Internationale Box Gala in Fribourg

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25.09.2011 16:23 Uhr

Bericht von Ueli E. Adam
 

25.09.2011 - Vorab so viel: Noble Art Production mit Promoter J. J. Ramelet hat den Boxfreunden einmal mehr trotz bedauerlichen Absagen in letzter Minute eine Veranstaltung offeriert, die dem Publikum in der grossen Salle Ste Croix in Fribourg ausgezeichnet zu gefallen wusste. Drei Profikämpfe und eine erstklassige Amateurauswahl haben für spektakulären Sport gesorgt.



Im Hauptkampf der Profis ging es für Mohamed Belkacem (Bild oben im Angriff) um  eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft und die ehemaligen Spitzenamateure Jamal Dlala und BrunoTavares mussten als Neo-Profis beweisen, dass sie im harten Geschäft des Berufsboxens wirklich Perspektiven haben. Für die von Sportmanager Federico Beresini aufgebotene Amateurauswahl war eine internationale Standortbestimmung angesagt.
 

Die Kämpfe der Profis:

6x3: Jamal Dlala (69,5 kg) Lausanne (1-0-0) vs. André Deobald (67,1 kg), Deutschland (2-1-2)

Der Schützling von Trainer Fouad Ben Saoud hatte im Mai in seinem ersten Profikampf mit einem TKO-Sieg in der ersten Runde einen fulminanten Start hingelegt. Mit André Deobald stand ihm diesmal aber ein wesentlich stärkerer Gegner gegenüber. Zwar startete der Deutsche in den beiden ersten Runden verhalten und es schien bereits klar, wer den Ring als Sieger verlassen würde. Ab der dritten Runde musste der zu siegesgewisse Dlala (Bild unten links) aber Lehrgeld bezahlen. Deobald legte zu und setzte den Lausanner mit hartem Pressing unter Druck. Das Verdikt begann zu kippen, Dlala schien verunsichert und nicht nur wegen einer Verwarnung in der letzten Runde entglitt ihm der Kampf zusehends.



Fälschlicherweise wurde ihm zunächst ein Unentschieden zugestanden, das vom Kampfgericht aber korrekterweise nachträglich korrigiert worden ist. Für Dlala ist die Niederlage im zweiten Kampf aber ein guter Hinweis, dass die Trauben bei valablen Gegnern höher hängen, als er nach dem ersten Blitzsieg seiner Karriere wahrscheinlich vermutet hat. 

Claudine Pascale 56.57; Beat Hausammann 56:58; Thomas Zimmermann 56:57
 

6x3: Bruno Tavares (77,9 kg) Fribourg (0-0-0) vs. Andreas Roeder (81,9 kg), D (0-7-1)

Zum Profidebut des ambitionierten Fribourgers musste kurzfristig ein Journeyman aus Deutschland als Gegner einspringen, da der ursprüngliche vorgesehene Vasilij Sarbayer den Kampf absagte. Andreas Roeder erwies sich leider als Lückenbüsser, der dem Profidebut von Bruno Tavares (Bild unten rechts) jeden Glanz nahm. Übergewichtig und wie ein Schlachtopfer in ständiger Doppeldeckung verharrend, war der Deutsche nicht einmal ein bescheidener Sparringspartner. Schade! Tavares hat nämlich trotz diesen Umständen bewiesen, dass er boxen kann.



Mit sicherem Kampfinstinkt und den richtigen Rhythmuswechseln hat er sich souverän über die Runden geboxt, ohne natürlich gegen einen derartigen Gegner wirklich überzeugen zu können. In der fünften Runde brach Ringrichter Beat Hausammann das ungleiche Gefecht richtigerweise ab. TKO-Sieg für Bruno Tavares in seinem ersten Kampf als Berufsboxer.

 

8x3: Mohamed Belkacem (81,5 kg), Fribourg (19-4-1) vs. Mounir Toumi (81,5 kg), D, (10-8-0)

Der Fribourger aus dem Stall der Boxing Kings hatte im April in einem Titelkampf um die afrikanische Meisterschaft den Gürtel nach Punkten verpasst und war gegen Mounir Toumi gefordert. Eine Niederlage hätte Perspektiven auf eine Erst-Serie-Klassierung und damit mögliche Titelaspirationen wahrscheinlich erheblich verschlechtert. Das wusste Mohamed Belkacem und entsprechend motiviert wollte er den Kampf angehen.

