WM WBC : Delfine Persoon verteidigt Titel, Nicole Boss schreibt Boxgeschichte

«Zurück

26.04.2015 16:37 Uhr

Nicole Boss (Schweiz, 60,3 kg, 13-4-2) vs. Delfine Persoon, Belgien, 60,3 kg, 32-1-0)
 

Ueli E. Adam

26.04.2015 - Delfine Persoon siegt im Weltmeisterschaftskampf in Bümpliz BE nach Version WBC durch TKO und verteidigt ihren Titel souverän. Die im P4P-Ranking als aktuell beste Boxerin der Welt geführte Belgierin bestätigte damit ihre Klasse. Persoon dominierte das Gefecht von Beginn weg mit druckvollen Angriffen und rasantem Tempo, meistens Serien mit 3 Händen schlagend. Nach dem Verdikt der Kampfrichter führte Persoon nach 8 von 10 angesetzten Runden mit einem Score von 80-72, 79-73, 80-72. Zu Beginn der 9. Runde kam für die Bernerin nach einem furiosen Schlaghagel von Persoon, den Boss nicht mehr ausreichend parieren konnte, das Aus: Mit einem TKO verteidigte die Weltmeisterin aus Flandern, Belgien, ihren Titel im Leichtgewicht.

Trotz ihrer Niederlage durfte sich Nicole Boss (links im Bild) vom Heimpublikum (und für die Schweiz!) auch als Siegerin feiern lassen. Sie überzeugte mit der besten Leistung in ihrer Karriere als Berufsboxerin, wirkte trotz der Überlegenheit von Persoon nie inferior und darf für sich in Anspruch nehmen, für die WBC, einen der vier grossen Verbände, um den Titel gekämpft zu haben. Damit hat sie schweizerische Boxgeschichte geschrieben.

Experten hatten Boss vor dem Kampf durchaus Chancen eingeräumt. Damit lagen sie nicht falsch. Die Bernerin ging die erste Runde hervorragend an und Persoon konnte diesen Umgang nur dank dem Titelbonus für sich entscheiden. Nicole Boss arbeitete auch in den nächsten Runden mit einer erstklassigen Deckungsarbeit und die Weltmeisterin war gezwungen, ihr ganzes Können abzurufen. Nach der ersten Zwischenwertung nach vier Runden lag Persoon zwar nach Punkten ganz klar vorne, aber das Publikum wurde mit einem hervorragenden Kampf verwöhnt. Man spürte, dass Boss an ihre Chance glaubte und belohnte den hervorragenden Einsatz der Bernerin mit laufendem Szenenapplaus. Zu Recht: Boss kämpfte tatsächlich auf Welt-Niveau. Obschon Persoon ab der 5. Runde mit ihrer Zermürbungstaktik (sehr variabel, Kopf-Körper) den vorzeitigen Sieg suchte, wankte die Bernerin nicht. Persoon kam auch nicht wie geplant zum Resultat, weil ihren Schlägen oft die Präzision fehlte. Aber mit ihrem konditionell starken und permanenten Druck hinderte sie Boss daran, selbst entscheidend zu punkten. Wie immer im Sport, spielt eben auch das Glück eine Rolle: dass Nicole Boss ausgerechnet mit der weltbesten Boxerin (aller Gewichtsklassen nach P4P) um den Titel kämpfen musste, minderte vielleicht ihre Titelchancen; mit ihrer erstklassigen Leistung wird sie trotzdem in die Bücher der schweizerischen Boxgeschichte eingehen.



Ein grosses Lob verdient auch das Management mit Sascha Müller und seiner Crew: es brauchte Können und Mut, um einen Titelkampf auf diesem Niveau in die Schweiz zu holen. Ein ausverkaufter Sternensaal in Bümpliz belohnte die grossen Anstrengungen. Die saubere Abwicklung des anspruchsvollen Anlasses gibt Anlass zu einem weiteren Kompliment.

Die 10 Vorkämpfe der Amateure, mit vielen Nachwuchsboxern aus den eigenen Reihen der Box-Academy-Bern, sorgten für die boxerische Einstimmung auf einen gelungenen Weltmeisterschaftskampf und die Resultate sind aus dem Matchprotokoll ersichtlich.



Nach 8 Runden:

Guido Cavelleri (I) 80-72; Robin Dolpierre (F) 79:73; Robert Verwijs (NL) 80:72

Ringrichter: Massimo Barrovecchio (I)


Resultatübersicht

 

 

 

Sponsoren

Partner