Boxeo 22 in der Kaserne Basel

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16.09.2012 18:32 Uhr

Arnold Gjergjaj fällt seinen Gegner schon wieder in der ersten Runde

16.09.2012  Wer stoppt diese immer unheimlichere Basler Kobra? Arnold Gjergjaj, das Basler Schwergewicht, lieferte zum Abschluss des Kampfabends den zahlreichen Fans im Basler Grand Casino einmal mehr den erhofften Paukenschlag zum Abschluss – und wie: Nach exakt 1:18 in der ersten Runde war der Kampf schon vorbei.

Bericht von Gérald Kurth

Gjergjaj hatte - nach zwei, drei Stichen mit dem Jab - wieder einmal seine fürchterliche Rechte ausgefahren. Alexander (ansonsten „der Grosse“) Kahl kam zwar noch einmal hoch, wurde aber offenbar dermassen präzis auf dem Ohr getroffen, dass an ein Weitermachen nicht mehr zu denken war. Unmittelbar nach dem Kampf war nicht klar, ob Kahl effektiv eine Verletzung im Bereich des Gehörorgans davongetragen hatte. Gjergjaj erkundigte sich gleich nach dem Kampfabbruch sportlich vorbildlich im Ring nach dem Befinden seines Gegners. 

Damit hat der Schützling von BC Basel-Chefcoach Angelo Gallina weiterhin eine weisse Weste. Gjergjaj steht mittlerweile bei 17 Siegen nach ebenso vielen Fights und unterstrich seine boxerische Entwicklung. Überzeugend war insbesondere der unbedingte Wille zum Abschluss, den er mittlerweile ab dem ersten Gong an den Tag legt. Natürlich erlaubte der kurze Kampf nur bedingte Aufschlüsse über Gjergjajs Fitness (an diesem Abend 112 kg schwer), die er seit Längerem nie mehr über die volle Distanz beweisen musste: In seinen letzten vier Kämpfen machte der Basler jeweils spätestens in der dritten Runde Feierabend! Das sind Kampfrekorde, die vor langer Zeit ein damals noch junger Mann namens Mike Tyson ausweisen konnte...
 

Der Frauenprofikampf

Die Bernerin Nicole Boss war gewarnt: Ihre bulgarische Gegnerin Milena Koleva war zwar mit einer wenig spektakulären, ausgeglichenen (4-4-1) Kampfbilanz angereist und ist weniger kampferfahren als Boss. Koleva hatte aber in Europa sämtliche das Limit dominierenden Gegnerinnen geboxt und u.A. in Finnland ein Unentschieden gegen die aktuelle Europameisterin Eva Wahlström erkämpft. 

Und „Hell’s Baby“, so der Kampfname der Bulgarin, verlor auch in Basel keine Sekunde: Koleva stürmte sofort los und schlug eine Salve von Händen zu Kopf und Körper. Speziell die krachenden Schwinger über die Aussenbahnen fanden in den ersten Runden immer wieder ins Ziel. Boss nahm von Beginn an zu viele Kopftreffer und war dementsprechend beeindruckt. Obwohl sich beide Kämpferinnen topfit präsentierten, war Koleva noch beweglicher, aggressiver in der Vorwärtsbewegung. Sie stand dermassen unter Strom, dass sie es Boss über die gesamte Kampfdauer nicht erlaubte, ruhiger aus der Distanz zu boxen und die leichten Reichweitenvorteile auszunutzen. Erst in der siebten Runde zollte die Bulgarin ihrem vorherigen Pace Tribut und nahm sich etwas zurück. Wer allerdings gedacht hatte, dass sie nur noch ihren deutlichen Punktevorsprung verwalten wollte, sah sich getäuscht. In der achten und letzten Runde nahm sie zwar einige gut abgeschlossene Kombinationen von Boss, revanchierte sich aber noch mit weiteren Serien ihrer überfallartig über die Aussenbahnen abgefeuerten Schwinger. Coach Vito Rana musste zunehmend verzweifelt mit ansehen, wie seine Boxerin in fast jeder Runde Gefahr lief, im Schlaghagel irgendwann ausgeknockt zu werden. Das passierte zwar nicht. Die sichtlich beeindruckte Bernerin fand aber nie ein Rezept, um den Kampf ausgeglichener zu gestalten und zwingende, druckvolle Offensivaktionen abzuschliessen. An diesem Abend war Boss gegen eine hervorragend disponierte Koleva ohne den Hauch einer Chance. Umso mehr ein grosses Bravo an beide Sportlerinnen, die in diesem hoch attraktiven, aber harten Gefecht die Grenzen der Fairness zu keinem Zeitpunkt ritzten. 

