Abgeklärt boxender Chinese besiegt Chervet

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27.12.2019 15:59 Uhr
Andreas Anderegg

Der Berner Profi Alain Chervet unterlag am Donnerstagabend im Kursaal in Bern im Kampf um den vakanten International-Titel der International Boxing Organisation (IBO) im Leichtgewicht dem Chinesen Ju Wu über 10 Runden nach Punkten. Die rund 900 Besucher beim 50. Boxing Day sorgten für eine grossartige Kulisse.

Der über vierstündige Boxsport-Marathon im Kursaal in Bern endete ohne Happy End – denn der 20-jährige Gastboxer Ju Wu aus China wurde im Hauptkampf mit zunehmender Kampfdauer stärker und boxte mit grosser Präzision. So schlug der Rechtsausleger zwar deutlich weniger als Alain Chervet - wenn er schlug, so traf er aber hart. Damit konnte er in der zweiten Hälfte des Kampfes jenen knappen Rückstand mehr als aufholen, den Chervet in den ersten Runden dank seiner Routine vorgelegt hatte. Denn der von Gabor Vetö betreute 29-jährige Berner war gut in den Kampf gestartet und konnte – lautstark unterstützt von seiner Fangemeinde – meistens den Takt angeben.

In der zweiten Hälfte des Kampfes freilich waren es eben die harten Treffer des Chinesen, die es zu sehen gab. Chervet wirkte plötzlich wie ausgelaugt. In Runde sieben legte der Schweizer dann allerdings einen Zwischenspurt hin und konnte mehrere gute Treffer landen. Die Runden acht bis zehn waren geprägt von einem offenen Schlagabtausch, wobei der Gast aus China abgeklärter wirkte und die klareren Treffer landen konnte – dies ganz im Gegensatz zur kochenden Stimmung im Saal, die hinter Chervet stand.

Der Schweizer Punktrichter wertete den Kampf schliesslich 95:95, die beiden anderen sahen den Gast mit 93:97 und 94:97 vorne. Nach dem Kampf sprach Alain Chervet vom «bisher härtesten Gegner» in seiner Laufbahn und sagte mit einer gewissen Enttäuschung - «ich dachte, ich liege vorne».

Attraktives Rahmenprogramm

Vor dem Titelkampf hatten sich der Schweizer Supermittelgewichtler Yoann Kongolo und der Argentinier Facundo Nicolas Galovar nach 8 Runden unentschieden getrennt - der Schweizer Mittelgewichtler Egzon Maliqai feierte gegen den Slowaken Jaramillo Weimer einen TKO-Sieg in der 4. Runde und blieb damit auch im achten Kampf ungeschlagen.

Kurios endete der Kampf zwischen den Neoprofis Mike Binggeli aus Bern und Rigers Doci im Superwelter. Denn der Gast aus Albanien machte nach der Freigabe des Kampfes zur zweiten Runde keinerlei Anstalten zu kämpfen und ging gleich mit dem ersten Treffer Ko.

Den Kampf im Supermittelgewicht zwischen Shefat Isufi (Deutschland) und Nikolas Holzapfel (Slowakei) schliesslich gewann der Boxer aus Deutschland durch TKO in Runde 4.

Beim einzigen Vorkampf im Olympischen Boxen zwischen Angelo Pena (Boxing Kings Bern) und Julind Isaku (Albanien) behielt der Kaderboxer aus der Schweiz das bessere Ende für sich und landete einen einstimmigen Punktsieg.

Alles in allem war es eine rundum gelungene Veranstaltung zum 50. Boxing Day in Bern, die Leander Strupler mit seinem Team organisiert hat. Einen Beitrag an das Gelingen leisteten auch die Kampfrichter, denn deren Wertungen boten alles in allem kaum Angriffsfläche für Kritik.

 

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