Deutschschweiz- und Tessin-Meisterschaften. Der Bericht

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05.05.2019 21:01 Uhr


Foto: Ulrike Huber

Jack Schmidli, 06.05.2019

17 Finalkämpfe bekamen die Zuschauer*innen an den Deutschschweiz- und Tessin-Meisterschaften gestern zu sehen. Die Kämpfe wurden in den Kategorien Schüler, Kadetten, Junioren, Jugend und Elite ausgetragen. Überlegener Mannschaftsmeister wurde der Box-Club NAB Frenkendorf. Zum besten Techniker der Meisterschaften wählte die Jury den Weltergewichtler Attila Varga.

Das regnerische Wetter am vergangenen Wochenende lud nicht gerade zu Outdoor-Aktivitäten ein. Für die Veranstalter der Deutschschweiz- und Tessin-Meisterschaften war dieser Umstand jedoch positiv. Denn geboxt wurde vorgestern und gestern in der Mehrzweckhalle Au. Und das Zuschauerinteresse war beachtlich. Micaele Raineri (BC Locarno, Junioren Leichtgewicht), Jason Kuogo (BC Frauenfeld, Jugend Halbwelter), Joël Oesch (BC Bern, Jugend Halbschwer), Georgi Svechev (BC Locarno, Elite Halbschwer) und Hansen Ewene (BC Winterthur, Super-Schwergewicht) konnten ihre Titel erfolgreich verteidigen. Die andern Leistungsträger waren in Au entweder nicht zugegen, konnten mangels Gegner bzw. wegen Krankheit oder einer Verletzung nicht antreten oder sie schieden gegen stärkere Gegner aus (Michael Chiera, BC Locarno und Mihaela Lakić, BR Baden). Leider konnte sich eines der grössten Schweizer Boxtalente nicht im Ring messen. Angelo Pena (BK BR Bern) hatte in seiner Gewichtsklasse (Leichtgewicht Elite) keinen Gegner.

Kein Boxer zu klein, um ein Meister zu sein. Ledion Berisha und seine Trainer freuen sich über den ersten Titel. Foto: nn

Die gute Stimme an den durch den Box-Club Rheintal-Au hervorragend organisierten Deutschschweiz- und Tessin-Meisterschaften beflügelte einige Athleten und Boxerinnen zu sehr guten Leistungen. So sorgte beispielsweise Andrea Bunge (BC Rheintal-Au) beim gestrigen Finaltag für eine Riesenüberraschung, als sie die hoch favorisiert sowie international erfahrene  und erfolgreiche Frenkendorferin Eliana Pileggi mit 4 zu 1 Richterstimmen schlug. Allerdings muss zugunsten von Eli erwähnt werden, dass diese lange Zeit verletzungsbedingt pausieren musste und wohl noch nicht in ihrem Idealgewicht kämpft.

Die Kämpfe im Telegrammstil

Schüler/Kadetten

Nach verschlafener erster Runde drehte der kleine Ledion Berisha (BC Luzern, Papiergewicht) ab der zweiten Runde mächtig auf und kam in seiner noch kurzen Karriere zum ersten Sieg, der gleichzeitig der Titel eines Deutschschweiz-/Tessin-Meisters bedeutet. Bereits zum dritten Mal standen Cristian Tasso (NAB) und Michael Chiera (AP Ticines) gemeinsam im Ring.

Der Nachwuchs steht in den Startlöchern. v.l.n.r.: Omar Diego Ozan Pereira, Cristian Tasso, Jason Kuogo und Ledion Berisha. Foto: nn

Tasso überzeugte mit einer klaren Linie und besseren Treffern, weshalb Chiera weiterhin auf seinen ersten Sieg gegen den Frenkendorfer warten muss. Ebenfalls für Frenkendorf stieg Omar Ozan Pereira im Federgewicht gegen Michele Stadler (BC Locarno) in den Ring. Ozan wusste mit guten Reflexen und akkuraten Treffern zu überzeugen, und wurde vom Punktegericht einstimmig zum Sieger erkoren. 

Junioren/Jugend

Im Kampf um den Junioren-Titel im Halbfliegengewicht hatte Daniel Modena (BC Wnterthur) gegen Noam Cristini (AP Ticinese) das bessere Ende auf seiner Seite. Keiner der beiden Boxer gab nur ein Jota nach und der Kampf artete zeitweise in eine veritable Keilerei aus. Einstimmiger Punktesieger nach drei Runden; Daniel Modena. Im Junioren-Federgewichts-Duell war Jérôme Haller (SR St. Gallen) seinem Gegner Moreno Jüni (VK Boxring Bern) bezüglich Erfahrung klar überlegen.