Um es kurz zu machen: es ist ihm überzeugend gelungen! Bereits in der zweiten Runde musste sich Mounir Toumi ein erstes Mal nach einer Doublette anzählen lassen und ab der dritten Runde legte Belkacem absolut beeindruckend los. Mit links-rechts vorbereitend, mit schönen Serien nachsetzend begeisterte der Lokalmatador das Publikum und in der vierten Runde war es dann soweit: nachdem sich Toumi zweimal anzählen lassen musste, kam nach 2.56 das Aus: TKO-Sieg für Mohamed Belkacem, der damit seine Perspektiven eindrücklich bestätigen konnte.

 

Die Kämpfe der Amateure

Da der ebenfalls aufgebotene Agkun Gürkan aus Villars-s-Glâne im letzten Moment absagen musste, wurden mit Evariste Djodji (102,2 kg) und Mehdi Ben Hamira (95,4 kg) zwei gewichtige Kämpfer aufgeboten, die sich zwar engagiert ins Zeug legten, das Boxen aber noch lernen müssen. Der schlagstarke Djodji siegte mit 3:0 Richterstimmen.
 

3x3 Alain Chervet, (61,5 kg) Boxing Kings Bern vs. Sofiane Boubetra (65,2 kg) Frankreich

Schon bald zeigte sich, dass die Aufgabe für den Berner nicht einfach sein würde. Boubetra brachte nicht nur bedeutend mehr Gewicht auf die Waage, sondern überzeugte auch mit erstklassigem Boxen. Mit sehr guter Beinarbeit und gradlinigem Kampfaufbau stellte er Chervet (Bild unten links) vor Probleme, die nicht so leicht zu knacken waren. Trotz konsequentem Druck nach vorne gelang es dem Berner nicht so recht, wirklich Zählbares auf die Zettel zu bringen. Die Punktrichter sahen ihn erstaunlicherweise bei der Endabrechnung mit 3:0 vorne. Der (wahrscheinlich wirklich knappe) Sieg des Berners soll hier nicht schlechtgeredet werden. Chervet hat nicht brillant, aber gut geboxt und konnte mit Sicherheit wertvolle Erfahrungen sammeln. 

   

Dass sein berühmter Onkel Fritz Chervet und Vater Walter Chervet am Ring des Geschehen mitverfolgten, ist für den Youngster aus Bern eine zwar schöne, aber vielleicht auch belastende Ausgangslage, mit der kein anderer Amateur in der Schweiz fertig werden muss.
 

3x3 Bernardino de Brito, (58,8 kg) Montreux vs. Abdou Weber (53,2 kg), Frankreich

Der explosive De Brito (Bild unten im Angriff) liess von Beginn weg keine Zweifel daran aufkommen, wer den Kampf gewinnen würde. Dabei war sein Gegner aus Frankreich, Abdou Weber, durchaus ein Mann, der boxen kann.



Einmal mehr hat sich aber gezeigt, dass in dieser Gewichtsklasse Gewichtsdifferenzen trotz einvernehmlicher Absprache zwischen den Parteien entscheidend sein können. Weber hat sich gut verteidigt, wurde angezählt und hat das Ding bis am Schluss tapfer durchgezogen, gegen den physisch überlegenen De Brito hatte er aber keine Chance und das Verdikt war klar: 3:0 für Bernadino de Brito.
 

3x3 Kreshnik Niqk, (75,5 kg) BC Zürich vs. Bourhane Abdousmed (75,6 kg) Frankreich

Den besten Amateurkampf des Abends lieferte der Zürcher ab. Es war eindrücklich, wie Kreshnik Niq (Bild unten links im Bild) dem boxerisch keineswegs unerfahrenen Mann aus Frankreich den Schneid schon in der ersten Runde (angezählt) abkaufte.



Erfreulich, dass dies nicht mit Hau-Drauf, sondern mit erstklassigem Boxen in die Tat umgesetzt wurde. Immer eine Hand mehr im Spiel, sicher gesetzte Treffer, alles aus einer guten Deckung heraus geschlagen, waren das Erfolgsrezept für einen unumstrittenen 3:0 Sieg, gegen den auch die Franzosen nichts einzuwenden hatten.

 

Resultatübersicht

Robert Nicolet-Trophey 

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