Viviane Obenauf mit spektakulärem KO-Sieg in der Matte (Bern)

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03.11.2014 12:54 Uhr

Ueli E. Adam

02.11.2014 - Die „Matte“ ist nicht die Matte im Boxring, sondern ein legendäres Quartier in Bern, dort wo die echten Mätteler noch Mattenenglisch (ein uraltes Idiom) sprechen. Viviane Obenauf (Boxing Kings Thun, rechts im Bild ) erwies dem Quartier im übertragenen Sinn die Ehre: sie schickte ihre Gegnerin mit einem furiosen KO auf die Matte des Boxens. Die Veranstaltung in Bern war aber auch in anderer Hinsicht bemerkenswert. Der Club mit dem anspruchsvollen Namen „Boxen zur Bildung“ hat unter der Leitung  von Pascal Brawand und Team in der altehrwürdigen Matte-Turnhalle ein Meeting organisiert, das  tatsächlich Bildung vermittelte: mit schönen Kämpfen wurde bewiesen, dass auch für das Boxen eine solide Ausbildung entscheidend ist.

Viviane Obenauf (59,80 kg, BK Thun 2-0-0) vs. Zsofia Bedo, Ungarn, 60,2 kg, 12-31-1)

Viviane Obenauf hat Perspektiven. Das hat sie in ihrem dritten Profikampf in zweierlei Hinsicht Kampf bewiesen: mit dem Resultat und mit Art, wie es zustande gekommen ist.  Zsofia Bedo stand schon mit Ramona Kühne im Ring und ging mit Aniya Seki zweimal über die volle Distanz. Natürlich war klar, dass die Ungarin keine Siegboxerin ist, aber die Routine einer seriösen Gastarbeiterin darf nie unterschätzt werden. Umso überzeugender der Sieg der Thunerin: unter Trainer André Schenk ist das explosive Kraftpaket bereits entscheidend gereift. Zwar setzte sie die Ungarin von Beginn weg unter Druck, aber nicht, wie in ihren ersten Kämpfen, nur auf brachiale Gewalt zu setzen. Nach kurzer, aber genauer Einschätzung deckte sie Bedo mit wuchtigen Serien ein, die nicht nur hart, sondern auch präzis trafen. Das Resultat liess nicht lange auf sich warten. Nach 1’55 in der ersten Runde knockte sie die Ungarin überzeugend aus.

Die Rahmenkämpfe der Amateure

Die 9 angesetzten Kämpfe machten Freude. Sechs Kämpfe (!) waren für Junioren, Jugend und Kadetten reserviert. Die jungen Boxerinnen und Boxer aus Genf, Nyon, Schaffhausen, Biel, Thun und Bern zeigten spannenden Sport und durchwegs gute Ausbildungsansätze. Für ein besonderes Highlight sorgte ein Frauenkampf.

52 kg Juniorinnen: Fiona Wyss (Boxen zur Bildung) vs. Marie Bachmeier (Fürstenfeldbruck D)

Was die Bernerin (links im Bild) in diesem Kampf zeigte, war schlichtweg begeisternd. In ihrem vierten Kampf gegen eine sehr gute Deutsche überzeugte Fiona Wyss in jeder Beziehung. Mit hoher Schlagfrequenz, Präzision und Kondition liess sie der keineswegs inferioren Bachmeier keine Chance und siegte mit einem klaren 3:0. Talent und eine gute Ausbildung durch das Team waren unverkennbar.

Elite Superschwer: Mischa Ryser (Boxen zur Bildung Bern) vs. Uros Obradovic (BC Basel)

Boxer aus Basel treten immer sehr gut ausgebildet an. Das trifft auch für Obradovic zu, der als 20-jähriger zudem bereits mit der Erfahrung aus 10 Kämpfen antreten konnte. Ryser (Jg. 1980), der dank der Betreuung durch Pascal Brawand erst spät zu einer Wettkampf-Karriere gefunden hat, machte in seinem zweiten Kampf dem Youngster aus Basel die Sache aber nicht einfach. Nach einem animierten Gefecht sahen es auch die Punktrichter so und werteten den Kampf unentschieden.

Elite Halbwelter: Daniel Egbide (BC Genevois) vs. Gary Moussa (Cernay, France)

Die beiden Kämpfer traten mit grossen Ambitionen an. Für den Genfer wurde ein Mann verpflichtet, der mit seinem technischen Können dem 22-jährigen Egbide alles abverlangte. Sein Trainer Samir Hotic, der wie viele Betreuer oft an den Entscheiden des Kampfgerichtes zweifelt, war nach einem spannenden Kampf mit dem 3:0 für seinen Schützling jedenfalls gut bedient: man hätte den Sieger auch in der blauen Ecke (Moussa) sehen können!

Elite Weltergewicht: Michael Kurmann (BG Bern) vs. Albino Vincente Cachia (BC Neuchâtel)

Kurmann lieferte einen der besten Kämpfe des Abends. Silvio und Claudio Durante vom Box Gym Bern haben mit ihm einen Klassekämpfer in Stall. Was Kurmann gegen den Neuenburger zeigte, war bestes Amateurboxen und der Sieg mit 3:0 Richterstimmen hochverdient. Auf weitere Kämpfe von Kurmann darf man gespannt sein.

Fazit: Tolle Atmosphäre in der Matte, gutes Boxen, tolle Begleitmusik – ein Fest für jeden Boxsport-Freund.

 

 

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