Schweizermeisterschaften in Zürich

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02.12.2013 19:33 Uhr

Bericht von Gregor Stadelmann (Text) und Jack Schmidli (Fotos)

02.12.2013 - Das Finale der Schweizermeisterschaften hatte spannende Finalkämpfe zu bieten in denen sich mehrheitlich die Favoriten durchsetzen konnten. Doch in mehreren Kategorien waren Boxer am Start, die Potential für die Zukunft bieten. Für Zora Schaffner, Nadia Barriga und Kqiku Elbasan konnte leider kein Meistertitel vergeben werden, da nicht genügend Athleten in ihrer Kategorie gemeldet waren.


v.l.n.r. stehend: Andreas Anderegg, Dat Tai Pham, Anaîs Kistler, Eva Abate, Egzon Maliqaj, Zino Meuli, Sherif Osmani, Elbasan Kqiku, Sandra Brügger, Nadia Barriga, Aldo Homberger, Zora Schaffer, Ukë "Wolf" Smajli, Davide Faraci und Bernardino de Brito 


E48W Serpil Yaygir BA Bern vs. Zora Schaffner BTO Thun

Die Thunerin setzte Yaygir ab der ersten Sekunde unter Druck. Konstant marschierte Schaffner gerade nach vorne und schlug unaufhörlich. Erst ab Mitte der zweiten Runde, als Schaffner kontrollierter und weniger Druck machte, kam Yaygir in den Kampf. Doch die Boxerin aus Thun dominierte und konnte den Kampf klar nach Punkten für sich entscheiden.

E56M Dat Tai Pham BC Nyon vs. Valentino Herrera SR St. Gallen

Herrera (oben links im Bild) zeigte eine gute kämpferische Leistung. Immer wieder marschierte er auf Pham los, welcher dann mit seinem von unten geschlagenen Jab gezielt zustach, eine Aktion setzte und dann leichtfüssig nach links oder rechts auswich. Je länger der Kampf ging, desto besser antizipierte der erfahrenere Mann aus Nyon die Aktionen seines Gegners und blockte immer mehr Schläge ab. Nach drei Runden war der einstimmige Sieger Dat Tai Pham vom Boxclub Nyon.

E54W Andrea Bunge BC Rheintal vs. Nadia Barriga BR Basel

Immer wieder schlug die linke Schlaghand von Nadia Barriga bei der Rheintalerin ein. Diese nahm die Treffer aber ohne Probleme und traf ihrerseits immer wieder mit ihrer rechten Geraden. Beide Boxerinnen zeigten eine gute kämpferische Leistung und suchten immer wieder den Schlagabtausch. Am Ende gewann Nadia Barriga den Kampf durch Mehrheitsentscheid.

E60M Bernardino de Brito Mascarenhas NAB Montreux vs. Matteo Celeschi BC Châtel St-Denis

Schon nach der ersten Aktion war klar, dass die Powerschläge von De Brito (oben links im Bild) dem Mann aus Châtel St-Denis zusetzen werden. Doch Celeschi boxte frech und schlug immer wieder mit, wodurch er De Brito öfters stören konnte. Der Mann aus Montreux marschierte aber konsequent in die Halbdistanz, wo er harte Schläge zum Kopf und Körper setzte. Leider arbeitete De Brito dabei öfters unsauber, wofür er zwei Verwarnungen erhielt. Trotzdem reichte es und nach drei Runden sprachen sich die Punktrichter durch Mehrheitsentscheid für De Brito als neuen Schweizermeister aus.

E57W Eva Abate BC D´Octodure vs. Tina Assmussen BR Basel

Die Stile der beiden Boxerinnen passten nicht zusammen. Beide versuchten über die Aussenbahn zu Treffer zu kommen. So schlugen auch beide Boxerinnen viele Innenhände, was aber vom Ringrichter nicht unterbunden wurde. Eva Abate machte bei ihren Aktionen im Durchschnitt mehr, während Assmussen öfters nur einzelne Hände schlug, um sich danach wieder von ihrer Gegnerin zu lösen. Am Schluss waren sich die Punktrichter uneinig und das Urteil wäre unentschieden gewesen. Jedoch mussten die Punktrichter aufgrund des Turniermodus zwischen der roten und blauen Ecke wählen. So gewann Eva Abate dieses knappe Duell durch Mehrheitsentscheid.

