Profi Walid Abderrahmen überzeugt gegen starken Gegner

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25.05.2010 08:01 Uhr

Bericht von Ueli E. Adam

24.05.2010 - Promoter Erdal Kiran hat sich hohe Ziele gesetzt: im Monatsrhythmus veranstaltet er im Palladium in Genf Profimeetings und bietet seinen Kämpfern eine Plattform, die in der Schweiz Seltenheitswert hat. Die Risikobereitschaft, selbst am Abend des Champions League Finals eine Veranstaltung zu organisieren, hat sich auch trotz dem ersten freundlichen Frühlingstag ausbezahlt: Vor über 500 begeisterten Zuschauern lieferte Profi Walid Abderrahmen den besten Kampf seiner Karriere ab. Neoprofi Jéremie Canabate konnte innert Monatsfrist seinen zweiten Sieg feiern und gute Amateurkämpfe rundeten die erfreuliche Bilanz ab.

 

Walid Abderrahmen (Schweiz, 8-1-0) vs. Virgile Degonzaga (France, 7-1-0), Leichtgewicht

Nach acht Siegen wartete auf den Genfer aus dem Stall des Esquive BC ein echter Prüfstein. Der Franzose Degonzaga war mit einem beeindruckenden Palmarès angereist. Fünf seiner sieben Siege erzielte er vor der Zeit und mit einer KO-Quote von 63 % musste er als gefährlich eingestuft werden. Sofort nach Kampfbeginn wurde klar, dass die Qualitäten von Degonzaga nicht nur auf dem Papier einen guten Eindruck machten. Mit schnellen und harten Händen setzte er Abderrahmen unter Druck, wobei seine präzisen Schläge nie spontan, sondern kalt berechnend abgefeuert wurden. Umso beeindruckender die Reaktion von Walid Abderrahmen, der mit erstklassigen Reflexen den Kampf nicht nur ausgeglichen gestalten konnte, sondern seinerseits mit sauberen Treffern beeindruckte. In einem furiosen Gefecht, in dem beide Kämpfer Cuts hinnehmen mussten, liess sich Abderrahmen nie aus dem Konzept bringen und hielt den sieggewohnten Degonzaga sicher in Schach. Während dem ganzen Kampf gingen beide Boxer ein hohes Tempo und sorgten für einen begeisternden Fight. Nach sechs Runden konnte Walid Abderrahmen die Früchte seiner Arbeit ernten: in seinem besten Kampf liess er nicht nur technische, sondern auch taktische Verbesserungen erkennen und siegte verdient mit 3:0 Richterstimmen. Das Verdikt der Jury, obschon unterschiedlich ausgefallen, war klar:

Roger Haug 58:56; Claudine Pascale 60:55, Domenico Gottardi 59:55.

 

Jéremie Canabate (Schweiz, 1-0-1) vs. Frédéric Alix (France, 1-5-1), Leichtgewicht

Der Lausanner bekam es in seinem dritten Profikampf mit einem Gegner zu tun, der vom Palmarès her nicht unbedingt als Favorit in den Ring kletterte. Der junge Franzose war aber keineswegs gewillt, den Sieg kampflos aus der Hand zu geben. Von Beginn weg griff er den Schweizer vehement an und versuchte konsequent, seine Haut so teuer als möglich zu verkaufen. Wahrscheinlich musste er seine bisherigen Niederlagen gegen starke Gegner hinnehmen, denn er wirkte zu keinem Zeitpunkt inferior. Canabate liess sich aber nicht aus der Ruhe bringen und bewies schon ab der ersten Runde seine Überlegenheit. In der vierten Runde musste Alix nach einer harten Rechten von Canabate angezählt werden, erholte sich aber relativ gut und hielt die Pace bis am Schluss des auf sechs Runden angesetzten Fights erstaunlicherweise ohne weitere Niederschläge durch. Canabate muss vielleicht noch an seiner Präzision arbeiten, hinterliess aber einen guten Eindruck und blieb auch in seinem dritten Kampf siegreich. Das Verdikt der Jury liess aber keine Zweifel an seiner Leistung:

Roger Haug 60-53; Claudine Pascale 60:53; Domenico Gottardi 60: 53

 

Die Rahmenkämpfe der Amateure

Einen schönen Erfolg konnte Ex-Weltmeisterin Christina Nigg als Coach verbuchen. Ihre beiden Schützlinge, Drin Sadriu und Vahram Khudeda (Box Team Thun), liessen die Handschrift der Meisterin klar erkennen und bereicherten das Meeting in Genf mit guten Leistungen.

