Studer siegt in Montreux
17.10.2009 00:00 Uhr
19.10.2009 - Yves Studer , der sich sorgfältig auf seine nächste Titelverteidigung als Europameister im Mittelgewicht (EE-EU-Version) vorbereitet, besiegte im Casino Barrière in Montreux den Polen Mariusz Biskupski (20 Kämpfe, 14 Siege, davon 5 durch KO) in einem auf acht Runden angesetzten Kampf in der 5. Runde durch KO. In der mondänen Ambiance des Casinos wurde mehrheitlich guter Sport geboten. J. J. Ramelet und sein Team haben es verstanden, eine Veranstaltung in der Romandie zu etablieren, die beweist, dass der Boxsport auf höchst ansprechendem Niveau organisiert werden kann.
Yves Studer (Boxing Kings Bern) 72,9 kg vs. Mariusz Biskupski (Polen), 73,2 kg
Manager Daniel Hartmann und Trainer Bruno Arati waren mit der Leistung ihres Schützlings zufrieden: Studer hatte einmal mehr eine nicht einfache Aufgabe mit Bravour gemeistert. Mehr Sorgen bereitet dem Management die Planungsunsicherheit, die durch die Ankündigung eines Klitschko-Kampfes in Bern entstanden ist. Die kurzfristige Ankündigung eines derartigen Grossereignisses ist für die seriös planenden Boxing Kings äusserst störend und erschwert die Vorbereitung für weitere Titelkämpfe des Europameisters empfindlich.
Jeremie Canabate (Lausanne), 62,1 kg vs. Frédéric Gosset (Frankreich), 65 kg Mit einem Sieg über den reputierten Journeyman Frédéric Gosset hat der Lausanner bewiesen, dass ein intelligent gestalteter Erstkampf Rückschlüsse auf die Qualität des Debütanten erkennen lässt. Obschon Gosset natürlich nicht ein Massstab für höhere Ambitionen ist, darf die Leistung von Canabate gegen einen Mann mit der Erfahrung aus 59 Profikämpfen nicht unterschätzt werden. Nach einer ruhigen Einschätzung des gegnerischen Potenzials hat der Lausanner systematisch zugelegt und mit variablem Boxen den Franzosen sauber ausgeboxt. Obschon klar ersichtlich war, dass Gosset keine Geschenke machen wollte, dominierte der Neoprofi ab der zweiten Runde das Geschehen im Ring klar und verliess das Seilviereck als verdienter Sieger. Das Verdikt nach 4 Runden: Armin Bracher 39:37: Beat Hausammann 40:37; Fabian Guggenheim 40:36.
Cedric Kassongo (Genf), 66,8 kg vs. Gabor Toti (Ungarn) 68,3 kg Für die Enttäuschung des Abends sorgte der Kampf zwischen dem Modellathleten aus Genf und seinem absolut inferioren Gegner aus Ungarn. Toti, übergewichtig und kaum austrainiert, technisch limitiert und unbeholfen hätte eigentlich eine leichte Beute für den physisch und technisch in jeder Beziehung überlegenen Kassongo sein müssen. Der Genfer liess seine guten Anlagen nur selten aufblitzen und suchte offensichtlich nur den finalen Schlag. Obschon er seinen Gegner schon in kürzester Zeit in arge Bedrängnis brachte, setzte er nicht nach. Zwar ging Toti bereits in der dritten Runde zweimal zu Boden und war schon arg ramponiert, aber Kassongo konnte das ungleiche Gefecht erst in der vierten Runde – nach erneuten Niederschlägen des Gegners – für sich entscheiden. Nach 1.26 hatte der hilflose Toti genug und der TKO wurde Tatsache. Wie sehr ein Verdikt über den wahren Kampfverlauf aussagekräftig ist, beweist dieses Urteil. Ein pikantes Detail noch am Rande: während Kassongo auf BoxRec mit 3 Kämpfen geführt wird, monierte sein Umfeld, er hätte allein im letzten Jahr 5 Kämpfe in Frankreich bestritten.
