AIBA verabschiedet sich vom Profiboxen
04.11.2018 15:57 Uhr
Andreas Anderegg, 03.11.2018
Die International Boxing Association AIBA hat sich am Freitag definitiv vom Profiboxen verabschiedet. Beim Kongress in Moskau stimmten die Delegierten mit 98 zu 4 Stimmen der Streichung des AIBA Pro Boxing (APB) aus den Statuten zu.
Andreas Anderegg, 03.11.2018
Diskussionen gab es zum Streichungsantrag betreffend APB keine – man war sichtlich froh, dieses trübe Kapitel abschliessen zu können. Denn mit dem Versuch, im Profigeschäft Fuss fassen zu können, ist die AIBA gescheitert – und wie. Statt der erhofften Positionierung als weltumspannender Boxverband, der als einziger neben dem Olympischen Boxen auch das Profiboxen mit Erfolg anbietet, wurden nur gigantische Verluste eingefahren.
Kurz vor dem Bankrott
Gepaart mit einer offensichtlich schier unkontrollierten Ausgabenfreude des damaligen Präsidenten Wu und seinem sportlichen Direktor Ho Kim, der bis 2015 im Amt war und zu den geistigen Vätern des APB gehört, musste alleine von 2014 bis 2018 ein Verlust im Umfang von rund 24 Mio. Franken verzeichnet werden. Damit verbunden wurde aus einem Vermögen rasch einmal ein grosser Schuldenberg und die AIBA stand kurz vor dem Bankrott.
Ausgabenlimit
In der Folge wurde Wu gegen Ende letzten Jahres entmachtet und auf ihn folgte im Januar in Dubai mit dem Russen Gafur Rahimov ein interimistischer Nachfolger. Mittlerweile ist die AIBA unter anderem dank Verhandlungen mit Gläubigern finanziell wieder auf Kurs. Ausserdem gibt’s beispielsweise statt der früheren Budgets im Umfang von 12 bis 13 Mio. Franken pro Jahr nun ein Limit von 6 Mio. Franken pro Jahr.
Etwas bewegen
Trotz des geringeren Budgetvolumens will die AIBA sportlich einiges erreichen. So wird das Projekt für eine Box-Akademie in Italien (Assisi) weiter vorangetrieben und die Entwicklung des Boxsports in der Karibik wird während dreier Jahre mit je 300'000 Franken gefördert. Daneben wird auch das Frauenboxen verstärkt gefördert. Dabei sollen unter anderem weltweit gemischte Veranstaltungen mit Damenboxen und Herrenboxen durchgeführt werden – heute ist das in vielen Ländern noch konsequent getrennt.
WSB ein Erfolg
Im Gegensatz zum APB ist die internationale Box-Liga WSB – World Series of Boxing – ein Erfolg. Im kommenden Jahr findet bereits der neunte Wettbewerb mit diesen Mannschaftskämpfen statt. Hierzu wurde angeregt, den WSB-Wettbewerb auch für Frauenkämpfe zu öffnen.
Acht Herren-Kategorien, fünf Frauen-Kategorien
Im Weiteren ist es vorgesehen, bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 nur noch in acht Herren-Kategorien zu boxen (bisher zehn) und bei den Damen dagegen neu in fünf Kategorien (bisher drei). Damit verbunden stehen auch Änderungen bei den Gewichtsklassen zur Diskussion. Entscheide sind diesbezüglich aber noch keine gefallen. Die AIBA-Spitze wies am Freitag betreffend Olympia auch auf Absprachen mit dem Internationalen Olympischen Komitee IOC hin. Dabei gab man sich überzeugt vom Verbleib des Boxsports im olympischen Programm.
Im Weiteren wurden die Verbände dazu aufgerufen, das Fitnessboxen verstärkt zu fördern.
Als neues Mitglied in den Kreis der AIBA wurde Curacao aufgenommen. Ausgeschlossen wurden hingegen wegen langjähriger Inaktivität die Verbände von Oman, San Marino und Andorra. In Andorra befindet sich aber bereits eine neue Organisation in den Startpflöcken.
Wahlen am zweiten Tag
Am Samstag stehen beim AIBA-Kongress in Moskau die Wahlgeschäfte im Mittelpunkt. Für das Amt des Präsidenten kandidiert neben Gafur Rahimov (Usbekistan) auch der AIBA-Vizepräsident Serik Konakbayev (Kasachstan). Derweil Rahimovs Ruf getrübt wird durch Veröffentlichungen betreffend kriminellen Machenschaften, hat im Wahlkomitee von Konakbayev der frühere Sport-Direktor Ho Kim mitgewirkt – dieser wurde von der AIBA bekanntlich lebenslang gesperrt. Präsident des AIBA-Wahlkomitees in Moskau ist übrigens der Thurgauer Jost Schmid aus Steckborn.