Beindruckender Saisonstart in Carouge

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17.02.2013 14:00 Uhr

Bericht von Ueli E. Adam

17.02.2013 - Der verstorbene Clubgründer, der legendäre Meistertrainer François Sutter,  hätte sich mit Sicherheit über den Saisonstart in Carouge gefreut: Mit einer Affiche, die an die glorreichen Zeiten der Genfer Boxszene erinnert, hat der Club Pugilistique Carouge (CPC) für einen ersten Saisonhöhepunkt gesorgt.

Das begeisterte Publikum in der ausverkauften Salle des Fêtes (mit einem traditionellen Boxing and Dining-Konzept!) honorierte den Aufwand des Teams um Präsident Philippe Rossel und wurde nicht enttäuscht. Wie solid der Kitt der Boxgemeinde in Carouge ist, konnte Ringsprecher und Medienchef Bertrand Duboux mit einer kleinen Ehrung ehemaliger Spitzenboxer im Ring beweisen: mit François Fiol, Michel Giroud, Jean Chiarelli, Flavio Turelli und Benjamin Pitteloud waren die Grössen der Szene sehr gut vertreten.
 

Die Kämpfe der Profis

4x3: Bruno Bouhi, CP Carouge, (77,3 kg, 0-2-0) vs. Joszef Molnar, Ungarn, (78,4 kg, 7-15-1)

Der Neo-Profi aus Carouge kam zu einem leichten Sieg. Bereits nach 2.58 in der ersten Runde knockte er den als Ersatzgegner aufgebotenen Ungarn Joszef Molnar überraschend aus.

Machte mit seinem Gegner kurzen Prozess: Bruno Bouthi (l) knockte seinen Gegner bereits in der 1. Runde aus

Molnar verdaute den Schlaghagel von Bruno Bouhi, der nach zwei verlorenen Kämpfen in den USA in Carouge eine neue Heimat gefunden hat, offensichtlich schlecht. Dafür freuten sich Silvio Chanton und Giorgio Costantino umso mehr um den rasanten Exploit ihres Schützlings.
 

6x3: Santiago San Eusebio, CPC, (50,9 kg, 2-0-0) vs. Anthony Buquet (F), (53,4 kg, 7-5-1)

Lokalmatador San Eusebio begeisterte in seinem dritten Profikampf sein Heimpublikum mit schnellem und attraktivem Boxen. Variantenreich deckte er den Franzosen Buquet mit Kopf- und Körperhaken ein. Anthony Buquet bewies im Gegenzug, dass mit kühlem Kopf und solider französischer Grundschulung impulsive Gegner erfolgreich an der Entfaltung ihres Könnens gehindert werden können.

San Eusebio (r.) wusste sein Heimpublikum zu begeistern, verlor aber trotzdem durch Mehrheiits-entscheid gegen den Franzosen Anthony Buquet

Ab der dritten Runde konterte er aus der Deckung heraus präzis und brachte mehr Schläge ins Ziel als der Mann aus Carouge. Deshalb durfte man auf das Verdikt der Jury gespannt sein. Das Resultat war knapp und ergab nach Konsultation der Blätter ein Unentschieden (Mehrheitsentscheid): Armin Bracher 57:57; Claudine Pascale 57:57; Domenico Gottardi 56:58
 

8x3: Patrick Kinigamazi, CP Carouge, (59,1 kg, 18-2-0) vs. Zsolt Nagy (H), (59,5 kg, 17-21-4)

Nachdem drei vorgesehene Gegner von Kinigamazi kurzfristig absagten und die Veranstalter verzweifeln liessen, sprang schliesslich ein Mann in die Bresche, dem Kinigamazi 2010 nur einen knappen Punktsieg abringen konnte. Ab der ersten Runde liessen Zsolt Nagy und seine Ecke erkennen, dass konsequent um den Sieg gekämpft werden sollte. Der Ungare ist ein nicht zu unterschätzender Journeyman, der 9 seiner 17 Siege durch KO für sich entscheiden konnte.

