„Bern boxt“ – Grossartige Kleinringveranstaltung

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18.02.2018 12:39 Uhr

Jack Schmidli, 18.02.2018

„Bern boxt“ war die Leitidee für die gestrige Boxveranstaltung in der Mattehalle in Bern, wo sich Boxer, grossmehrheitlich Anfänger und mehrheitlich Berner Boxclubs angehörend, dem Publikum auf teils (für Anfänger) erstaunlich gutem Niveau präsentierten. Im letzten Kampf des Abends, der mit der Paarung Elmo Gabriel Santana (Boxen zur Bildung) und Julien Baillifard (BC Martigny) quasi als Mainevent über die Bühne ging, und der Heimboxer für sich entschied, fand eine tolle Veranstaltung mit begeistertem Publikum ihren Abschluss.

Im Mainevent duellieren sich Julien Baillifard (l.) und Elmo Gabriel Santana
(Foto: Peter Eichenberger, Fotos / Reportagen, www.uhpe.ch)

Die Mattehalle im legendären Mattequartier war bis auf den letzten Stehplatz besetzt. Es ist faszinierend, dass es mit acht Anfängerkämpfen (lediglich die beiden letzten Fights wurden von etwas erfahrereren Boxern bestritten) gelingt, eine solch bombastische Stimmung zu erzeugen.  Nicht nur Hervé Kellenberger, der Matchmaker,  sondern auch die berührende Musik des Gitarristen und Sängers Oli  leisteten einen wichtigen Beitrag zum Erfolg.  Die Idee des Leiters von „Boxen zur Bildung“, Pascal Brawand, für den der Mensch und dessen Entwicklung aber auch die Integration von Menschen aus fremden Kulturen im Vordergrund steht, bewährt sich weiterhin.

Die Kämpfe im Telegrammstil:

Im ersten Kampf des Abends gewann der klar überlegene Joël Dittmar (BC Solothurn) gegen Abdullah Boojnah (FR Biel) durch Abbruch in der 2. Runde. Obschon Khalil Sheran (BC Bern) einen Gewichtsvorteil von 4 Kilogramm hatte, musste er sich dem Rechtsausleger Maxime Bezençon (FD Lausanne) mit 3 zu 0 Richterstimmen geschlagen geben. Einen Kampf auf Biegen und Brechen lieferten sich Nicolas Solero (ABCB) und Jonuzi Mensur (FR Biel) im Schwergewicht. Der von Trainer Gabor Vetö (dieser hält einen lupenreinen Profirekord mit 31 Kämpfen und 31 Siegen!) gut eingestellte Solero gewann gegen Mensur, der gegen Ende des Kampfes konditionell stark abbaute,  verdient nach Punkten. Gegen David Misa Perez (BC Bern) zog Noah Preisig (Arnold Box Figt) den Kürzeren. Der Berner war am gestrigen Abend auch konditionell der bessere Mann.  Mit explosiven und überfallartigen Angriffen machte Rameez Rahimi (BC Martigny) seinem Widersacher Mahram Nazary (BC Luzern) das Leben schwer. Nach einem Niederschlag in der 2. Runde warf der Trainer des Luzerners das Handtuch zum Zeichen der Aufgabe.

Nur sehr kurz dauerte der 6. Kampf des Abends. Al-Isawl Jasim (FR Biel) machte mit Lucas Porsius (BzB), der wegen den vehementen Angriffen des Bielers nicht in den Kampf fand, kurzen Prozess und schickte diesen zweimal in der 1. Runde in den Ringstaub, sodass Ringrichter Benjamin Jagel ein Einsehen hatte und Lucas aus dem Kampf nahm. Mit seinem Kampfstil erinnerte der seinem Gegner Jegaswissan Jeganathan (BT Ittigen) grössenmässig unterlegene Max Seifritz (ABCB) etwas an den legendären Rocky Marciano. Seifritz trieb seinen Gegner permanent vor sich hin und attackierte diesen mit beiden Händen. Bevor Seiffritz einen Knockout-Schlag à la Marciano landen konnte, nahm die Ecke den überforderten Jeganathan in der 3. Runde aus dem Kampf. Auffallend bei diesem Kampf war, wie gut Seifritz die Anweisungen seines Trainers Gabor Veto umsetzte. Beim 8. Kampf zwischen Christopher Muoafo (BC Biel) und Rahmatullah Hayati (BC Bern) duellierten sich zwei Boxer im Halbweltergewicht (- 64 kg) auf Augenhöhe. Beide Kämpfer suchten während des gesamten Kampfes den Schlagabtausch, brachten sehenswerte Treffer ins Ziel und brillierten mit einer unglaublichen Kondition. Allerdings sind Zweifel darüber angebracht, ob die beiden Boxer – wie in den Lizenzen vermerkt - wirklich zum ersten Mal in ihrer Karriere im Ring standen. Zum Sieger mit 2 zu 1 Richterstimmen wurde Muoafo ausgerufen.

Sehr kämpferische Angelegenheit mit dem besseren Ende für Jan Zerioul (l. Andrea Marciello)
(Foto: Peter Eichenberger, Fotos / Reportagen, www.uhpe.ch)

Den vorletzten Kampf gewann Jan Zerioul (FD Lausanne) ebenfalls per Split Decision gegen Andrea Marciello (ABCB). Im Gegensatz zu den bisherigen Kämpfern standen bei diesem Duell zwei relativ erfahrene Boxer im Ring. Obschon Marciello unentwegt wie ein Terrier angriff, war ihm der Sieg, den er aus Sicht des Schreibenden verdient hätte,  nicht vergönnt.

Bereits zum zweiten Mal standen sich der Vorzeigeboxer von „Boxen zur Bildung“, Elmo Gabriel Santana, und der Routinier und Westschweizermeister von 2017, Julien Baillifard (BC Martigny) im Seilgeviert gegenüber. Während Santana über beeindruckende Reflexe verfügt und auf schnellen Beinen agiert, ist Baillifard mehr der „Pressure Figther“. Beide Boxer lieferten dem Publikum einen tollen Kampf, den der Brasilianer aus der roten Ecke auch gestern Abend einstimmig für sich entschied.

Die Box-Aficionados dürfen sich bereits heute auf den nächsten Box-Event in der ehrwürdigen Mattehalle freuen.

Motivieren ihre Schützlinge zu Höchstleistungen, die Berner Boxtrainer (v.l.n.r.) Sandro Huber (BC Bern), Marco Spath (MS-Gym Ittigen), Vito Rana (BC Bern), MIchael Biernstiel (Boxen zur Bildung) und Gabor Vetö (Athletic-Box-Club-Bern, ABCB)
(Foto: Peter Eichenberger, Fotos / Reportagen, www.uhpe.ch)

 

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