Trendsport Boxen: Das perfekte Ganzkörpertraining

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30.12.2012 13:21 Uhr

SIEGEL Online Gesundheit

2013 wollen Sie mehr Sport treiben? Doch die Laufrunde im Park finden Sie öde? Probieren Sie doch mal einen anderen Funsport aus, zum Beispiel Boxen. Ein Sport, der oft unterschätzt wird, denn es geht nicht nur um Kloppen und Prügeln. Boxer schulen auch ihre Konzentration, Kondition und Koordination.

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Wie funktioniert das Prinzip?

Boxen ist eine traditionsreiche Kampfsportart, bei der sich zwei Menschen nur mit ihren Fäusten auseinandersetzen. Das Kräftemessen unterliegt strikten Regeln. Die beiden Kontrahenten tragen Handschuhe und müssen der selben Gewichtsklasse angehören. Boxen meint nicht: raufen, hauen, kloppen, prügeln.

Wie sind die Regeln?

Boxer dürfen sich nur eingeschränkt wehtun. Lediglich die Vorderseite des Körpers, von Kopf über die Arme bis zur Gürtellinie, darf getroffen werden. Vor allem Schläge unter die Gürtellinie sind tabu und werden als Foul geahndet. Auch ist es Boxern nur erlaubt, mit der Vorderseite der Fäuste zu schlagen, bei Amateuren ist die gültige Schlagfläche der Handschuhe weiß gekennzeichnet (diese Bestimmung gilt nicht mehr - swissboxing.ch). Wichtig beim Mann-gegen-Mann-Kampf ist das Fairplay. Man schlägt nicht mehr, wenn der Gegner den Boden berührt. Vor dem Kampf und der Urteilsverkündung geben sich beide Kontrahenten die Hand. Nach dem Fight gehen die Boxer in die Ecke des anderen, wo Trainer und Betreuer stehen, und verabschieden sich ordnungsgemäß.

Warum sollte ich boxen?

"Boxen ist die schönste Sportart der Welt", findet Egon Omsen, 57, Landestrainer Nachwuchs im Berlinger Box-Verband. "Weil es sämtliche Muskelgruppen beansprucht und fit hält." Laien unterschätzen die Sportart gerne und tun sie schnell als dumpfes Aufeinanderprügeln ab. Dabei ist Boxen ein kompletter Sport, der Körper und Geist fordert und fördert. "70 Prozent findet über den Kopf statt, nur 30 Prozent über die Physis", schätzt Omsen. Man müsse die Ruhe bewahren, dürfe nicht in Hektik verfallen. Und auf gar keinen Fall sollte man mit Wut im Bauch boxen. Wer mit dem Kopf durch die Wand will, steckt oft schwere Treffer ein. "Dann passieren die meisten Fehler", sagt Omsen. Boxtraining stärkt den Körper, macht stark, schnell und fit. Es schult Konzentration, Kondition und Koordination. Es ist das perfekte Ganzkörpertraining.

Kann das jeder?

Boxen ist nicht nur für Männer, auch Kinder und Frauen können die Boxtechniken erlernen. Aber ob sich jeder in den erforderlichen Fitnesszustand für einen Wettkampf bringen kann, ist fraglich. "Man braucht sicher mindestens ein bis eineinhalb Jahre, bis man zum ersten Mal in den Ring steigt", sagt Boxtrainer Omsen. "Niemals würde ich zwei Anfänger ohne die richtige Vorbereitung aufeinander loslassen." Durchhaltevermögen und eine starke Psyche seien enorm wichtig. "Boxen ist eine Lebensschule. Es lehrt dich Selbstvertrauen, Disziplin, Demut, Siegeswillen. Du lernst, ein Ziel zu haben, dranzubleiben, wiederaufzustehen und keine Angst zu haben." Gerade die Wettkampfsituation ist eine Auseinandersetzung mit den eigenen Ängsten, Schwächen und Stärken. Man kämpft immer auch gegen sich selbst.

Risiken und Nebenwirkungen?

Eins ist klar: Wer bei Nasenbluten schon in Ohnmacht fällt, ist beim Boxen falsch. Das passiert. Auch ein blaues Auge kommt schon mal vor - Veilchen passieren im Übrigen meist, wenn die Köpfe aneinanderrasseln und weniger, weil der Gegner aufs Auge haut. Kopfschutz (die Elite-Boxer tragen ab dem 1. Januar 2013 keine Kopfschützer mehr – swissboxing.ch) und Handschuhe sollen den Boxer vor schwerwiegenden Verletzungen schützen. Und obwohl das Wettkampfboxen weniger brutal ist, als viele denken - ein Sport für Weicheier ist es dennoch nicht. Allein das Training, selbst ohne Sparring, ist knochenhart. Wer das langfristig durchhält, der darf in den Ring. So sieht's aus.

Die schwerste Übung?

Den anderen zu treffen, ohne selbst Treffer zu kassieren.

Was kostet das?

Wer nur das boxspezifische Kraft- und Ausdauertraining ohne Sparring mitmacht, braucht nur normale Sportkleidung. Wer wirklich boxen möchte, muss auch nur wenig Geld investieren. Mitgliedschaften in Boxvereinen sind meist für günstige 8 bis 10 Euro im Monat möglich. Die meisten Vereine stellen Handschuhe und Kopfschutz. Bandagen und Mundschutz kosten rund 20 Euro. Einfache Trainingshandschuhe sind schon ab 30 Euro zu haben.

Peinlichkeitsfaktor?

"Peinlich wäre mir nur, wenn mir im Ring das Hosengummi reißt und die Shorts runterrutscht", sagt Egon Omsen lachend. Ansonsten ist Boxen extrem unpeinlich. Nicht jeder liebt den Sport, aber alle respektieren die sportliche Leistung und die außergewöhnliche Fitness der Ausübenden. Boxer sind einfach verdammt durchtrainiert. 

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