E64M Zino Meuli SR St. Gallen vs. Massimo Venezia BC Riazzino

Meuli war als der grosse Favorit dieser Gewichtsklasse angetreten und schon bald war klar, dass er den Kampf souverän gewinnen würde. Zwar ging Venezia immer wieder überfallartig an den Mann heran und landete dann seine Treffer, doch diese Aktionen waren zu selten. Zino arbeitete hingegen konstant und setzte immer wieder schöne Treffer. Nach drei Runden durfte sich Meuli (oben links im Bild) seinen verdienten fünften Meistertitel abholen.



E64W Sandra Brügger BR Basel vs. Caroline Dousse BC Bulle

Gegen Dousse zu boxen ist nicht einfach. Sie kann auf ihre Gegnerin konstant Druck ausüben und schlägt unorthodoxe Kombinationen. Brügger hatte in der ersten Runde mehr Mühe mit der Boxerin aus Bulle, als sie es wahrscheinlich gedacht hatte. Mehrmals liess sie sich in die Seile drängen. Erst ab der zweiten Runde antizipierte sie die Attacken besser, konnte so ihre Aktion genauer setzen und sich dann entziehen. Dieses Muster verfestigte sich während des Kampfes immer mehr. Somit holte sich Brügger vom BR Basel einen weiteren Gürtel für ihre beachtliche Sammlung.



E69M Egzon Maliqaj BS Gebenstorf vs. Vahram Khudeda BA Bern

Der Kampf war die fünfte Begegnung der beiden Boxer. Beide Boxer starteten langsam und kontrolliert in den Kampf. Zu Beginn des Kampfes waren es die Kontertreffer am Ende der Aktionen, welche Maliqaj die erste Runde brachten. Ab der zweiten Runde kam Khudeda (rechts im Bild) phasenweise besser in den Match, doch der Gebenstorfer hielt dagegen. In der dritten Runde fanden nur wenige Treffer ins Ziel. Beide Boxer hatten sich nun perfekt aufeinander eingestellt. Doch in den letzten Sekunden der dritten Runde fing sich Maliqaj eine Verwarnung ein. Daher war die Erleichterung in der roten Ecke gross, als Maliqaj als neuer Schweizermeister ausgerufen wurde.

E69W Anais Kistler CB Lausanne vs. Sonja Uhlmann BK Bern

Es war der beste Frauenkampf des Tages. Anais Kistler (Bild oben links) ging als Favoritin in diesen Kampf doch die Boxing Kings haben mit Uhlmann eine Athletin, auf welche sie in den nächsten Jahren bauen sollten. Beide Boxerinnen suchten den Schlagabtausch, zeigten aber ein gutes technisches Niveau und legten ein hohes Tempo vor. Dies zogen sie fast bis zum Schluss durch. Kistler konnte sich am Schluss durchsetzten, da sie technisch weiter fortgeschritten ist als Uhlmann. Damit holte sich Kistler in einer zweiten Gewichtsklasse den Schweizermeistertitel.

E75M Davide Faraci BR Baden vs. Amir Orfia CB Lausanne

Der Kampf startete mit hohem Tempo. Doch immer wieder musste der Ringrichter eingreifen und Ermahnungen aussprechen. Beide Boxer nutzten kleine Kniffe, um Aktionen des Gegners zu unterbinden. Wenn Faraci (links im Bild) und Orfia dies unterliessen, war es ein Kampf auf hochstehendem Niveau. Beide Boxer agierten technisch gut ausgebildet. Besonders die zweite Runde, als beide Boxer vermehrt in den Infight gingen, war für die Zuschauer interessant. In der dritten Runde machte Orfia weniger als in den ersten zwei Runden. Faraci nutzte dies sofort und setzte mehrere gute Treffer. Das Punkteurteil war ein Mehrheitsentscheid für den Boxer aus Baden, welcher sich damit seinen siebten Schweizermeistertitel holte.