 

Junioren, Mittelgewicht: Jeton Morina (BC Nyon) vs. Vaton Zyberi (BC Montreux)

Beide Boxer zeigten eine ansprechende Leistung. Der in 14 Kämpfen vielleicht etwas erfahrenere Zyberi besiegte Jeton Morina (9 Kämpfe), der in der zweiten Runde angezählt werden musste, nur knapp mit 2:1 Richterstimmen.


 Jeton Morina vs. Vaton Zyberi

Sadriu Drin vs. Christophe Bernard

 

Amateure, Federgewicht: Drin Sadriu (Box Team Thun) vs. Christophe Bernard (Dijon-F)

Der talentierte Thuner sah in der ersten Runde wie ein möglicher Sieger aus. In seinem zehnten Kampf traf er aber auf einen erstklassigen Franzosen, der in seinem erst vierten Kampf bewies, welches Potenzial in ihm steckt. Nach gutem Beginn verlor Sadridu die Uebersicht, verhedderte sich in der Marschrichtung und musste nach verschiedenen Verwarnungen einen vorzeitigen Kampfabbruch hinnehmen.

 

Junioren, Mittelgewicht: Vahram Khudeda (Box Team Thun) vs. Akgun Gürkan (Villars s. Glâne)

Khudeda und Gürkan lieferten den besten Amateurkampf des Abends ab. In einem technisch und kämpferisch hochstehenden Gefecht begeisterten sie nicht nur das Publikum, sondern auch die Experten. Der Thuner dominierte den talentierten Gürkan mit klareren Treffern und der junge Villarien musste in seinem 25. Kampf die 8. Niederlage hinnehmen. Beide Boxer sind aber eindeutig ein Versprechen für die Zukunft.


Gürkan u. Khudeda mit Kiran und Trainer

Pham Kai vs. Addekama Abdelaziz

 

Amateure, Schwergewicht: Pham Kai (Esquive BC) vs. Addekama Abdelaziz (Pontavec-F)

Wenn Lokalmatador Pham Kai in den Ring steigt, bebt die Halle im Palladium. Für beide Kämpfer war es der 8. Kampf und man durfte gespannt sein, ob der Genfer seine oft leichtfertigen Defizite aufgearbeitet hat. Der Schützling von Erdal Kiran bewies dies mit klaren Fortschritten. Endlich arbeitete er mit einer sauberen Deckung und vertraute nicht von Beginn weg auf sein Auge und die unbestreitbare Schlagkraft. Diese Schlagkraft, gepaart mit einer ausserordentlichen Reichweite, bekam der Franzose sofort eindrücklich zu spüren. Schnell wurde klar, dass die Angriffe von Kai dem technisch limitierten Abdelaziz den Schneid abkauften. Eher ängstlich versuchte er über die Runden zu kommen und verlor den Kampf, nachdem er in der dritten Runde angezählt werden musste, ganz klar. Man darf über die weiteren Fortschritte von Pham Kai gespannt sein.

 

Kommentar

SwissBoxing Juniorentrainer Erdal Kiran, der als Promoter mit ausgeprägtem Ego auch ein schillernder und nicht von allen Konkurrenten geschätzter Selbstdarsteller ist, hat ein Lob verdient. Mit seinem grossen Einsatz und den in der Schweiz so raren regelmässigen Meetings sorgt er nicht nur für Publizität; er verleiht dem Boxsport in der Schweiz eine Plattform und kleinlicher Neid ist fehl am Platz. Bereits in einem Monat will er die Boxfans wieder ins Palladium rufen. Dass er die Halle jedes Mal füllen kann, spricht für sich.

 

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