SBT siegt in Romanshorn klar, Lokalmatador Meuli mit Niederlage

«Zurück

27.04.2014 19:00 Uhr

27.04.2014 - Die gut 300 Fans im Eissportzentrum Romanshorn unterstützten den Einheimischen Boxer zwar nach Kräften. Aber es nützte alles nichts: Zino Meuli schaffte es in seinem Kampf nicht, den Sieg des Swiss Boxing Teams (SBT) gegen eine süddeutsche Auswahl noch deutlicher zu gestalten. Trotz Meulis Niederlage gewann das SBT aber die neun Matches des Romanshorner Ländervergleichs deutlich mit 14:4. Aus dem insgesamt solide bis überzeugend auftretenden SBT ragten die Gebrüder Smajli vom BC Zürich heraus: Urim, der jüngere Bruder, bewies, dass auch er schon über ordentlich Dampf in den Fäusten verfügt und zerlegte seinen armen Gegner nach allen Regeln der Kunst – ein Versprechen für die Zukunft. Und Ukë bodigte zum zweiten Mal innert eines Monats Yasin Başar in einem Kampf auf hervorragendem Niveau. Die Kontrahenden waren sich schon zu Beginn des Monats in Paris gegenüber gestanden.
 

Bericht von Gérald Kurth (Text) und Andreas Anderegg (Fotos)

Die deutliche Niederlage Meulis (3:0 Richterstimmen) gab des Kampfverlauf letztlich ebenso wenig wieder wie einige knappe Siege für die SBT-Boxer, die vorher zustande gekommen waren: Die Mehrheitsentscheide für Nelson Roque oder Fuat Zenuni waren alles andere als zwingend. Solide, wenn auch fürs Limit wenig variabel und langsam gestaltete Sava Kostić seinen Auftritt: Obwohl fünf Kilo schwerer, trat sein deutscher Gegner allzu harmlos auf. Und konnte so Kostić zu keinem Zeitpunkt gefährlich werden, obwohl der St. Galler konstant mit hängender Deckung operierte und auf die Chance zum Konter wartete. So vernachlässigte er allzu lange seinen eigentlich wirkungsvollen Jab. Erst in der letzten Runde setzte er die Auslage auch mal ein und brachte sie denn auch problemlos ins Ziel.

Die Elitekämpfe – Auswahl

Zino Meuli (SBT, 69.5 kg) vs. Kushtrim Mahmuti (D, 66.4 kg)

Obwohl voll austrainiert, wirkte Schweizermeister Zino Meuli (links im Bild) weniger spritzig als gewohnt. Lag es daran, dass er während eines halbjährigen USA-Aufenthalts sein Kampfgewicht erhöht hat und nun knapp 70 Kilo auf die Waage bringt? Jedenfalls liess der Einheimische die Flinkheit vermissen und kam vor dem Thurgauer Publikum nie auf sein gewohntes Rendement. Massgeblich für den insgesamt wenig inspirierenden Fight war aber die Kampfanlage Mahmutis: Der ungestüm anrennende Deutsche brachte Meuli mit Salven von kurzen linken Schwingern zum Kopf immer wieder in Bedrängnis. Ebenso oft preschte der ohnehin kleinere Mahmuti mit tiefem Kopf vor und konnte Meuli dazu verleiten, sich jeweils auf ihn zu legen oder zu klammern. Natürlich war es schwierig, gegen einen derart explosiv angreifenden Gegner die Distanz zu wahren. Zu aufsässig sprang der Deutsche Meuli immer wieder an oder wühlte sich mit kurzen Haken zu Kopf und Körper am Thurgauer hoch. Und doch: Meuli liess sich zu oft auf den Infight ein, statt die Reichweitenvorteile zu wahren und Mahmuti mit langen Händen abzukontern. So wäre er auch den staccato geschlagenen Schwingern ausgewichen, die oft mit der Innenhand geschlagen waren und leider ungeahndet blieben. Umso bizarrer mutete die Reaktion der deutschen Coaches an, die wegen einigen Klammerpausen Meulis die Contenance verloren, den Kampf mit Zwischenrufen an die Adresse von Ringrichter Benjamin Jagel unterbrachen und gar mit der Abreise drohten.

