Hochstehender Boxsport in Bad Ragaz

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04.12.2011 13:25 Uhr

Von Armando Bianco (Text und Fotos)

04.12.2011 - Boxen, das ist heute der Spagat zwischen Glamour und Unterwelt. Einerseits generieren nur wenige Einzelsportler-Events derart hohe Einschaltquoten am Fernsehen, man nehme das Beispiel der Gebrüder Klitschko, welche die Szene im Schergewicht seit Jahren dominieren. Andererseits wird der Boxsport immer wieder durch zwielichtige Entscheide der Ringrichter in Verruf gebracht, oder wegen unrühmlichen Zwischenfällen in die Nähe des Milieus gerückt. Boxen ist heute „Business und Badman-Image“ zugleich. 

Vielerorts auf der Welt haben die erfolgreichen Profikämpfer in der Regel mittlerweile einen hohen sozialen Status erreicht. Legenden wie der kürzlich verstorbene Joe Frazier und der um ihn trauernde, einstige Gegner Muhammad Ali sind gesellschaftlich prägende Figuren der Neuzeit geworden. Der Weg nach oben in den Ranglisten ist für einen Boxer lang und hart, jeder fängt als Niemand an und möchte einst als Jemand aufhören. Fast Wochenende für Wochenende finden landauf landab Boxmeetings statt, an denen Nachwuchshoffnungen auf veritable Gegner, manchmal aber leider auch nur auf Fallobst treffen. 

Im Kurort Bad Ragaz hat das Boxen mittlerweile Tradition - und die verpflichtet zu Qualität. Bester Beweis dafür war die 5. „Fight Night of the Stars“ am Samstag in der Sporthalle Badrieb, organisiert vom BC Bad Ragaz unter Präsident Dino Caputo. Rund 350 Boxfans kamen in den Genuss von intensiv geführten Duellen auf Amateur- und Profiebene. 

Die Kämpfe der Amateure fanden durchwegs auf sehr gutem Niveau statt, so die Einschätzung von Ring- und Punktrichter Beat Hausmann nach der Kampfnacht. Im Superschwergewicht beispielsweise lieferten sich Evariste Djodji (BC Villars sur Glane) und Anis Ben Hadi (Boxing Club Luzern) ein packendes und unzimperliches Duell, welches der Westschweizer für sich entscheiden konnte. 

Den Reigen der Profiboxer eröffneten Bruno Tavarez (BC Villars sur Glane) und der Ungare Zoltan Ramocsa im Super Mittelgewicht. Noch vor dem ersten Pausengong war die Begegnung bereits entschieden. Bruno Tavarez erwischte den schwachen Osteuropäer mit einem Haken am Kinn. Davon konnte sich dieser nicht mehr erholen, Bruno Tavarez boxte den Gegner darauf hin aus. Sieg nach TKO lautete das Verdikt. Der Boxer aus der Westschweiz kam so zu einem leichten weiteren Sieg im 3. Profikampf. Für die Moral mag das gut sein, allerdings würde Bruno Tavarez gut daran tun, mehr Erfahrung im Ring zu sammeln. 

Hart erkämpfter Sieg: Enes Zecirevic (links) vom Boxclub Bad Ragaz dominierte Attila Szatamari aus Ungarn 

MIt einem äusserst zähen Brocken hatte es Enes Zecirevic vom gastgebenden Boxclub Bad Ragaz zu tun. Attila Szatamari zeigte während sechs Runden schier unglaubliche Nehmerqualitäten - und war auch noch in der Lage selbst gehörig auszuteilen. 16 Sekunden vor Ende der letzten Runde hatte Ringrichter Jörg Mangott allerdings genug gesehen und nahm den Ungarn aus dem Kampf. Zuvor hatte Enes Zecirevic seinen Gegner immer wieder mit Serien von Körpertreffern und Haken regelrecht eingedeckt. Der junge Super Mittelgewichtler zeigte sich dabei einmal mehr in konditionell blendender Form und konnte die Anweisungen von Dino Caputo und Ado Andelic im Ring perfekt umsetzen. 

 
Boxen auf hohem technischen Niveau: Disarjot Gashi (rechts) vomn Boxclub Bad Ragaz räumte Laszlo Szekeres (Ungarn) aus dem Weg 

Im dritten Duell über sechs Runde siegte Disarjot Gashi in den Diensten des BC Bad Ragaz verdient und deutlich gegen den Ungarn Jozsef Gerebecz  nach Punkten. Der im Tessin lebende Leicht Mittelgewichtler boxte fast durchwegs mit offenem Visier und war sehr beweglich im Oberkörper. Vor allem mit Leber- und Kopfhaken kam er immer wieder durch die Deckung. Sein Gegner liess sich davon allerdings nur selten beeindrucken und boxte tapfer mit. 

Über 8 Runden ging der Kampf zwischen Jürgen Doberstein aus Deutschland und Dragomir Totev in der blauen Ecke. Der Bulgare war ein würdiger Gegner für einen Aufbaukampf, mehr aber nicht. Jürgen Doberstein war klar schneller auf den Beinen und technisch variantenreicher. Die Schläge des Deutschen waren oft aber auch ungenau und landeten auf der Deckung. Um seinen Gegner zu zermürben reichte das aber allweil. Dragomir Totev wurde beispielsweise zweimal ein Punkt abgezogen wegen Ausspucken des Mundschutzes. 

Den Hauptkampf der Boxnacht bestritt der Cruisergewichtler Sevdail Sherifi vom BC Bad Ragaz. Von seinen Fans lautstark angefeuert, dominierte er Mihaly Kratki (Ungarn) vier Runden lang und feierte einen selten gefährdeten Sieg nach TKO. Sevdail Sherifi boxte überlegt und wartete geschickt auf Lücken. Er bewies, dass er sowohl im Vorwärts- als auch im Rückwärtsgang punkten kann und agierte ohne Hektik, was eine Folge der zunehmenden Erfahrung ist. Das Duell in Bad Ragaz war immerhin schon seit 11. Kampf als Profi.


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