Ulli Wegner: Warum beschimpfen Sie ihre Boxer?

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06.02.2011 17:24 Uhr

06.02.2011- Ulli Wegner (68)  gilt als einer der härtesten und erfolgreichsten Boxtrainer der Welt. Er hat seine Schützlinge zu 125 Medaillen im Amateurbereich getrieben und Cecilia Braekhus, Sven Ottke, Markus Beyer, Marco Huck und Arthur Abraham zu Profi-Weltmeistern gemacht. Zuletzt hat er Abraham bei dessen Pleite gegen Carl Froch im Ring als „Feigling“ beschimpft.

BILD am SONNTAG: Nächsten Samstag boxt Abraham in Mülheim an der Ruhr gegen den Kroaten Stjepan Bozic. Droht da die nächste Pleite?

Ulli Wegner: Nein, das ist ein Aufbaukampf, um wieder eine Siegerleistung zu bringen. Arthur soll nervlich stabiler werden. Als er psychisch in Not war, habe ich ihn während des Froch-Kampfes nicht mehr erreicht.

Sollte er dann jetzt nicht lieber auf die Couch als in den Ring?

Ich wollte ihn auch zum Psychologen schicken, aber er hat abgelehnt. Arthur ist in seiner Karriere unheimlich schnell nach oben gekommen – dazu hat sich sein Umfeld verändert. Das ist für ihn schwer einzuordnen.

Sie waren selbst nicht zimperlich, haben ihn während des Kampfs gegen Froch beschimpft. Warum?

Ich habe nur die Wahrheit gesagt und wollte ihn motivieren, alles aus sich herauszuholen.

Sie gelten als Boxdiktator, als General im Trainingsanzug. Warum sind Sie so böse?

Als Trainer muss man immer der Führende sein, die Richtung vorgeben. Ich bin der Chef! Was ich sage, wird gemacht! Disziplin und Pünktlichkeit stehen an oberster Stelle. Ich habe das alles vorgelebt: als Kind beim Kühe hüten auf dem Bauernhof meiner Eltern in Mecklenburg. Später bei der Marine, als Boxer und als Trainer. Ich muss Stärke zeigen.

Sind Sie mit Ihrer Härte mal zu weit gegangen?

Im Gegenteil. Cruiser-Champion Marco Huck hätte ich nach seiner Pleite im WM-Kampf gegen Steve Cunningham 2007 eine runterhauen sollen.

Sind die Boxer heute sensibler als früher?

Meine sind jedenfalls schlechter ausgebildet als früher. Denen muss ich alles beibringen. Sensibler? Nein. Einige haben sich früher auf der Straße durchgeschlagen.

Welcher Boxer war Ihre größte Enttäuschung?

Markus Beyer. Er hat mir sportlich alles zu verdanken. Und bei der Wahl zum Box-Trainer des Jahres stimmte er für Karsten Röwer...

Sind Sie eigentlich privat auch so ein harter Hund?

Meine Frau Margret ist ein Glücksfall für mich und mein größter Schatz. Sie hält mir den Rücken frei. Aber dem Boxen wird fast alles untergeordnet. An unserem Hochzeitstag, am 25. Oktober 1985, ging es direkt vom Standesamt Dessau nach Rostock zum Box-Länderkampf DDR gegen England. Das vergisst sie nie...

Weiß ein so harter Bursche wie Sie denn noch, wann er das letzte Mal geweint hat?

Ja. Ende Januar, als mein Bruder Fritz verstarb. Und im Boxring 2004 beim Abschied von Sven Ottke. Sie sehen: Ich habe eine weiche Seele.

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