E81M Smajli Uke BC Sportring Zürich vs. Lazar Kostic SR St. Gallen

Zahlreiche Fans waren für den Zürcher Uke Smajli (links im Bild) anwesend. Dieser starte auch sehr motiviert in den Kampf gegen Lazar. Gekonnt liess er den St. Galler öfters ins Leere laufen, um dann Treffer zu setzten. Kostic liess aber nie locker, sondern suchte immer wieder den Kampf. Smajli wusste aber seine Erfahrung umzusetzen und machte ab der zweiten Runde vermehrt Druck. Der St. Galler duckte sich in solchen Situationen öfters zu tief ab. Der Zürcher liess sich davon aus der Bahn bringen und fing an, seinen Kontrahenten zu provozieren. Dies wäre nicht nötig gewesen. Gegen einen kämpferischen Kostic, welcher nie aufgab, holte sich Smajli überlegen seinen zweiten Schweizermeistertitel.

E91M Sherif Osmani BA Bern vs. Kai-David Pam BC Nyon

Der unorthodoxe Stil von Osmani (links im Bild) machte Pam das Leben schwer. Obwohl er seine Aktionen immer wieder schön vorbereitete, konnte er seine harten Hände oft nicht ins Ziel bringen. Der Berner entzog sich den Angriffen des Boxers aus Nyon immer wieder und landete dann selber harte Treffer. Je länger der Kampf dauerte, desto klarer wurde dieses Schema. Speziell in der letzten Sekunde der zweiten Runde bewies Pam ein hervorragendes Kinn, als er einen Volltreffer einfach wegsteckte. Am Schluss hiess der klare Sieger und neuer Schweizermeister Serif Osmani.

E91+M Elbasan Kqiku BTO Thun vs. Nawshirwan Barzinje BC Zürich

Es war die dritte Begegnung zwischen Kqiku (rechts im Bild) und Barzinje. Zuvor hatte jeder einmal gewonnen. Der dritte Kampf war ebenfalls eine ausgeglichene Sache. Elbasan hatte immer wieder harte Treffer drin, während Barzinje eher über die Anzahl der Treffer Vorteile zu haben schien. Für die Punktrichter war der Kampf schwierig zu bewerten, da sich die Boxer öfter ineinander verkeilten. Beide waren bemüht, den Kampf zu dominieren und suchten daher den Vorwärtsgang. Nach drei Runden entschieden sich die Punktrichter durch Mehrheitsentscheid für Kqiku vom BTO Thun.


Wurde als "Bester Techniker" ausgezeichnet:
Dat Tai Pham (im Bild mit A. Anderegg)
Axel Dröger, Präsident des organisierenden BC Zürich mit Schweizermeisterin Sandra Brügger

Der Ausblick stimmt zuversichtlich. In mehreren Gewichtskategorien sind starke, junge Boxerinnen und Boxer vorhanden, die mit der richtigen Förderung in den nächsten Jahren grosse Entwicklungsschritte machen werden. Davon werden auch die jeweiligen Favoriten profitieren. Man nehme nur das Mittelgewicht, wo sich mit Faraci, Pepshi, Roque und Orfia ein qualitativ hochstehendes Trainingslager veranstalten liesse.


Die Damen des BR Basel sicherten sich den Mannschaftsmeistertitel. Bemerkenswert: Im Meisterteam gibt es keine männlichen Athleten

Würde auch gegen einen der Klitschkos in den Ring steigen: Der furchtlose Ivo "The Warrior" Andelic (im Bild mit Ex-Nationaltrainer Res Schenk)

Es liegt in der Natur des Amateurboxens, dass Sportler nach einer gewissen Zeit zu den Profis oder gar die Sportart wechseln. Daher ist die Förderung der B- und C-Mannschaft von Bedeutung. Dafür dürfen auch die Vereine oder die Sportler, wie dies in anderen Sportarten auch üblich ist, in die Pflicht genommen werden. Mit einem solchen Vorgehen würden wir noch interessantere Meisterschaften zu sehen kriegen.


Egzon Maliqaj mit seinem stolzen Vater (rechts im Bild) und dem Trainer-Duo Albert Brönnimann (links) und Pascal "Chagaev" Stalder

Guido Carrera, Mitglied der Berufsbox-Kommission (links) mit Sport-Manager Federico Beresini und SwissBoxing-Präsident Andreas Anderegg

 

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