Mister Knock-out

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25.07.2014 08:01 Uhr

Der Boxer Gennadi Golowkin
 

Neue Zürcher Zeitung vom 25.07.2014

job. ⋅ Zahlen sind längst nicht alles im Boxen, doch manchmal unterstreichen sie eine besonders auffällige Qualität. Der amerikanische Pay-TV-Sender HBO etwa jongliert dieser Tage mit den Ziffern 89,66. Sie stehen für den prozentualen Anteil an vorzeitigen Siegen, die Gennadi Golowkin bis dato im Ring erzielt hat. Es ist die höchste K.-o.-Rate aller 68 Champions, die die vier massgebenden Verbände derzeit in 17 Gewichtsklassen führen. Ein Alleinstellungsmerkmal, das durch eine Serie noch verstärkt wird: Die letzten 16 Vergleiche hat der in Stuttgart lebende Mittelgewichtler aus Kasachstan allesamt vorzeitig gewonnen.

Gennadi Golowkin (l.) im Kampf gegen Gabriel Rosado


Wie Rodeo

Das kommt hervorragend an auf dem amerikanischen TV-Markt, der das Spektakuläre verehrt. Kampfabende mit Golowkin (29 Siege seit 2006) funktionieren hier wie ein Rodeo: Man schaut gespannt zu, wie lange sich der jeweils nächste Kandidat oben hält. Lange dauerte es jeweils nicht. Der 32-jährige WBA-Champion vereint in seinem Box-Repertoire schulbuchmässige Technik, Zähigkeit und Schlagkraft, die seine Gegner früh in die Verzweiflung treiben. Nun ist es Daniel Geale, der ein Jahr ältere, zweifache Ex-Weltmeister aus Australien, der sich am K.-o.-Schläger versuchen darf – nachdem Julio Cesar Chavez Jr., der zunächst gebucht war, wie manch anderer Konkurrent davor wieder abgesprungen ist. Der Gipfel steigt zum Samstag im New Yorker Madison Square Garden, wo nur die Grössten ihrer Zunft auftreten.

Das riesige Areal wird dann auf gut 9000 Plätze verkleinert, denn das Produkt Golowkin ist vorerst eine Zwischengrösse: auf dem Weg zum Star im Boxen, aber noch nicht dort angekommen. Deutsche Sender haben dem Wahl-Stuttgarter zunächst kaum Potenzial für den heimischen TV-Markt zugetraut, sein Deutsch ist eher rudimentär. So ist die Nummer 8 in der unabhängigen Rangliste der besten Faustkämpfer «pound for pound» fast notgedrungen eine internationale Marke geworden. Promotet von Tom Loeffler, der im Auftrag des Klitschko-Unternehmens von Los Angeles aus tätig ist, betreut vom wortkargen Deutsch-Russen Oleg Herrmann und trainiert von Star-Coach Abel Sanchez in Südkalifornien.

Live zur Morgenstunde

Der Ritt durch die Zeitzonen ist an dem 1,79 Meter grossen Profi bisher spurlos vorübergegangen, er wirkt eher noch fokussierter. Sein Wert dürfte weiter steigen, sollte auch Geale, der 2012 mit einem Punktsieg gegen den Kölner Felix Sturm Doppel-Weltmeister wurde, am Samstag unsanft auf dem Boden landen. Auch der deutsche Privatsender Sat 1, der bisher auf Sturm setzte, übernimmt nun zum frühen Sonntag (4 Uhr 30 MESZ) das Live-Signal aus New York. Es könnte der erste Kampf seit langem werden, der den WBA-Champion deutlich länger fordert – sein Widersacher schlägt mit hoher Frequenz und lässt konditionell kaum nach. Tom Loeffler zeigt sich dennoch zuversichtlich. In Bestform sei sein Protégé derzeit nicht zu besiegen, und auch diesmal habe er «perfekt trainiert».

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