Chur feiert Joos

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05.09.2009 00:00 Uhr

Chur feiert Jean-Noël Joos

Jean-Nöel Joos (l.) attackiert seinen bulgarischen Kontrahenten Zdravko Nikolov
05.09.2009 - Der Sunny Boy besiegte den Bulgaren Zdravko Nikolov in der achten Runde durch TKO. Dieser Sieg ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil Joos gegen den gleichen Gegner im April dieses Jahres beinahe unter die Räder gekommen wäre. Nikolov hatte damals den schwer angeschlagenen Churer bereits am Boden und sah wie der sichere Sieger aus. Dank einem geradezu denkwürdigen Finish konnte Jean Noël Joos den Kampf aber noch drehen und mit 2:1 Richterstimmen ganz knapp für sich entscheiden. Es spricht für das Team des Churers, dass diesem unbequemen Gegner eine Revanche eingeräumt wurde. Trainer Reto Raguth wollte es nicht bei diesem Verdikt bewenden lassen und beweisen, dass mehr in seinem Schützling steckt. Zu Recht: einmal mehr hat Joos bewiesen, dass er echte Profi-Gene hat.

Die Veranstaltung – im Rahmen der GEHLA (bedeutende Messe für Gewerbe und Handel) -war sorgfältig geplant und wurde deshalb für alle Beteiligten zum Erfolg. Rund 800 begeisterte Zuschauer kamen mit einem gut strukturierten Programm (3 Profi- und 8 Amateurkämpfe) voll auf ihre Rechnung.


Die Kämpfe

Jean Noël Joos (ABC Rätia Chur) 72,1 kg vs. Zdravko Nikolov (Bulgarien) 68.9 kg

In dem auf acht Runden angesetzten Kampf zeigte Joos keine konditionellen Schwächen. Von Beginn weg wurde aber klar, dass Nikolov ein ernst zu nehmender Gegner blieb. Mit Reichweitenvorteilen hielt er den Churer vorerst auf Distanz und die ersten Runden waren keinesfalls eine sichere Sache für den hochmotivierten Sunny Boy. Nikolov verstand es auch im weiteren Kampfverlauf, mit schwer einzuschätzendem Vor- und Rückwärtsgang den Churer an der Entfaltung seiner Möglichkeiten zu hindern. Dazu kam, dass stets mit der explosiven Schlagkraft Nikolov’s zu rechnen war und der geringste Konzentrationsmangel fatal werden konnte. Mit einem TKO-Sieg in der achten Runde machte Jean Noël Joos aber eindrücklich alles klar und bewies auch im neunten Kampf seiner Profi-Karriere ohne Niederlage, was in ihm steckt. Man darf auf die weitere Karriere gespannt sein – die Affiche Joos verspricht jedenfalls immer spektakuläres Boxen. Das wissen seine Fans, aber auch die Experten am Ring wussten die Leistung des Churers einmal mehr zu würdigen.

Steigert sich von Kampf zu Kampf: Serkan Toptas (l.) vs. Traian Dimitrov
Serkan Toptas (SR St. Gallen) 62,8 kg vs. Traian Dimitrov (Bulgarien) 62,8 kg

In einem auf sechs Runden angesetzten Fight durfte auch Serkan Toptas mit einem vorzeitigen Sieg brillieren. Er schlug seinen noch jungen neunzehnjährigen bulgarischen Gegner in der 4. Runde durch TKO und bestätigte Fortschritte, die seinem Trainer René Engler zu gefallen wussten. Der Sieg war durchaus verdient, aber es muss angemerkt werden, dass der temperamentvolle St. Galler immer noch Zurückhaltung und Taktik vermissen lässt. Seine Angriffe sind noch zu stürmisch und zu sehr vom Willen geprägt, eine tolle Leistung abzuliefern. Eines aber ist sicher: Serkan wird von Kampf zu Kampf besser und setzt vermehrt das um, was man von einem Profi im Ring erwartet.

Liess ihrer Gegnerin, Alexandra Chirila keine Chance: Linda "The black Pearl" Tissot
Linda Tissot (ABC Rätia Chur) 62,2 kg vs. Alexandra Chirila (Rumänien) 58,8 kg

Die Zürcherin beherrschte von Beginn weg die Ringmitte und setzte die Rumänin gewaltig unter Druck. Alexandra Chirila, die schnell die Uebersicht verlor, konnte zu keiner Zeit das Diktat an sich reissen. Bereits in der zweiten von 6 geplanten Runden zeichnete sich ab, was in der dritten Runde Tatsache wurde: nach einem präzisen Schlaghagel von Tissot musste die Rumänin die Waffen strecken. Sieg durch TKO in der 3. Runde für Linda Tissot.

Ricardo da Silva besiegte in einem hochklassigen Gefecht den österreichischen Staatsmeister Ivan Obradovic einstimmig nach Punkten
Amateure

Acht Amateurkämpfe sorgten für einen sportlich interessanten Rahmen. Mit einem Staffelkampf gegen Dornbirn blieben es nicht nur Programm-Füller, sondern sportlich interessante Standortbestimmungen. Einen begeisternden Kampf lieferte einmal mehr der Tessiner Ricardo Da Silva (BC Ascona) ab. Mit einem überzeugenden Sieg schlug er den österreichischen Staatsmeister Ivan Obradovic, der auch in der Schweiz schon verschiedentlich für Aufsehen gesorgt hatte. Der Schützling von Federico Beresini zeigte bestes Boxen, variabel, schnell und schlagstark. Die übrigen Kämpfe ergaben das Bild, das man in der Schweiz von den Amateuren kennt. Neben guten Leistungen - insbesondere von Lorenz Huber (SR St. Gallen), Besir Vejseli (BC St. Gallen), Marzio Franscella (BC Ascona) und Andranik Hakobian (BR Baden) – mussten Defizite bei zwar motivierten, aber noch limitierten Kämpfern zur Kenntnis genommen werden, die es noch zu verbessern gilt.


Kommentar

Die Churer dürfen zu Recht auf ihre Veranstaltung stolz sein. Das gediegene Ambiente in der GEHLA-Halle, der Zuschaueraufmarsch und die perfekte Organisation verliehen dem Meeting Klasse und boten eine ausgezeichnete Visitenkarte. Speaker Christian Graf, eine hervorragende Videoanimation und ansprechende Begleitshows rundeten das gute Bild erfreulich ab. Arthur Mathis, Präsident des ABC Rätia, liess es sich nicht nehmen, EBU-Vizepräsident Peter Stucki in den Ring zu bitten, um in Anwesenheit des prominenten Gastes die Leistungen von Jörg Mangott und Reto Raguth verdientermassen zu verdanken.


Ueli E. Adam


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