Flavio Turelli (Montreux), 68,8 kg vs. Jaoued Belghali (Frankreich) 69,4 kg Für den schönsten Kampf des Abends sorgte eindeutig Flavio Turelli. Mit seinem Exploit gelang es ihm, das enthusiastische Publikum restlos zu begeistern. Turelli war erst im letzten Moment verpflichtet worden und sein französischer Gegner (6 Kämpfe, 5 Siege, 3 davon durch KO) ein ernst zu nehmender Siegesanwärter. Daran liess der Franzose mit seinem selbstsicheren Auftreten nicht zweifeln. Eine Arroganz, die er bitter büssen sollte! Obschon Belghali mit Sicherheit Qualitäten hat, strafte ihn Turelli mit einer famosen Leistung gnadenlos ab. Oft – durch Überheblichkeit - bereits am Rande des KO’s musste er nach 6 spektakulären Runden einem Mann den Sieg überlassen, der mit Herz, Klasse und Tempo nichts anbrennen liess. Sieger mit 3:0 Richterstimmen: Flavio Turelli (Armin Bracher 58:56; Beat Hausammann 59:56; Fabian Guggenheim 58:56)
Mohamed Belkacem (Boxing Kings Bern) 80,0 kg vs. Istvan Varga (Rumänien) 81.3 kg Den besten Kampf des Abends lieferte das zweite Zugpferd der Boxing Kings ab. Gegen den robusten und technisch beschlagenen Rumänen zeigte Belkacem bestes Boxen. Obschon Varga keinesfalls eine leichte Beute für den Berner war, liess ihm Belkacem keine Chance. Mit variablen Serien, Aufwärtshaken im richtigen Moment und stupender Geschwindigkeit zerstörte er den Gegner buchstäblich. Bereits in der dritten von sechs angesetzten Runden kam das Aus: Sieger durch TKO Mohamed Belkacem. Auf die weitere Karriere von Belkacem darf man gespannt sein!
Die Amateure: Einmal mehr zeigten die Amateure, dass sie in Bezug auf Spektakel und Spannung den Profis in nichts nachstehen müssen. Der Schüler Tairi Ilber (Box Union Winterthur) lieferte Vaton Ziberi (NAB Montreux) ein Gefecht, das sich sehen lassen durfte. Zu Recht freuten sich die Betreuer am Ring über die Leistung ihrer Schützlinge. Ilber, immer mit einer Hand mehr im Spiel, siegte schliesslich mit 3:0 Richterstimmen. Genau so überzeugend war auch der Kampf zwischen Bernardino De Brito (NAB Montreux) gegen Omar Mukhtar (Boxing Kings Bern). Hier zeigte sich, wie wichtig Physis und Kondition sind. Obschon Mukhtar technisch zu überzeugen wusste, wurde er schliesslich durch De Brito regelrecht überrollt. Sieger mit 3:0 Richterstimmen: De Brito. Kommentar: Dass die Veranstaltung durch die lokalen TV-Anstalten (und TeleBärn) aufgezeichnet wurde, darf nicht unerwähnt bleiben. Genau das hilft, unseren Sport besser zu positionieren. Prominenz am Ring, wie beispielsweise Jean Claude Bouttier (Ex-Europameister im Mittelgewicht, der auch gegen den legendären Carlos Monzon um die WM boxte) bewies als Stammgast, wie hoch das Meeting in Montreux einzuschätzen ist. Peter Stucki, Vizepräsident EBU und Präsident der Berufsboxkommission freute sich besonders, dass die Veranstalter eine weltweite Aktion des World Boxing Councils (WBC) gegen den Nierenkrebs publikumswirksam unterstützten.
17.10.2009 - Resultatübersicht Box-Meeting Montreux