Bekundete gegen den Journeyman Zsolt Nagy (r.) mehr Mühe als erwartet: Patrick Kinigamazi

Der Lokalmatador aus Carouge, der zuletzt eine unerwartete Niederlage gegen den Franzosen Cornu verkraften musste, zeigte sich der Aufgabe aber erfreulicherweise gewachsen. Trotz den sehr guten Angriffen von Nagy gab er das Heft nie aus der Hand. Kinigamazi punktete zudem auch bei den Experten im Publikum, in dem er die lange gewünschten Rhythmuswechsel einstreute, die bisher bei seiner eher berechenbaren Kampfstrategie vermisst worden waren. Genau das zahlte sich aus: Nagy verlor ab der 5. Runde die Uebersicht und musste sich erneut mit einer Niederlage nach Punkten geschlagen geben. So sahen es die Punktrichter: Armin Bracher 77:75; Claudine Pascale 78:74; Domenico Gottardi 78:74
 

4x3: Emmanuel Moussinga, CP Carouge, (72,8 kg, 1-6-0) vs. Manuel Grimieri (I) (75 kg, 5-0-0)

Der bisher eher glücklos in seine Profikarriere gestartete Kameruner aus England soll in Carouge eine neue Arbeitsplattform finden. Der 23-jährige wurde aber auch in der Schweiz bei der Auswahl des Gegners nicht geschont. Mit Manuel Grimieri De Ioanni, wie der ebenfalls erst 24-jährige Italiener mit komplettem Namen heisst, trat ein ungeschlagener Mann an.

Wahrte gegen Emmanuel Moussinga (l.) seine Ungeschlagenheit: Manuel Grimieri De Ioanni

Diese Reputation bewies der Italiener auch im Ring. Mit langen Händen punktend, aber auch den Infight akzeptierend, liess er Moussinga vorerst keine Chance. Mit einer beeindruckenden Physis – aber noch nicht mit lupenreiner Kondition – machte der Publikumsliebling aus Carouge ab der dritten Runde mächtig Druck. Es reichte nicht. Die Punktrichter sahen den Kampf zu Recht anders als das aufgebrachte Publikum. Sieger nach Punkten Grimieri De Ioanni. Armin Bracher 39:38; Claudine Pascale 37:39; Domenico Gottardi 37:39
 

6x3: Mehdi Bouadla (F) (73,6 kg, 27-5-0) vs. Lorenzo Cosseddù (I) (73,7 kg, 28-8-5)

Der angekündigte Hauptkampf hielt, was die mediale Vorschau versprochen hatte. Mit Bouadla und Cosseddù kreuzten zwei Profis in Carouge die Klingen, die sich schon mit absoluten Top-Leuten duelliert hatten. Am 15. Dezember 2012 unterlag Bouadla in Nürnberg Arthur Abraham im Kampf um den WBO Supermittelgewichts-Titel nach ausgeglichenem Gefecht in der achten Runde auf Grund einer Verletzung. Bouadla (31) stand auch schon gegen Mikkel Kessler im Ring und besiegte den ehemaligen Studer-Gegner Samir Santos Barbosa im Kampf um den WBA International Titel.

Boxen auf hohem Niveau: Ex Arthur Abraham Gegner Mehdi Bouadla (r.) besiegte Lorenzo Cosseddù überaus klar nach Punkten 

Lorenzo Cosseddù (35), ein harter Profi aus Sardinien, ging mit der deutschen Hoffnung Dominik Britsch über die Runden und in seinem Palmarès figurieren mehrheitlich Top-Leute. Die beiden blieben ihrer Reputation in einem animierten Kampf nichts schuldig. Mit Klasse-Boxen, das insbesondere Beobachter mit dem genauen Auge für Feinheiten zu begeistern wusste, lieferten sie sich eine Ringschlacht auf Biegen und Brechen. Der Favorit aus Frankreich hatte immer eine Hand mehr im Spiel und bewies mit einer taktisch und technisch ausgezeichneten Kampfführung, dass mit ihm auf internationaler Ebene auch weiterhin zu rechnen ist. Runde um Runde rang er dem Sarden den schlussendlich eindeutigen Punktsieg ab. Armin Bracher 60:54; Claudine Pascale 59:55; Domenico Gottardi 60:54
 

Kommentar:

Kompliment an die hochmotivierten Organisatoren aus Carouge. Philippe Rossel, Bertrand Duboux, Silvio Chanton und Giorgio Costantino haben mit einem ambitiösen und nicht risikolosen Einsatz bewiesen, wie man das Publikum gewinnt. Verständlich auch, dass man die eigenen Nachwuchsleute im Ring sehen will, um Angehörige und Verwandte zum Besuch der Veranstaltung zu animieren. Bei einem Programm mit 5 Profikämpfen wäre es aber sinnvoller, auch im Amateurbereich nur absolute Spitzenleute boxen zu lassen.

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