Boxeo 24: Gjergjaj macht kurzen Prozess

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02.12.2012 16:18 Uhr

Bericht von Gérald Kurth (Text) und Patrick Blatter (Fotos, www.Blaetti.com)

02.12.2012 - Nach diesem Fight ist der EBU-Titelkampf für Arnold Gjergjaj ein grosses Stück nähergerückt: Im Grand Casino Basel verzückte die „Kobra“ eine einmal mehr lautstarke Fangemeinde.  Nach exakt 2:50 in der zweiten Runde beendete Ringrichter Jörg Mangott den Kampf.

 
 Schafft sich mittlerweile auch international Respekt: Arnold "The Cobra" Gjergjaj (l.)

Ein frühes Kampfende ist mittlerweile bei Arnold Gjergjaj fast schon Routine geworden. Diesmal kam es in Anbetracht des Gegners aber doch eher überraschend. Der Ukrainer Maksym Pedyura war nicht nur mit einem insgesamt ansehnlichen Kampfrekord angereist, sondern hatte sich auch schon gegen Titelträger wie Kubrat Pulev, Alexander Ustinov oder Juan-Carlos Gomez achtbar aus der Affäre gezogen. 

In der ersten Runde gestaltete sich der Kampf denn auch völlig ausgeglichen. Pedyura bewies einen gefährlich harten Jab, den er mehrfach im Ziel unterbrachte. Aber schon da zeigte sich, dass auch Gjergjaj seine Auslage verbessert hat und ebenfalls blitzschnell zustechen kann. Ab der zweiten Runde gab es schon kein Halten mehr: Der Basler marschierte zur Freude der Fans in Basel und in der Heimat – das kosovarische Staatssender RTK war angereist – entschlossen vorwärts. Nach einer perfekt tempierten Schlagsalve wurde Pedyura erstmals angezählt. Irgendwie schien es, als hätte Gjergjaj schon zu diesem Zeitpunkt den Fight psychologisch für sich entschieden. Der Ukrainer ging danach kurz hintereinander – wohl zurecht - zweimal in die Knie, um den erwartbaren fürchterlichen K.O. zu vermeiden. So wurde der Kampf dann bei Kampfabbruch mit TKO gewertet.

19 Kämpfe, 19 Siege, davon 13 durch Knockout: "The Cobra" schärft seine Reuputation als Knockouter

Gjergjaj steht mittlerweile bei 19 Siegen nach ebenso vielen Fights und will noch mehr. Trotz der kurzen Kampfdauer belegte der Schützling von Chefcoach Angelo Gallina, dass er seine Fussarbeit sichtlich verbessert hat und insgesamt spritziger geworden ist. Obwohl er beim Einwägen 113,5 kg wog und damit schwerer war als in früheren Kämpfen, wirkte er fitter den je. Das Schweizer Boxpublikum wartet jedenfalls mit grosser Spannung auf den nächsten Kampf Gjergjajs. Schon am 26. Dezember steigt er im Berner Kursaal wieder in den Ring – sein Gegner ist noch nicht bekannt. Klar ist hingegen, dass sich der Basler mittlerweile auch international immer mehr Respekt verschafft... 

 

Elite und Jugendkämpfe
 

57 kg

Martina Mercinelli (ASD Chieri, Torino) vs. Sara-Joy Rea (BC Basel)

Die langgliedrige Sara-Joy Rea bekam es mit einer zehn Jahre jüngeren, aber routinierten Gegnerin zu tun. Martina Mercinelli glich ganz bewusst die Reichweitenvorteile der Baslerin aus und blieb immer lang. Zu lang: Die Kehrseite der routinierten Meidbewegungen war, dass die Gastboxerin aus dem Piemont kaum eigene Schläge ins Ziel bringen konnte. So verwunderte es nicht, dass über die gesamte Kampfdauer kaum zählbare Treffer zu verzeichnen waren, zu sehr verharrten die beiden Boxerinnen in der Lauerstellung. Letztlich punktete aber Rea mit einigen schnellen Geraden oder auch nach Kontern aus der Halbdistanz und verdiente sich so den einstimmigen Sieg (3:0). 

Sehr ansehnliches Niveau: Dorota Kusiak (l.) vs. Sandra Brügger

64 kg

Dorota Kusiak (Costantino Boxe, Ferrara) vs. Sandra Brügger (BC Basel)

Zwischen der mittlerweile unschweizerisch kampferfahrenen Sandra Brügger (über 100 Kämpfe) und der Polin aus Ferrara entwickelte sich sofort ein hoch animierter, aber jederzeit fairer Kampf. Dorota Kusiak boxte sehr lang und punktete aus der Distanz. Wenn sie sich aber von Brügger locken liess und aus der Halbdistanz schlagen wollte, entzog sich die Baslerin immer wieder meisterhaft und schlug blitzschnelle Konter. In der zweiten Runde traf sie dabei auch die Nase der Gegnerin. Das Nasenbein war zwar nicht gebrochen, aber die Blutung liess sich bis ans Kampfende nicht mehr wirklich stoppen und behinderte Kusiak. Je mehr sie es nun mit der Brechstange versuchte, desto flinker wand sich Brügger immer wieder aus der Bedrängnis. Ein Kampf auf sehr ansehnlichem Niveau, an dessen Ende einmal mehr die Baslerin einen verdienten einstimmigen Sieg einfahren konnte. 

75 kg

Marco Carvalho (BC Wallisellen) vs. Lazar Kostić (Sportring St. Gallen)

Ein Kampf, dessen Wertung am Ende zahlreiche Buhrufe provozierte: Zum Sieger erklärt wurde durch Mehrheitsentscheid der drei Punkterichter mit 2:1 der St. Galler Lazar Kostić. Verdient war dieser Sieg tatsächlich nicht, denn der St. Galler hatte immer wieder unsauberes Boxen praktiziert: So ging er oft mit dem Kopf voran in den Mann oder nahm sich mit Klammeraktionen eine Pause. Marco Carvalhos Fehler war, dass er sich immer zu impulsiven Reaktionen verleiten liess und dabei zu oft mit den Innenhänden schlug. Auch wenn dies vom Ringrichter nicht immer geahndet wird, befolgen die Punktrichter das Reglement, wenn sie bei solchen Schlägen konsequent keine Punkte zählen. So war die Niederlage Carvalhos letztlich konsequent, obwohl er technisch seinem Gegner aus St. Gallen optisch überlegen war und viel mehr Schläge ins Ziel brachte. 

95 kg

Ruben Carvalho (BC Wallisellen) vs. Uroš Obradović (BC Basel)

Die zweite portugiesisch-serbische Kampfpaarung des Abends war in Vielem eine Kopie der ersten. Diesmal allerdings war das Publikum mit dem Mehrheitsentscheid zugunsten des Baslers Uroš Obradović einverstanden. Der verdiente sich den Sieg mit einer unerwarteten technischen Leistungssteigerung in der 3. Runde, als er mehrfach Serien von harten Körperhaken landete, die – nach berechtigtem Punktabzug – technisch sauberer ausgeführt wurden. Carvalho nahm zuletzt nicht nur mehr Treffer, sondern zollte auch dem grossen Gewichtsunterschied Tribut (-11kg!). Weil der Basler wiederholt mit tiefem Kopf nach vorne kam oder beim Klammern durchatmete, konnte Carvalho seine technische Überlegenheit gar nie ausspielen. Und schlug deshalb in der Halbdistanz auch selbst immer mal wieder Innenhände.

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