DT-Meisterschaften. Positiver Trend hält an

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06.05.2013 10:59 Uhr

Bericht von Jack Schmidli (Text) und Andreas Anderegg (Fotos)

06.05.2013 – Im letzten Kampf der diesjährigen Deutschschweiz- Tessin-Meisterschaften in Widnau setzte es eine faustdicke Überraschung ab: Der Titelverteidiger im Super-Schwergewicht, Nawshirwan Barzinje (BC Zürich) verlor gegen den „Quasi-Novizen“ Elbasan Kqiku (Box-Team Thun Oberland) nach einem wahren „Boxkrimi“ hauchdünn nach Punkten. Auch Fabian Hartmann (NAB Frenkendorf) und Rrezoard Gashi (BTO Thun) vermochten ihre Titel im Halbschwergewicht bzw. Schwergewicht nicht zu verteidigen. An ihre Stelle als Titelträger treten Ukë „Wolf“ Smajli (SR Zürich) und Benjamin Popaj (BU Winterthur). Überragender Mannschaftsmeister wurde wie im Vorjahr (und an den Jugendmeisterschaften in Luzern!) der Box-Club Rheintal Au. Ein positiver Trend hält weiterhin an: Das boxerische Niveau war bemerkenswert gut.

Der Box-Club Rheintal Au organisierte nicht nur die Deutschschweiz-/Tessin-Meisterschaften, sondern gewann - wie im Vorjahr - auch den Mannschaftsmeistertitel. Hintere Reihe v.l.n.r.: Aldo Homberger (Meisterschaftschef), Rico Zanga (Trainer Box-Club Rheintal Au), Bashkim Azemi (DT-Meister, Halbweltergewicht, Kategorie Jugend), Michael Uenes, Arnes Lukac, Arman Lukac, Edin Mustatic (DT-Meister, Papiergewicht, Kategorie Kadetten), Noemi Etter, Naomi Gertsch, Andrea Bunge, Andreas Anderegg (Präsident SwissBoxing). Vordere Reihe: Thomas Walser (Präsident Box-Club Rheintal Au), Dzan Malkoc (DT-Meister, Halbschwergewicht, Kategorie Junioren) und Walter Walser (Chef-Trainer Box-Club Rheintal Au)

Ausscheidungskämpfe am Samstag

Am ersten Tag sorgte der Mittelgewichtler Arnes Lukac (BC Rheintal Au), DT-Meister des Vorjahres in der Kategorie Jugend, für eine Riesenüberraschung. Er besiegte den erfahrenen Kreshnik Nikq (BC Zürich) mit einem Skore von 15 zu 11 Punkten. Da in dieser Gewichtsklasse nur drei Boxer an den Start gingen, erhielt Nikq nochmals eine Gelegenheit, seinen erzürnten Trainer, der die Korrektheit des Urteils anzweifelte, zu beruhigen. Kreshnik Nikq packte seine Chance und besiegte Fabian Brown (BA Bern) klar nach Punkten. Weitere Überraschungen blieben am ersten Wettkampftag aus, wenngleich einigen Favoriten für den Titel mehr Mühe bekundeten, als ihnen wohl lieb war. Ukë „Wolf“ Smajli (SR Zürich) beispielsweise war mit seiner Leistung in seinem ersten Kampf gegen Lazar Kostic (SR St. Gallen) überhaupt nicht zufrieden und konnte den zweiten Kampf am späteren Nachmittag gegen den überraschend starken Ylber Tairi (BC Winterthur) nur dank einem fulminanten Schlussspurt für sich entscheiden. Im Finalkampf lief der von Beda Mathis betreute Smajli dann aber zur Höchstform auf.