Ziemlich überraschender Sieg des noch wenig erfahrenen Berners Moreno Jüni gegen Jérôme Haller. Foto: JS

Der von seinem Trainer Alain Chervet gut eingestellte Berner liess sich davon aber nicht beeindrucken und besiegte den von seinen Fans lautstark angefeuerten St. Galler klar mit 5 zu 0 Richterstimmen. Hätte Titelverteidiger Micaele Raineri (AP Ticinese) mit seinen 26 Kämpfen im Kampfrekord seinen Gegner Robin Montanile (Scorpion GB, 1 Kampf) nicht geschlagen, wäre dies wohl einer Schmach gleichgekommen. Raineri liess sich aber nicht irritieren und beendete den Leichtgewichts-Kampf der Kategorie Junioren mit RSC (Referee Stopps Contest) bereits im zweiten Durchgang. Die zweifache Schweizermeisterin und Titelverteidigerin Gaia Ciseri (BC Ascona) und Michelle Tschiri (AP Ticinese) massen sich im Leichtgewicht in einem Tessiner-Duell. Dieses entschied die weit erfahrenere Ciseri mit 1 zu 4 Richterstimmen für sich. Granit Memisi (NAB) muss lernen, sich emotional besser in den Griff zu bekommen. Die Ermahnungen von Ringrichter Fabian Guggenheim ignorierend kam, was kommen musste: Nach zweimaliger Verwarnung wurde der Frenkendorfer in der zweiten Runde disqualifiziert und aus dem „klubinternen“ Kampf genommen. Sieger im Leichtgewicht, Kategorie Jugend: Nahom Anday (NAB).

Jason Kuogo ist dem angriffigen Marco Da Sukva technisch und taktisch überlegen. Foto: Ulrike Huber

Keinen Respekt zeigte im Halbwelter-Duell, Kategorie Jugend, der Tessiner Marco Da Silva (AP Ticinese) vor dem erfahrenen Jason Kuogo (BC Frauenfeld).  Obschon letzterer bereits um 24. Mal im Seilgeviert stand, kämpfte Da Silva in seinem erst zweiten Kampf was das Zeugs hielt und verlor zwar klar, aber doch ehrenvoll mit dem Skore von 5 zu 0 nach Punkten. Joël Oesch (BC Bern) verteidigte seinen Titel im Halbschwergewichtskampf, Kategorie Jugend, erfolgreich gegen den kämpferischen und um neun Kämpfe erfahreneren Dreni Muca (BC Glattbrugg). Im Kampf um die Krone im Schwergewicht, Kategorie Jugend, besiegte der Berner mit dem wohlklingenden Namen Fabio Buffolino (BK BR Bern) seinem Gegner Simon Taklu (NAB) durch Aufgabe in der ersten Runde. Taklu's Ecke nahm ihren Boxer wegen einer angeblichen Schulterverletzung aus dem Kampf.

Elite

Mit den beiden Federgewichtlerinnen Romiel Sommer und Ranja Steinhauser standen sich zwei Club-Kollgeginnen von der Boxschule Gebenstorf im Federgewicht gegenüber. Der Kampf erinnerte mehr an Leichtkontaktboxen, da keine der beiden Boxerinnen der anderen Schmerz zufügen wollte. Siegerin nach Punkten: Ranja Steinhauser. Im Weltergewicht standen sich die amtierende DT-Meisterin Mihaela Lakić (BR Baden) und Stefanie Rohrer (Ledigenname Hungerbühler) im Ring gegenüber. Beide Boxerinnen suchten nach Kräften den Sieg. Mit einem knappen Score von 3 zu 2 löste Rohrer ihre Gegnerin als Titelträgerin ab.

Riesenüberraschung: Die international erfahrene Eliana Pileggi verliert gegen Andrea Bunge (r.). Foto: Ulrike Huber

Den besten Kampf der Meisterschaft zeigten Attila Varga (NAB) und Leopold Schwarzwald (BC Zürich). Nach dem ersten Durchgang führte der Krienser bei den Punktrichtern. Die zweite Runde gewann Leopold in einem an Spannung kaum zu überbietenden Duell. In der dritten Runde machte Attila schliesslich alles klar. Äusserst konzentriert, mit schnellen Händen und klaren Treffern dominierte er den Schlussgang und gewann einstimmig nach Punkten.

Zwang die Ecke seines Gegners Brian Mosimann in der 3. Runde zur Aufgabe: Georgi Svechev. Foto: Ulrike Huber

Gegenüber dem Vortag  (Halbfinalkampf gegen Slavko Krznarić) hat sich Varga massiv gesteigert und gezeigt, zu welchen Leistungen er fähig ist. Ebenfalls als Titelverteidiger stieg der Tessiner Georgi Svechev (BC Locarno) gegen Brian Mosimann (BS Gebenstorf) in den Ring. Nach zwei Runden in der Defensive hatte Mosimann’s Ecke im dritten Durchgang ein Einsehen und nahm ihren Mann aus dem Kampf.

Einer der besten Kämpfe des Wochenendes: Leopold Schwarzwald (l.) und Attila Varga, der von der Jury zum besten Techniker der DTM ausgezeichnet wurde, liefern sich ein Gefecht auf Augenhöhe

Der letzte Kampf der Veranstaltung dauerte weniger als eine Minute. Der schlagstarke Hansen Ewene vom Box-Club Winterthur bearbeitete ab dem ersten Gongschlag seinen Gegner Uros Obradović (NAB) mit wuchtigen Schlägen nach dem Motto „Hit The Body And The Head Will Follow". Obradović’s Ecke handelte absolut verantwortungsvoll und nahm ihren überforderten Super-Schwergewichtler aus dem Kampf.



Als bester Techniker durfte sich Attila Varga (NAB) feiern lassen. Mannschaftsmeister wurde ebenfalls der Club NAB Frenkendorf. Die Handschrift des Nationaltrainers und Cheftrainers Michi Sommer ist unverkennbar.

Hochverdienter Mannschaftsmeister wurde der Club NAB Frenkendorf. Foto: Ulrike Huber

 

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