Nachruf Richard Marti (14.03.1946 - 18.09.2013)

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14.10.2013 12:33 Uhr

Madeleine

Richi wurde in Windisch/AG geboren und wuchs zusammen mit seinen Eltern und zwei Brüdern in ärmlichen Verhältnissen auf.

Er wünschte sich, Velorennfahrer zu werden. Doch das Geld für ein Fahrrad fehlte. Der Boxclub Brugg bot jedoch Gratistraining an. Mit 16 Jahren trat er diesem bei und konnte am 24.09.1963 seine Lizenz lösen. Sein erster Kampf - den er gewann - fand am 28.09.1963 in Ascona statt. Bis zu seinem letzten Kampf am 16.12.1974 in Basel absolvierte er 71 Kämpfe. 3 x verlor er, 10 endeten unentschieden, die restlichen gewann er.

Im Mai 1988 absolvierte er die Ausbildung in Magglingen für die Trainerlizenz.

Er trainierte Jungs in verschiedenen Box-Clubs. Unter seinem Training wurden 1991 Röthlin in Grenchen Junioren-Meister und 1993 Marc Röschli Schweizermeister im Leichtgewicht.

Während einiger Jahre trainierte er Jungs in Dübendorf in einer Garage, bis sie 2005 den eigenen Boxclub Dübendorf eröffnen konnten, nachdem sie endlich eine geeignete Lokalität fanden.

Bereits 2006 startete der Boxclub Dübendorf in Ascona mit 6 Jungs an den Deutsch/Tessinmeisterschaften. Yusuf Caglak gewann im Kadetten Leichtweltergewicht und Dario Kashani im Halbschwergewicht Junioren.

2009 gewann Seid Dzemaili den Deutsch/Tessin-Meistertitel bei den Junioren und 2010 als Amateur den Schweizermeister im Schwergewicht.

Richi war einerseits ein strenger Trainer der vor allem Disziplin von seinen Jungs forderte, andererseits war er bis 2011 körperlich in der Lage, den Jungs zu zeigen, was er abverlangte.

Ausserhalb des Trainings war er für viele eine verständnisvolle Ansprechperson bei all ihren diversen Problemen wie Liebeskummer, Streit mit Eltern oder Lehrmeistern etc. Jederzeit war er für sie da. Er konnte auch losbrüllen, was seine Freunde mit "Richis schwachen 5-Minuten" betitelten und darüber lachen mussten. Zudem konnte er sehr charmant sein - wenn er wollte.

Wenn einer seiner Jungs verlor sagte er: "Es wird - nicht nur im Sport - immer jemanden geben, der schöner, grösser, reicher, erfolgreicher ist wie du. Es kommt nur darauf an, dass du einen fairen, guten Kampf geboten hast!"

Im September 2012 war er so krank, dass er ins Pflegeheim Dübendorf eingewiesen werden musste. Bis zwei Tage vor seinem Tod behielt er seinen ureigenen Humor. Als ich ihn z.B. fragte, ob ich ihm ein Eis holen solle sagte er, "gern, aber mit Schümli". Da wusste ich, dass er eine Stange meinte. Ich ging zum Bahnhof, liess mir eine Stange Bier zapfen und holte beim Starbooks-Cafe einen leeren Becher zum Umfüllen. Schliesslich konnte ich ja nicht gut mit einer Stange Bier durch den Universitätsspital laufen...

Es ist Richi's innigster Wunsch, kremiert zu werden. Anschliessend sollen Marzia und ich der Glatt entlangspazieren und seine Asche an seinem Lieblingsplatz am Greifensee verstreuen. Wir werden dies nächste Woche tun und ihn freilassen.

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