Die Finalkämpfe vom Sonntag im Telegrammstil

Evelyne Ziegler (NAB Frenkendorf) wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und besiegte ihre Widersacherin Amanda Beck (SR Zürich) im Kampf um den Frauentitel im Weltergewicht diskussionslos nach Punkten (25:7). Erstaunlich gutes Boxen zeigten die beiden jüngsten, erst 14-jährigen, Finalteilnehmer: Edin Mustafic (BC Rheintal Au), der etwas mutigere und angriffslustigere der beiden besiegte Leon Isek (BC Luzern) klar nach Punkten (22:6). Kein Konzept fand Dominik Frei (NAB Frenkendorf) im Halbweltergewichtskampf, Kategorie Junioren, gegen Christian Silva Ramos. Der Baselbieter gab den Kampf in der 2. Runde auf. Auf Messers Schneide stand die Auseinandersetzung zwischen Dzan Malkoc (BC Rheintal Au) und Vilson Shabani (NAB Frenkendorf). Der gross gewachsene Rheintaler gewann den Halbschwergewichts-Titel, Kategorie Junioren, hauchdünn mit einem Skore von 15 zu 14.

Ständig im „Angriffsmodus“ war Bashkim Azemi (BC Rheintal Au). Sein Gegner, Said Mujtaba Hussaini (BC Zürich), liess sich aber nicht unterkriegen und setzte zahlreiche klare Treffer. Auch der Ausgang dieses Kampfes war zum Unmut einiger Zuschauer äusserst knapp (20:18). Nach der Pause duellierten sich der DT-Juniorenmeister von 2012, Giuseppe Grimaldi (BC Riazzino) und der Zürcher Urim Smajli (SR Zürich). Smajli, der als Favorit in den Ring stieg manifestierte gutes Boxen, musste aber den Sieg und somit den Meistertitel im Weltergewicht, Kategorie Jugend, zur eigenen grossen Enttäuschung dem Tessiner überlassen. Stefano Costantini (SR St. Gallen) zeigte sehenswerte und gut eingeübte Bewegungsabläufe und geriet nie in Gefahr, den Schwergewichtskampf, Kategorie Jugend, gegen Kujtim Muji (BC Brugg) zu verlieren. Allerdings muss Stefano noch an seiner Kondition feilen.

Nach dem ersten Durchgang lag Valentino Herrera (SR St. Gallen) nach Punkten noch in Front, musste seinem Gegner Noyan Ergeneli (BR Baden) mit zunehmendem Kampfverlauf aber den Vortritt lassen. Neuer DT-Meister bei den Eliteboxern im Bantamgewicht: Noyan Ergeneli. Sehr kämpferisch zeigten sich die beiden Leichtgewichtler Sandru Alagathurai (BT Thun Oberland) und Menin Andry (BC Riazzino). Obschon der Berner im 3. Durchgang angezählt werden musste, gewann er gegen den Tessiner komfortabel mit 26 zu 17.

Eine ausgezeichnete Leistung zeigte gestern der Halbweltergewichtler Zino Meuli, Mitglied des Swiss Boxing Team. Lediglich kritisch anzumerken ist seine zeitweise etwas zu lasche Deckung. Ansonsten liess er gegen Francesco De Luca (Box Academy Bern) nichts anbrennen und gewann klar nach Punkten (20:10).

Zeigte seinem Gegner, Arnes Lukac, im zweiten Kampf "wo de Bartli de Moscht holt": Kreshnik Nikq (r.) siegte überzeugend nach Punkten

Nach der zweiten Pause des gestrigen Kampfnachmittags standen sich im Weltergewicht der Luzerner Maziar Hosseinpour und der Gebenstorfer Egzon Maliqaj im Seilgeviert gegenüber. Maliqaj, ebenfalls Mitglied des Swiss Boxing Team gab sich zu keinem Zeitpunkt des Kampfes eine Blösse und siegte überzeugend nach Punkten (16:9). Matthias Luchsinger (BC Zürich) musste seinen Schützling Kreshnik Nikq für seinen zweiten Kampf gegen Arnes Lukac, gegen den er am Vortag überraschend verloren hatte, nicht besonders motivieren. Hoch konzentriert und entschlossen ging der Sieger der Robert Nicolet Trophy von 2011 zu Werke und nahm mit einem Skore von 24 zu 17 erfolgreich Revanche.

