Huck verteidigt WBO-Titel

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23.10.2011 12:06 Uhr

23.10.2011 - Mit seinem Gegner hatte WBO-Weltmeister Marco Huck (34-1, 25 K.o.’s) keinerlei Probleme, dennoch wäre der 26-jährige Sauerland-Boxer gestern Abend in Ludwigsburg um ein Haar seinen Titel losgeworden. Für das Nachschlagen nach dem Gong der vierten Runde hätte Huck auch disqualifiziert werden können, dass der Kampf dennoch weiterging, war lediglich dem Sportsgeist des Argentiniers Rogelio Rossi (17-3-1, 11 K.o.’s) zuzuschreiben.

Boxerisch hatte der extrem langsam und eindimensional wirkende Rossi Huck kaum etwas entgegenzusetzen. Ab der zweiten Runde blutete Rossi bereits stark aus der Nase, ab der dritten Runde war er bereits deutlich gezeichnet. Nachdem er für wiederholtes Tiefschlagen einen Punkt abgezogen bekommen hatte, musste Rossi nach einem eigentlichen nicht regelkonformen Schlag in den Nacken angezählt werden. Nach dieser 10-7 Runde war für den Argentinier nach Punkten nicht mehr viel zu holen.

Gegen Ende der vierten Runde konnte Huck seinen Gegner an den Seilen stellen und mit einem linken Haken schwer zu Boden befördern, allerdings hatte der Gong zu diesem Zeitpunkt schon längst geläutet. Ein Großteil der Schuld geht aber an den britischen Referee Paul Thomas, der die beiden Boxer im Moment des Gongs eigentlich hätte trennen müssen.

Rossi war von dem Treffer schwer angeschlagen und hätte an dieser Stelle auch durch Disqualifikation gewinnen können, der faire Sportsmann wollte aber unbedingt weitermachen. Huck, der für dieses Aktion zwei Punkte abgezogen bekam, wusste in der fünften Runde, dass sein Gegner reif für den K.o. war und suchte die Entscheidung. Nachdem er Rossi an den Seilen mit einem Schlaghagel eingedeckt hatte, gelang ihm mit einer geschobenen Innenhand ein weiterer Niederschlag. Gegen Ende der Runde gelang Huck ein weiterer Knockdown, Rossi wurde aber vom Gong gerettet.

Trainer Ulli Wegner war trotz der klaren Überlegenheit Hucks jedoch überhaupt nicht zufrieden und forderte mehr Übersicht und mehr Präzision von seinem Boxer. Huck schien sich die Worte seines Trainers zu Herzen genommen zu haben, und zog, nachdem er Rossi angeboxt hatte, die Deckung des Argentiniers herunter. Rossi war mit tief hängenden Armen im Rückwärtsgang, als eine rechte Gerade Hucks voll im Ziel einschlug. Rossi war schon während des Fallens bewusstlos und schlug hart mit dem Kopf auf. Nach einigen Minuten der Sorge kam jedoch die gute Nachricht, dass Rossi den schweren K.o. einigermaßen unbeschadet überstanden hatte.

“Erst mal Applaus für meinen Gegner”, sagte Huck im ARD-Interview. “Er war sehr tapfer, ich bin froh, dass er gesund ist. Ich wusste, ich habe 12 Runden Zeit, ich hätte vielleicht auch etwas schneller machen können. Der Schlag in der vierten war mit dem Gong, es tut mir leid.” Über seine Pläne ins Schwergewicht zu wechseln, sagte Huck: “Definitiv. Ich schlage alles kurz und klein, was sich mir in den Weg stellt.”

Ulli Wegner: “Wir wollen mal sachlich bleiben. Er konnte mich in den ersten Runden nicht so recht überzeugen, es dauerte, bis er die richtige Distanz gefunden hatte. Wir wissen ja, dass er Schlagkraft hat. Da ist immer der K.o. drinnen. Der Sieg war wichtig, es ist gut, dass sich der Gegner wieder erholt hat.” Zu Hucks Schwergewichtsplänen sagte Wegner: “Wir träumen später. Das machen wir später einmal.”

Nach dieser eher mühelosen Vorstellung gegen einen eigentlich nicht WM-würdigen Gegner kommt auf Huck im nächsten Kampf mit der Pflichtverteidigung nun eine ungleich schwerere Aufgabe zu. Noch ist aber nicht klar, wer von der WBO als Pflichtherausforderer bestimmt wird. Die derzeit besten Chancen hat Hucks ehemaliger Gegner Ola Afolabi, der als Intercontinental-Champion momentan die Rangliste anführt. Aber auch der Sieger der Begegnung zwischen Denis Lebedev und James Toney hat noch Aussichten, sich für den Kampf gegen Huck zu qualifizieren.

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