot, immer wieder gerne an, indem er durch die Deckung zustach oder auch über die Aussenbahnen blitzschnell aus der Halbdistanz Kopfschwinger landete.

64kg

Idris Govduchanov (BC Luzern) vs. Daniel Loepfe (ABC Rhätia Chur)

Der Luzerner trat zu Beginn überhaupt nicht wie ein Debütant auf: Govduchanov startete fulminant und deckte den ebenfalls noch wenig kampferfahrenen Churer mit Schlagsalven ein. Schon in der zweiten Runde erwies sich dann allerdings, dass Govduchanov konditionell noch nicht so weit ist, um einen Kampf über drei Runden durchzustehen. Er verlor komplett die Linie und wurde so zunehmend ein leicht zu treffendes Ziel für Loepfe, dessen technische Limiten ebenfalls deutlich waren. Die dritte Runde bestand vor allem aus gegenseitigem Klammern und Halten. Die beiden Kämpfer brachten kaum mehr zwingende Aktionen. Govduchanov verlor seinen ersten Fight zurecht mit 2:1 Richterstimmen. Bei verbesserter Ausdauer und taktischer Schulung ist er aber durchaus ein Versprechen für die Zukunft.

69 kg

Mike Binggeli (BA Bern) – Silvan Bühler (BTO Thun)

Beide Boxer bewegten sich zu Beginn gut und präsentierten sich sehr beweglich, wobei der Stadt-Berner etwas mehr Druck in seine Aktionen brachte. Binggeli, der seine letzen Kämpfe verloren hatte attackierte den Gegner Silvan Bühler mit Fortdauer des Kampfes immer vehementer und liess erkennen, dass er unbedingt ein Erfolgserlebnis suchte. Der von Trainer Vito Rama betreute Boxer der Box-Academy Bern liess bis zum Ende des Kampfes nichts mehr anbrennen und siegte schliesslich einstimmig und verdient mit 3 zu 0 Richterstimmen.

70 kg

Fuat Zenuni (BC Aarau) vs. Marco Carvalho (BC Wallisellen)

Carvalho ist ein technisch beschlagener Boxer, der sehr variabel auftritt und vor allem mit schönen langen Rechten über die Deckung des Gegners hinweg punktet. Auch gegen Zenuni startete er mit dieser Strategie in die erste Runde, ergänzt mit Seitwärtshaken zum Kopf. Grundlos liess sich dann aber Carvalho in der zweiten Runde auf Mätzchen ein: Immer wieder liess er täuschungshalber den ganzen rechten Arm kreisen, was Zenuni bald nicht mehr aus dem Tritt brachte – im Gegenteil: Der Aarauer entzog sich zunehmend wirkungsvoll. Dabei vergass er aber zumeist, auch mal selber zu punkten. Wenn er es in die Halbdistanz schaffte, waren seine Schläge meist zu wenig präzis, um den trotz diversen Innenhandschlägen nach Punkten führenden Carvalho noch einzuholen. Der Sieg des Boxers aus Wallisellen mit der Wertung 3:0 ging deshalb insgesamt klar in Ordnung.

85 kg

Pajtim Berisha (BC Luzern) – Patrik Jurić (BA Bern)

Auch wenn schon zahllose ähnliche Kämpfe über die volle Distanz gegangen sind, verdient das Vorgehen von Ringrichter Pierre-Alain Schneeberger doch Respekt: Der Genfer Referee disqualifizierte in der zweiten Runde beide Boxer, weil sie trotz mehrerer Ermahnungen irregulär gekämpft, oft geklammert und insgesamt den Kampf nicht angenommen hatten. Unabhängig davon, ob man mit dieser Entscheidung einverstanden war oder nicht: Zuvor war in der Tat wenig Erbauliches zu sehen gewesen. Beide Boxer präsentierten sich technisch limitiert, wollten dafür mit umso mehr Brachialgewalt den ultimativen Punch landen. So kam es zu diversen Ring- und Klammereinlagen, kaum aber zum Abschluss von Aktionen. Wäre der Kampf nicht abgebrochen worden, wäre das unbefriedigende Spektakel über die volle Distanz so weiter gegangen. 

Weitere Fotos auf: http://foto-x.ch/lr-001/boxmeeting)    

 
   

 

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