IBF Youth Weltmeisterschaft in Visp: Alain Chervet mit beeindruckendem Titelgewinn

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29.05.2016 17:53 Uhr

Ueli E. Adam, 29.05.2016

Seine ganze Familie war da und durfte den bisher grössten Erfolg des jungen Chervet miterleben: die Eltern mit dem erfolgreichen Vater Walter Chervet, Lea mit Alains kürzlich geborenem Sohn (der bereits einen Boxgürtel um die Strampelhöschen trug) und  natürlich der legendäre Onkel Fritz Chervet. Ein grosses Kompliment verdienen die Organisatoren. Daniel Hartmann, Boxing Kings,  hat mit dem neuen Walliser Partner Stefan Oberholzer (Boxing Kings Wallis) ganze Arbeit geleistet: bereits im Vorverkauf konnten 600 Karten abgesetzt werden. Swiss-Boxing Präsident Andreas Anderegg überbrachte die Grüsse des Verbandes und Ringsprecher Jack Schmidli führte wie gewohnt sehr informativ durch die Veranstaltung. Die Boxfreunde haben die Arbeit gewürdigt. In der voll besetzten Litterna-Halle wurde vor begeistertem Publikum Boxgeschichte geschrieben.


Der Mainevent:
 

Alain Chervet (Schweiz, 11-0-2), 62,6 kg vs. Ignas Shadrack, (Tansania, 8-3-1), 63,5 kg

Mit einem spektakulären KO-Sieg bewies der Berner Boxing King in seinem vierzehnten Profikampf, dass sich eine gute Vorbereitung auszahlt: 12 Wochen lang hat Trainer und Manager Daniel Hartmann seinen Schützling mit über 120 Sparringrunden (u.a. mit Yves Studer, Istvan Szili, Gabor Vetö) und einem Trainingslager in Berlin auf den grossen Kampf vorbereitet. Das war auch durchaus nötig: der von der IBF vorgeschriebene Gegner im Titelkampf hat nur erstklassige Gegner geboxt und sein Kampfname „Dynamite“ deutete an, was den Berner erwarten würde.

Chervet weicht der linken Geraden seines Gegners geschickt aus

Nach den ersten 2 Minuten der ersten Runde war Chervet überzeugt, über die volle Distanz gehen zu müssen (10 Runden). Der Tansanier versuchte mit harten Schlaghänden und guter Beinarbeit das Diktat zu übernehmen. Alain Chervet aber bewies taktische und technische Reife. Nach einer sorgfältigen Einschätzung des Gegners schickte er Shadrack mit präzisen Schlägen erstmals auf die Bretter. Der Tansanier startete aber im Vollbesitz der Kräfte in die zweite Runde und noch nichts liess ein vorzeitiges Ende erahnen. Chervet’s Präzision brachte die Entscheidung: mit einer perfekten Kombination knockte er Shadrack nach 2’55 in der zweiten Runde aus. Die Halle bebte und Alain Chervet holte sich mit einer brillanten Leistung den Titel eines Youth-Weltmeister nach Version IBF.

Ignas Shadarack wird von Ringrichter Beat Hausammann ausgezählt

 

Die Vorkämpfe der Profis:
 

Ylli Rashiti (Schweiz, 5-0-1), 88,1 kg vs. Mile Nikolic (Serbien, 18-30-1), 83,6 kg

Der für Ragaz startende Neo-Profi aus Altstätten hatte keine leichte Aufgabe. Gegen einen ausgebufften Journey-Man aus Serbien musste er Dominanz erkennen lassen, um nicht mit abwertenden Kommentaren abgestraft zu werden. Rashiti hat die Aufgabe gut gelöst. Er ist technisch reifer geworden und schätzte den Gegner sorgfältig ein. Ab der dritten Runde dominierte er das Kampfgeschehen von der Ringmitte aus und liess mit soliden Kombinationen echte Fortschritte erkennen. Damit überzeugte er das Kampfgericht, das ihn nach sechs Runden mit einem einstimmigen Urteil belohnte: Claudine Pascale 60:54, Bertrand Bossel 60:54. Corrado Corsi 60:54.

Ylli Rashiti greift seinen routinierten Gegner, der bereits zum 51. Mal als Profi im Seilgeviert steht, vehement an

Enes Zecirevic (Schweiz, 14-2-0), 79,2 kg vs. Aleksandar Petrovic (Serbien, 2-7-1) 77,6 kg

Zecirevic ist zu Recht ein absoluter Publikumsliebling. Wenn er boxt, ist Spektakel angesagt. Er bringt alles mit, um im Ring dominieren zu können: erstklassige Physis, top-austrainiert, furchtlos und mit einem Hammer in beiden Händen. So war denn zu befürchten, dass sein serbischer Gegner mit dem dürftigen Kampfrekord schnell schlapp machen könnte. Genau so sah es ab der ersten Runde auch aus: mit dynamischen und variablen Schlägen, technisch beeindruckend, trieb Zecirevic den überfordert scheinenden Petrovic vor sich her. Aber leider hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der vorzeitige Sieg liess sich nicht realisieren, Petrovic hingegen wurde zum Helden der Verlierer. Der Serbe verteidigte seine Haut, ohne je zu unschönen Mätzchen greifen zu müssen. Er war jedoch boxerisch nicht in der Lage, Zecirevic in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Er ging mit dem dynamischen Schweizer beeindruckend über die Runden und musste sich nur über die Score-Cards geschlagen geben.

Aleksandar Petrovic (r.) wehrt sich mit (fast) allen Mitteln gegen die drohende K.o-Niederlage

Zecirevic hätte dem Serben in jeder Runde mehr Raum für eigene Angriffe einräumen müssen. Petrovic wäre mit Sicherheit in diese Falle getappt und Zecirevic hätte mit einem präzisen Konter den klassischen KO realisieren können. An seinem klaren Punktsieg gab es jedoch nichts zu rütteln. Claudine Pascale 60:54, Bertrand Bossel 60:54. Corrado Corsi 60:54.

Die Vorkämpfe der Amateure:
 

Mit sieben Amateurkämpfen, davon fünf gegen eine Staffel aus Italien, haben die Organisatoren versucht, das Publikum auf die Hauptkämpfe einzustimmen. Das ist durchaus gelungen. Zunächst muss man die Lokalmatadore erwähnen: Arianit Iseni und Marco Moser, beide BK Brig, erkämpften bemerkenswerte Siege. Während Iseni mit einem TKO-R (Aufgabe des Gegners) in der zweiten Runde erfolgreich war, zeigte Marco Moser in seinem ersten Kampf gegen einen guten Gegner spektakuläres Boxen, technisch schon auf einem Level, das für die Zukunft Positives erwarten lässt. Andri Beiner, das grosse Talent aus Thun, besiegte einen sehr guten Italiener mit 3:0 Richterstimmen, während sich Fiona Wyss (BZB Bern) und Nicole von Känel (BTO Thun) mit einem Unentschieden begnügen mussten. Der Kampfausgang darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass beide Schweizerinnen gegen die Italienerinnen mit gutem Boxen überzeugt haben. Julien Calvete (BC Nyon) besiegte seinen Gegner aus Italien durch Disqualifikation in der dritten Runde und Shcipion Hoti verlor seinen Kampf mit einer 1:2 Punktewertung, wusste aber gegen einen starken Gegner durchaus zu überzeugen.

Der (zurecht) stolze neue IBF-Champion im Junior-Weltergewicht heisst Alain Chervet SwissBoxing-Präsident Andreas Anderegg mit Boxlegende Fritz Chervet

 

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