Das Interview - Heute mit Andranik "Ando" Hakobian

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06.01.2020 18:16 Uhr
Jack Schmidli

Mein heutiger Gesprächspartner ist ein kommunikativer, sehr selbstbewusster, flamboyanter Tausendsassa mit Ecken und Kanten, der den Boxsport (fast) mehr liebt als alles andere.  Der ehemalige Flüchtling aus Armenien, Schweizermeister bei den Amateuren im Jahr 2010 und Profiboxer mit einer sehr guten Bilanz von 14 Siegen, 2 Unentschieden und nur einer Niederlage, hat sich einen grossen Wunsch erfüllt. Andranik „Ando“ Hakobian ist seit einigen Monaten stolzer Besitzer eines Box-Gyms (CrossBoxing) in Baden und investiert einen Grossteil seiner Zeit für das Boxen. Der mit guten Reflexen und schnellen Fäusten ausgestattete Weltergewichtler stand swissboxing.ch Red und Antwort.

Jack Schmidli

Webpublisher swissboxing.ch

 

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Jack Schmidli: Ando, wie ist es dazu gekommen, dass du heute wie einleitend erwähnt, den Boxsport (fast) mehr liebst als alles andere?

Ando Hakobian
: Boxen hat mir viele Türen geöffnet und sehr viel zurück gegeben. Dieser Sport hat aus mir den gemacht, den ich heute bin. Darauf bin ich sehr stolz. Deshalb liebe ich diese Sportart überaus. 


JS: Welche Ziele verfolgst du als Profiboxer? Und was möchtest du als Chef des Boxclubs CrossBoxing erreichen?

AH: Jeder der mich kennt weiss, wie professionell und ehrgeizig ich bin. Ich möchte immer das Maximum herausholen. Das ist auch im Profiboxen so. Leider liegt es nicht nur an meinem Talent und an meiner Einstellung sondern auch am Geld und an guten Beziehungen. Ich möchte das Beste rausholen. Mit dem CrossBoxing möchte ich mit meiner Vorbildfunktion vor allem Jugendliche und Flüchtlinge unterstützen und sie motivieren, mit der richtigen Einstellung das Beste aus sich zu holen, egal ob es im Sport oder im Leben ist. 


JS: Es ist bekannt, dass man mit dem Profiboxen in der Schweiz kaum leben kann. Wie siehst DU das?

AH: Wer in der Schweiz das (Profi)boxen betreibt, muss es aus Leidenschaft tun, sonst kann man es nicht lange machen. Bis heute investiere ich und bekomme viel Anerkennung und Lob zurück.


JS: Du hast auf dem internationalen Parket, sowohl als Amateur- als auch als Profiboxer schon einiges erreicht. Welches waren deine bisher schönsten Erfolge?

AH: Für mich ist jeder Kampf, jeder Sieg gleichbedeutend.... Mein erster Turniersieg in Chemnitz, wo ich als Amateurboxer im Viertelfinale den Russischen Vize-Meister geschlagen habe war eine gute Bestätigung für mich, dass ich mich auf höchsten Niveau bewege. 


JS: Gemäss BoxRec kämpfst du unter Schweizerflagge. Verständlicherweise schlägt dein Herz aber auch für dein ursprüngliches Heimatland Armenien. Erfüllt es dich trotzdem mit Stolz, für die Schweiz in den Ring zu steigen oder wie lautet deine Meinung zu diesem Thema?

AH: Ich lebe seit 21 Jahren in der Schweiz und habe das Boxen in der Schweiz gelernt. Die Schweiz hat mir eine zweite Chance mit einer Zukunft und Sicherheit gegeben. Da ist es für mich selbstverständlich, etwas zurück zu geben. Ich bin auf beide Länder sehr stolz. Ich brauche beide Länder und sage mir Im Kopf bin ich Schweizer - mein Herz schlägt für Armenien”.


JS: Wie beurteilst du das Boxen in der Schweiz? Was müsste passieren, damit der Boxsport hierzulande einen ähnlich hohen Stellenwert erhielte wie beispielsweise in Grossbritannien?

AH: Da wir in der Schweiz eine kleine Randsportart sind, sitzen wir alle im gleichen Boot. Da erwarte ich vor allem von den Funktionären und den Trainiern mehr Zusammenhalt und Kooperation, statt Missgunst und Neid. Wir müssen das Problem von Innen bekämpfen damit wir expandieren können.


JS
: Welches sind deine Schwerpunkte im nächsten Jahr?

AH: Ich habe für 2020 einige Projekte, eines davon ist die Organisation und Durchführung eines eigenen Boxevents.

 
JS: Wie viele Stunden trainierst du pro Woche? Welchen Tipp gibst du Jungs und Girls, die boxen möchten, auf den Weg?

AH: Da ich es durch harte Arbeit, Disziplin und Durchhaltevermögen geschafft habe, Sponsoren und Gönner mit ins Boot zu holen, kann ich mich komplett aufs Boxen konzentrieren und so täglich sechs bis acht Stunden ins Boxen investieren. Mein Tipp: Leidenschaft, und Disziplin!


JS: Und eine Frage, die besonders deine Gegner interessieren dürfte: Deine Stärken und Schwächen als Boxer?

AH: Meine Stärken: Die Liste wäre zu lang ... (Zwinkersmeili). Meine Schwäche ist mein Perfektionismus.

JS: Hast du ein Vorbild als Boxer? Welches sind aus deiner Sicht die weltweit fünf besten aktiven Profiboxer?

AH: Lomachenko und Rigondeaux haben meinem Boxstil geprägt. Die Top 5 sind: 1. Lomachenko 2. Lomachenko 3. Lomachenko 4. Lomachenko 5. Lomachenko.

 
JS: Und noch eine letzte Frage: Du machst sehr viel für das Boxen. Bleibt da noch Zeit für Hobbies? Wenn ja, welche?

AH: Momentan dreht sich alles ums Boxen bei mir, weshalb ich nur wenig Zeit für Hobbies habe. Aber wenn es die Zeit mir erlaubt, gehe ich gerne in die Berge zum Wandern. Wir haben das grosse Glück, in einem so schönen Land mit einer solch wundebaren Natur zu leben!


Besten Dank Ando dass du dir Zeit genommen hast für das Interview. Wir wünschen dir weiterhin nur das Beste, vor allem gute Gesundheit und sportlichen Erfolg. 



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