Die Einzelwertungen der Punktrichter:

Domenico Gottardi:                        73 – 79 (Koleva)

Beat Hausammann:                         75 – 77 (Koleva)

René Schachter:                              73 – 79 (Koleva)

 

Elitekämpfe

57 kg

Armanda Beck (BC Sportring Zürich) vs. Sara-Joy Rea (BC Basel)

Die langgliedrige Baslerin praktizierte, im Vergleich zu früheren Auftritten, vermehrt das aggressive Konterboxen. Sie ging den Kampf im Bewusstsein an, über Reichweitenvorteile zu verfügen und schlug mehrheitlich aus der kontrollierten Defensive. Beck hingegen marschierte von Anfang an nach vorne und griff mit Schlägen zu Kopf und Körper an, kam aber gegen die kompakte deckende Rea nur selten durch. Die Zürcherin brachte insgesamt nicht den nötigen Druck hinter ihre Schläge. Rea löste sie jeweils unaufgeregt ab und schloss ihre konsequenten Konterattacken zur Freude der Fans immer wieder erfolgreich ab. So entwickelte sich ein animiertes Gefecht, in dem die Baslerin mit ressourcenschonendem Boxen (Kopf und Körper) ihre Gegnerin sicher kontrollierte und verdient mit 3:0 Richterstimmen gewann. 


64 kg

Nicole von Känel (Box Academy Bern) vs. Barbara Wilhelmi (BC Basel)

Barbara Wilhelmi, eine weitere Boxerin aus der grossen Frauenabteilung des BC Basel, hat erst wenige Amateurkämpfe absolviert. Gegen ihre Berner Gegnerin von Känel strahlte sie aber schon eine gewisse Routine aus. Diese bestritt im Alter von 34 Jahren ihren ersten Kampf und war dementsprechend motiviert. Als Debütantin liess sie sich allerdings dazu verleiten, sofort den Infight zu suchen und damit ihre Grössenvorteile aufzugeben. Wilhelmi hingegen glich ihre fehlende Reichweite durch ihr grosses Kämpferherz aus. Sie parierte die Angriffe von Känels, indem sie vorwärts stampfte und sich mehrfach buchstäblich in die Gegnerin hineinkonterte. Dabei machte sie sich oft erstaunlich lang und punktete mehr, da sie mittlerweile viel präziser abschliesst. Die eindeutige Wertung der Kampfrichter (3:0) zugunsten Wilhelmis war deshalb absolut verdient.
 

75 kg

Kasam Pulaj (Box Academy Bern) vs. Kadri Gashi (BC Sissach)

Der Sissacher Gashi war zwar optisch die meiste Zeit unterlegen, sammelte aber mehr Punkte. Überraschend war vor allem, dass er mit seinem präzisen Jab gegen Pulaj immer wieder punkten konnte. Der Berner machte oben nicht wirklich dicht. Da er für seine Verhältnisse wenig schlug und etwas abgespannt wirkte – der zweite Kampf innert einer Woche -, fand er gegen den zwar kleineren, aber taktisch klug operierenden Gashi kein Rezept. Der setzte einzelne Hände zu Kopf und Körper und ging nach dem Abschluss immer wieder vorbildlich zur Seite raus. Letztlich war deshalb die klare Wertung (3:0) zugunsten Gashis verdient. Gleichzeitig war offensichtlich, dass Pulaj nicht sein ganzes Potenzial abrief und in Bestform um einiges aggressiver auftritt. 


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