Internationales Box-Meeting in Kloten – Der Bericht

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15.10.2012 17:24 Uhr

Auf dem „Schlachtfeld“ erfolgreich – am Verhandlungstisch gescheitert

Ein Zusammenzug der Schweizer Boxer errang gegen eine erstklassige Auswahl aus Bosnien in Kloten ein 9:9 Unentschieden. Die Leistungsträger Davide Faraci (BR Baden) und Bernardino De Brito (NAB Montreux) machten diese Leistung möglich. Jedoch wäre ein Sieg der Schweizer mehr als verdient gewesen. In mehreren Kämpfen nahmen die bosnischen Ringrichter aktiv Einfluss auf die Kampfentscheidung.

Bericht von Gregor Stadelmann

Altintas Ahmed (BS Wallisellen) vs. Vivljak Nikola (Bosnien) 56 KG

Auf Ahmed Altintas darf der BC Wallisellen bauen. Der Walliseller zeigte einen perfekten Start. Die Runden zwei und drei zeigen das Verbesserungspotential des Wallisellers auf. Dennoch reift mit Altintas ein guter Boxer heran. Am Schluss ging der klare Sieg an ihn.

De Brito Bernardino (NAB Montreux) vs. Aleksic Mario (Bosnien) 60 KG

Nach der ersten Aktion des Bosniers war klar, dass hier jemand nicht auf die Hilfe der Punkte angewiesen sein wollte. Mit harten Schlägen zum Körper wollte er dem Mann von Montreux den Schneid abkaufen. Doch im offensiven Schlagabtausch ist Bernardino De Brito in seinem Element. Der Kampf wog hin und her. Erst in der dritten Runde wurde klar, dass De Brito konditionelle Vorteile hatte. Dies verhalf ihm auch zum Sieg.

Die Bosnier reklamierten nach der Urteilsverkündigung heftig und wollten die Veranstaltung platzen lassen.

Nikq Kreshnik (BC Zürich) vs. Knezevic Adrijan (Bosnien) 75 KG

Der Zürcher zeigte einen sehr guten Match. Bereits in der ersten Runde erwischte er seinen Gegner perfekt am Kinn. Mit Klammern und kleinen Tricks rettete sich der Bosnier über die Zeit. In Runde zwei und drei wollte Kreshnik Nikq den vorzeitigen Sieg. Natürlich musste er im Vorwärtsgang immer wieder Treffer hinnehmen, jedoch landete der Zürcher bei jeder Aktion klare Treffer. Das Resultat war ein Unentschieden, das wohl nur politisch zu begründen ist.

Egzon Maliqaj (BS Gebenstorf) vs. Zolak Stevo (Bosnien) 69 KG

Nach zwei Runden wollte der Gebenstorfer die Aufholjagd starten und griff an. Der Bosnier musste nun alle Register ziehen, um die dritten Runde zu überleben. Acht Mal liess er sich in den letzten drei Minuten zu Boden fallen und einmal spuckte er seinen Mundschutz aus. Diese Aktionen schienen den Unparteiischen nicht zu stören. Im Gegenteil, so unterstütze der bosnische Ringrichter seinen Landsmann mit kuriosen Ermahnungen gegen Maliqaj auch aktiv. So holten sich die Bosnier ihren ersten Sieg.

Barsinje Nawshirwan (BC Zürich) vs. Colic Marko (Bosnien) +91 KG

Die erste Runde verlief ausgeglichen. Im Vergleich zu vergangenen Kämpfen schlug der Zürcher mehr Serien und Kombinationen und verliess sich weniger auf einzelne Hände. Die zweite Runde ging ganz klar an den Zürcher, denn langsam baute der Bosnier konditionell ab. Dies wurde in der dritten Runde offensichtlich. Der Schwergewichtler aus Bosnien legte sich in der dritten Runde ebenfalls zweimal auf den Ringboden, was ohne Folgen blieb. Dafür wurde Nawshirwan Barsinje mehrmals aus unbekannten Gründen ermahnt. Am Schluss endete der Kampf unentschieden.