Urim Smajli (SBT, 70.3 kg) vs. André Zwirnmann (D, 74 kg)

André Zwirnmann konnte einem leid tun: der arme Deutsche musste sich vom glänzend disponierten jüngeren Smajli buchstäblich weich klopfen lassen. Erst in der dritten Runde hatten die Betreuer Zwirnmanns, nach vielen harten Treffern und zweimaligem Anzählen, ein Einsehen und nahmen ihren Schützling per Handtuchwurf aus dem Kampf. Smajlis Kampfführung war eine technische und athletische Augenweide: Keine Aktion des Zürchers erfolgt unüberlegt, jede Kombination ist geplant und wird konsequent abgeschlossen. Obwohl mit leichten Reichweitennachteilen, arbeitet sich Smajli ohne Hast in die Halbdistanz vor, um von dort seine knallharten und schnörkellosen Links-Rechts-Kombinationen ins Ziel zu bringen. Erkannte er nach seinen Treffern die entstandene Lücke, schickte er sofort auch noch eine harte dritte Hand hinterher. Das war sauberes Boxen – ohne jedes Blendwerk, aber äusserst effizient.

Egzon Maliqaj (SBT, 71.5 kg) vs. Andreas Deisling (D, 69.9 kg)

Der routinierte Gebenstorfer Maliqaj kontrollierte seinen Gegner zumindet zu Beginn problemlos. Obwohl optisch in der Defensive, setzte er im Rückwärtsgang immer wieder präzise Konter und sammelte so sukzessive Punkte. Maliqaj verrichtet dabei konsequente Fussarbeit. Diese wurde umso wichtiger, als der Deutsche im dritten Durchgang noch mal alles auf eine Karte setzte und versuchte, Maliqaj mit wilden Schwingern unter Druck zu setzen. Sie fielen aber zu unbedarft aus, um den Schweizer noch mal ernsthaft in Gefahr zu bringen. Logische Konsequenz: Ein solider und verdienter Sieg nach Punkten für Maliqaj.

Seid Džemaili (SBT, 94.5 kg) vs. Avdi Asllani  (D, 94.6 kg)

In diesem Kampf, der zu den besten des Abends gehörte, nutzte Rechtausleger Džemaili seine physischen Vorteile geschickt aus und hielt den Gegner mit seinem langen Jab auf Distanz. Obwohl im Schwergewicht boxend, entzog sicher der Schweizer den Attacken des deutschen Kontrahenten immer wieder leichtfüssig, um ihn sofort aus der Rückwärtsbewegung abzukontern. Kein Wunder, dass Asllanis Frustration ob dieses Kampfverlaufs zusehends wuchs. Es erstaunte denn auch nicht, dass er wegen unsauberer Kampfführung in der dritten Runde verwarnt wurde. Damit fiel der einstimme Punktsieg für Džemaili nur noch deutlicher aus. Ein solider und überzeugender Auftritt des Schweizers.

Ukë Smajli (SBT, 80.7 kg) vs. Yasin Başar (D, 82.7 kg)

Die beiden Boxer waren sich schon am 3. April in Paris anlässlich des gut besetzten internationalen Turniers „Ceinture Montana“ gegenübergestanden, wo Uke „The Wolf“ Smajli eine Goldmedaille für die Schweiz erringen konnte. Dementsprechend heiss war Başar darauf, Revanche für die Niederlage vor Monatsfrist zu nehmen. Auch diesmal hatte er jedoch gegen einen einmal mehr überragenden Smajli keine Chance. Der Zürcher setzte seinen Gegner von Beginn an unaufgeregt aus der Ringmitte unter Druck. In der zweiten Runde schaffte es Başar zwar, Smajli vermehrt in die Defensive zu drängen, ohne diesen jedoch ernsthaft zu gefährden. Zu routiniert erwehrte sich Smajli der Attacken und punktete seinerseits fleissig mit eingestreuten Händen. Am Ende resultierte einmal mehr ein eindeutiges Urteil (3:0 Richterstimmen) zu Gunsten des magistralen Smajli. Bemerkenswert: Während des gesamten Kampfes musste Ringrichter Thomas Walser kaum eingreifen. Das Duell auf hohem Niveau zeichnete sich auch durch überdurchschnittliche Fairness aus.

Resultatübersicht

Sponsoren

Partner