Setzte sich nach hartem Kampf nach Punkten gegen Fabian Hartmann durch: Ukë "Wolf" Smajli (r.)

Bereits zum 4. Mal standen sich gestern Fabian Hartmann (NAB Frenkendorf) und Ukë „Wolf“ Smajli im Ring gegenüber. Wie bereits erwähnt, lief Ukë nach seinen beiden hart erkämpften Siegen am Vortag im Final zur Höchstform auf und zeigte, was tatsächlich in ihm steckt: Gute Beinarbeit, gutes Auge, überdurchschnittliche Reflexe und eine beachtliche Ringintelligenz machen es jedem Gegner schwer, gegen Smajli zu bestehen. Falls der Halbschwergewichtler weiterhin hart an seiner Weiterentwicklung arbeitet, wird er für das Swiss Boxing Team noch manches „heisse Eisen aus dem Feuer holen“. Fabian Hartmann seinerseits liess nichts unversucht, den Kampf zu gewinnen. Von der Ringmitte aus agierend setzte er seinen Gegner immer wieder massiv unter Druck. Hartmann ist ein bravouröser Kämpfer, der mit seinem Kampfstil zu gefallen weis. Trotzdem gelang ihm gestern die Titelverteidigung nicht. Neuer DT-Meister im Halbschwergewicht: Ukë „Wolf“ Smajli.

Erfolgreich in Szene setzen konnte sich in Widnau auch der Berner Sherif Osmani. Am Samstag gelang ihm ein überzeugender Sieg gegen den Titelverteidiger im Schwergewicht, Rrezoart Gashi (BT Thun Oberland). Auch den zweiten Kampf, gegen Dominic Frei (BC Zürich), konnte er am ersten Kampftag erfolgreich gestalten. Allerdings wurde er am gestrigen Finalkampf vom gleichermassen überragenden wie überraschenden Benjamin Popaj (BU Winterthur) gestoppt. Popaj, der schon so manchem Favoriten das Fürchten lehrte, war gegen Osmani nicht zu halten. Nach einer ausgeglichenen ersten Runde nahm der kämpferische von Daniel Kaufmann betreute Winterthurer das Zepter definitiv in die Hand bzw. in seine Fäuste und erwirkte die Aufgabe des Kampfes in der 3. Runde. Neuer DT-Meister im Schwergewicht: Benjamin Popaj.

In dieser Kampfszene war die Welt für Nawshirwan Barzinje (r.) noch in Ordnung. Nach drei Runden lag er gegen den Berner Oberländer Elbasan Kqiku aber um einen winzigen Punkt im Rückstand und verlor seinen DT-Meistertitel

Die grösste Überraschung am Finaltag gelang – wie eingangs erwähnt - dem Berner Oberländer Elbasan Kqiku. Zwar entwickelte sich der von Christina Nigg und Res Schenk betreute Super-Schwergewichtler in letzter Zeit kontinuierlich. Ein Sieg gegen den nicht überaus spektakulären aber grundsoliden und erfolgreichen Titelverteidiger, Nawshirwan Barzinje, trauten dem jungen Elbasan aber nur wenige zu. Nach zwei Runden stand das Skore noch 7 zu 4 zu Gunsten von Nawshirwan. Im 3. Durchgang gelang dem Berner aber ein beispielloser Finish, der zum äusserst knappen Sieg (10:9) und zum Gewinn des DT-Meistertitels 2013 führte. Die Freude des sympathischen neuen Meisters war riesengross.

Interessierter Zuschauer am Finaltag war Sport-Manager Federico Beresini. Beresini zu swissboxing.ch: „Ich freue mich über die meist gute Qualität der Kämpfe“.


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