Martinez räumt harmlosen Ungarn sicher aus dem Weg

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16.12.2012 14:58 Uhr

Bericht von Gérald Kurth

16.12.2012 - Der Möhliner Supermittelgewichtler Blas Miguel Martinez sprang zwar mit einem Veilchen unter dem rechten Auge in den Ring. Die deswegen möglicherweise aufkeimenden Hoffnungen bei seinem Gegner János Varga räumte er dann aber schnell aus. Martinez löste seine Pflichtaufgabe solide, wenn auch glanzlos.

Gegen den drucklosen und schnell überforderten Ungarn setzte er bedächtig, aber in regelmässigen Intervallen unspektakuläre Wirkungstreffer. In der ersten Runde sah dies noch nicht zwingend aus. Schon in der zweiten Runde hatte Varga aber Martinez’ präzisen, harten Schlägen nichts mehr entgegenzusetzen. Mit einem Kinnhaken schickte der Möhliner den Ungarn auf die Bretter. Ringrichter Fabian Guggenheim gab zwar den Kampf noch mal frei, brach aber angesichts des drohenden schweren KO umgehend wieder ab. Nach 2:24 in der zweiten Runde hiess der Sieger durch TKO Martinez. 

Erfolgreiches Team v.l.n.r.: Michi Sommer, Cheftrainer, Blas Miguel "El Colorin" Martinez, Gregor Stadelmann, Cutman

Damit ist der Weg frei für den Kampf um die spanische Meisterschaft, den Martinez im Februar anstrebt. Der Möhliner hat an seiner Schlagtechnik und Schnellkraft gefeilt und scheint für den Fight in seiner Heimat gerüstet, auch wenn er für seine Standortbestimmung in Zürich keinen ebenbürtigen Gegner vorgesetzt bekam. Grund für Optimismus gibt es dennoch: Martinez strahlte, abgesehen von der ausgezeichneten körperlichen Verfassung, konzentrierte Ruhe und Abgeklärtheit aus. Cheftrainer Michi Sommer hat seinen Boxer ausgezeichnet auf die kommenden Aufgaben vorbereitet. 

Der Profikampf rundete einen sportlich durchaus gelungenen Kampfabend ab, der allerdings einen stimmigeren Rahmen verdient gehabt hätte: Der BC Zürich organisierte seine vorweihnächtliche Kampfschau nicht wie üblich im idealen Sihlhölzli-Ambiente, sondern wich in die Schuster Box Academy nach Schwamendingen aus. Das Industrieareal bietet zwar durchaus gute Trainingsräumlichkeiten, ist aber als Veranstaltungsort atmosphärisch nicht geeignet (kalter Beton, niedrige Decke, Ring nicht im Zentrum). 

 

Elite- und Jugendkämpfe – Eine Auswahl

64 kg

Zino Meuli (SR St. Gallen) vs. Viktor Schreiner (Halle, D)

Der St. Galler zeigte gegen einen grösseren und gut ausgebildeten Gastboxer einen feinen Kampf. Schreiner hatte zwar Reichweitenvorteile, die er immer wieder über die Aussenbahnen zu nutzen versuchte. In regelmässigen Abständen schlug er Serien von trockenen Körperhaken, die bisweilen auch im Ziel landeten. Ab der zweiten Runde überwand aber Meuli die Distanz besser und landete seinerseits mehrfach gute Konter. Gleichzeitig entzog er sich den langen Händen seines Gegners besser und brachte in der Drehbewegung auch den einen oder anderen Haken zum Kopf unter. In der zweiten und dritten Runde verlief der Kampf insgesamt absolut ausgeglichen. Der St. Galler war am Ende eines fairen und guten Fights kein verdienter Verlierer, das einstimmige Urteil der Punkterichter (3:0 für Schreiner) ein schlechter Lohn für Meulis engagierte Darbietung.
 