Vahram Khudeda (BA Bern) vs. Vidic Velibor (Bosnien) 69 KG

Der Berner bot den besten Kampf des Abends. Er bekam mit Velibor Vidic einen erfahrenen internationalen Boxer zugeteilt. Doch ein Klassenunterschied war zu keiner Zeit auszumachen. Variantenreichtum, Rhythmuswechsel und ein perfektes Timing machen den Berner Vahram Khudeda aus. Im Gegenzug konnte Vidic ein paar sehr klare und harte Schläge landen. Am Schluss werteten die Punkrichter auf Unentschieden.

Zino Meuli (SR St. Gallen) vs. Aladzic Bojan (Bosnien) 64 KG

Bojan Aladzicwurde vom bosnischen Trainer als bester Mann seiner Mannschaft bezeichnet. Doch wer die erste Runde des Kampfes sah, glaubte seinen Augen nicht. Der St. Galler bot besten Boxsport. Ab der zweiten Runde liess der St. Galler seine Deckung ein paar Mal zu oft hängen. Aladzic nutzte dies sofort aus und setzte Treffer. Auch wurde von der bosnischen Seite bewusst das Tempo hoch gehalten. Am Schluss hiess der Sieger Aladzic. Auch wenn Zino Meuli diesen Kampf verloren hat, war das Entwicklungspotential unübersehbar.

Dzemaili Said (BC Zürich) vs. Calic Marko (Bosnien) 91 KG

Said Dzemailistartete ruhig in den Kampf. Beide Boxer bewegten sich viel und schlugen wenig. Doch am Ende der ersten Runde öffnete sich nach einem Schlagabtausch ein Cut beim Bosnier.  

In der zweiten Runde griff Dezmaili an. Doch nach einem normalen Treffer von Marko Calic zählte der bosnische Ringrichter den Zürcher an. Dzemaili stürzte sich nach der Kampffreigabe wieder nach vorne und wurde von einem Jab erwischt. Wieder fing der bosnische Ringrichter an, den Zürcher anzuzählen. Die Absicht dahinter war nun allen offensichtlich. Nach dieser Aktion war BCZ Cheftrainer Matthias Luchsinger wutentbrannt das Handtuch. So holten sich die Bosnier einen Sieg durch Aufgabe.

Faraci Davide (BR Baden) vs. Topalovic Daniel (Bosnien) 75 KG

Nun galt es, für den Badener Leistungsträger das Unentschieden noch zu retten. In der ersten Runde schien es, dass Daniel Topalovic den Badener fordern könnte. Doch bereits in der zweiten Runde fingen die Spielchen an. Immer wieder klammerte der Bosnier oder duckte sich zu tief. Natürlich suchte auch er in der dritten Runde den Ringboden für eine Pause auf. Doch zum grossen Bedauern der Bosnier war nun ein Schweizer Ringrichter am Werk, was zwei Verwarnungen zu Folge hatte. Davide Faraci gewann den letzten Kampf des Abends klar nach Punkten und sicherte der Schweiz somit das Unentschieden.

Fazit

Es sind immer spannende Veranstaltungen, wenn eine Mannschaft aus dem Balkan antritt. Dies war auch in Kloten der Fall. Der Boxclub Wallisellen mit Präsident Rajko Bojanic hat ein interessantes Meeting auf die Beine gestellt.

Eine Freude war, dass unsere Schweizer Athleten gegen diese starke und internationale Mannschaft ihr bestes Boxen zeigte. Im Kontrast dazu steht das Verhalten der bosnischen Ringrichter. Wieso haben wir diese „Unparteiischen“ nicht in der Pause durch eigene Punkt- und Ringrichter, welche als Zuschauer vor Ort waren, einfach ersetzt? Unsere Athleten hätten für die Schweiz am Samstag einen klaren Sieg gegen ein starkes Bosnien geholt. Jedoch verschenkten wir diesen am Verhandlungstisch an einen Gast, welcher nach zwei Kämpfen mit dem Abbruch der Veranstaltung drohte. Wir sollten in Zukunft – wie im Ausland – die Gastfreundschaft auf Kost und Logis beschränken.

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