64 kg

Jovan Sekulovski (BTO Thun) vs. Dukagjin Avdijaj (BC Wädenswil)

Der Kampf der mit Abstand jüngsten Boxer war in jeder Beziehung ein absolutes Highlight: Die beiden fünfzehnjährigen Jungboxer zeigten einen Kampf, der punkto Technik, Taktik und Reife gleichermassen begeisterte. Es war schon erstaunlich mitzuerleben, wie die beiden Jungs ihre überdurchschnittlichen technische Fähigkeiten mit überlegter Kampfgestaltung paarten. Damit jedoch nicht genug: Bei aller sportlichen Härte – die beiden haben schon ordentlich Dampf in den Fäusten – war der Kampf jederzeit absolut fair. Keine Spur von jugendlichem Ungestüm oder spontaner Aufgabe der taktischen Marschroute. Die beiden Trainer, Christina Nigg und Darko Matić, haben ganze Arbeit geleistet. Avdijaj verdiente sich den Sieg durch insgesamt konsequenteres Punktesammeln. Dies gelang ihm immer dann, wenn Sekulovski mit langen Händen zum Körper die Distanz überwand, dann aber jeweils für einen Moment oben offen war. Der Wädenswiler nutzte diese Chancen sofort für seine Kontertreffer aus. Bedenkt man, dass er erst seit zwei Jahren boxt, Sekulovski wiederum infolge kieferorthopädischer Behandlung ein ganzes Jahr aussetzen musste, dann ist die Leistung der beiden Junioren noch höher einzustufen. Auch wenn Avdijaj diesmal die Nase vorn hatte, darf man für die Zukunft der beiden Junioren gleichermassen optimistisch sein. Hier wachsen zwei überdurchschnittlich Faustkämpfer nach!

Der Domenicaner Angel Roque nach siegreichem Kampf mit Matthias Luchsinger (l.) und Tino Groth

75 kg

Angel Roque (BC Zürich) vs. Fuat Zenuni (BC Aarau)

Ein echtes Heimspiel für den von BCZ-Cheftrainer Matthias Luchsinger betreuten Dominikaner: In einem sehr harten, aber jederzeit fairen Fight peitschte der zahlreiche Anhang Roques den Neo-Boxer zu einem weiteren Sieg im zwölften Match innert eines Jahres! Zu Beginn war der Kampf absolut ausgeglichen. Der Zürcher war flinker auf den Beinen, Zenuni blieb jedoch jederzeit kompakt und zeigte sich auch nicht beeindruckt, als die Roques erste krachende Schwinger über die Aussenbahnen einschlugen. Irgendwann schlug sich aber Roques höhere Beweglichkeit gegenüber Zenuni aus, der immer stärker pumpte. In der letzten Runde musste der Aarauer mehrere knallharte Salven einstecken und wurde zweimal angezählt. Am Ende resultierte ein hochverdienter Punktesieg für den Zürcher. Ein kleiner Makel blieb allerdings haften: Mehrfach schloss Roque seine überfallartigen Kombinationen mit von oben geschlagenen Innenhänden ab. Diese fielen umso mehr auf, als dieser talentierte Instinktboxer irreguläre Schläge auch gegen gute Gegner vom Format Zenunis gar nicht nötig hat.
 

64 kg

Dennis Dauti (BC Zürich) vs. Kushtrim Mahmuti (Langenargen, D)

Die neue griechische Hoffnung des BC Zürich, Dennis Dauti, stieg sichtlich motiviert in den Kampf. Sein Gegner aus Deutschland machte jedoch sofort deutlich, dass er nicht hergereist war, um irgendwelche Geschenke zu verteilen. Die Konstellation der motorisch und technisch an sich überdurchschnittlichen Kontrahenden war unglücklich: Beide gestanden einander nur wenig zählende Punkttreffer zu und neutralisierten sich über weite Strecken gegenseitig, wobei Mahmuti gegen Ende konditionelle Vorteile verriet. Dauti musste sich immer wieder durch Klammeraktionen behelfen und drückte seinen Gegner dabei auch oft nach unten. Allerdings stürmte Mahmuti auch regelmässig mit tiefem Kopf in den Mann hinein. Und doch: In der dritten Runde setzte Mahmuti dem Zürcher so aufsässig nach, dass er in der Halbdistanz mehrere gute Treffer landete und so den Kampf insgesamt verdient zu seinen Gunsten entschied. Dauti wurde an diesem Abend eindeutig unter seinen Möglichkeiten geschlagen. Es war aber auch das Verdienst seines Gegners, dass der Zürcher an diesem Abend zu keinem Zeitpunkt ein Mittel fand, um seine Schlaghärte auszunutzen und den kleineren Mahmuti aus der Distanz auszuboxen.
 

Resultate 

Robert Nicolet Trophy

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