Interview mit Ilyas Ivgen, Kaderathlet SwissBoxing, anlässlich des Kaderzusammenzugs im RLZ in Glattbrugg

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15.02.2021 18:22 Uhr
Moritz Hager, Stützpunktverantwortlicher RLZ, ZH-Ostschweiz-Tessin

Moritz Hager, Stützpunktverantwortlicher ZH-Ostschweiz-Tessin (zusammen mit Engjell Toma) führte mit Ilyas Ivgen, Mitglied des B-Kaders und lizenzierter Boxer beim Box-Ring Baden, anlässlich des Kaderzusammenzugs vom letzten Wochenende in Glattbrugg ein Interview.

Moriz Hager: Warum braucht es solche Zusammenzüge?

Ilyas Ivgen: Als Athlet, der täglich seine Freizeit mit Training verbringt, der auf seine Ernährung achtet und seinen Lebensstil auf den Sport ausrichtet, ist es wichtig, zu wissen, wo man im Vergleich zu anderen Athleten steht. Für Boxer jeder Stufe ist auch der Einblick in eine andere Atmosphäre stets eine gute Lernerfahrung (ein anderes Gym, andere Boxer mit unterschiedlichen Stilen, andere Trainer). Dabei darf man jedoch nie vergessen, was man gelernt hat und sollte sich durch andere Boxstile nicht verleiten lassen. Das Ziel ist, sich bei solchen Zusammenzügen weiter zu entwickeln.

Moritz: Was war das Beste daran?

Ilyas: Das Beste am letzten Zusammenzug fand ich die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Aus Konkurrenz ist am Wochenende ein gut funktionierendes Team entstanden. Für einige waren die Informationen und Übungen etwas Neues, für andere Repetition. Beide Gruppen konnten schlussendlich gut davon profitieren!

Moritz: Was hat der Zusammenzug dir persönlich am meisten gebracht?

Ilyas: Ich persönlich konnte von den Trainings- und Theoriestunden nur profitieren. Auch wenn so manches eine Wiederholung war, habe ich immer ein offenes Ohr für Informationen. Besonders die Übung, bei der man die zweite Absicht eines Angriffs praktiziert, ist eine absolut realistische Übung, die so manchen Kampf entscheiden kann.

Moritz: Was könnte in Zukunft verbessert werden?

Ilyas: Ich finde, man könnte die Boxer untereinander mehr rotieren lassen, auch wenn dies heisst, dass man gegen schwerere, leichtere, grössere oder kleinere Gegner kämpft. Das Ziel ist ja nicht, den Gegner umzuhauen, sondern ihm seine Kampftaktik aufzuzwingen. Dies ist die perfekte Gelegenheit, um zu lernen, seine Taktik von Gegner zu Gegner anzupassen. Dabei ist der Lerneffekt grösser, als die Herausforderung des physischen Unterschieds.

Moritz: Was sind die grössten Schwierigkeiten für einen Boxer in Corona Zeiten?

Es ist sehr frustrierend, sich nicht mit anderen im Sparring oder in Kämpfen messen zu können, wie dies in normalen Zeiten der Fall war. Um sich trotzdem weiterentwickeln zu können, ist es essenziell, an seinem Fundament zu arbeiten. Es ist die Gelegenheit, für einmal die Konkurrenz zu vergessen und sich darauf zu fokussieren, ein besserer Boxer zu werden. Sowie die Grundlagen stets zu wiederholen, daran zu feilen und nach der eigenen Perfektion zu streben. Ich empfehle jeder Boxerin und jedem Boxer diese wertvolle Zeit nicht zu verschwenden und den Willen nicht zu verlieren. Wenn die Kämpfe wieder vor der Tür stehen ist es zu spät, um bei Null anzufangen.

Moritz: Wie motivierst du dich ohne Wettkämpfe?

Ilyas: Anfangs war es sehr schwer, mit anzusehen, wie Kampf um Kampf und Meisterschaft um Meisterschaft abgesagt wurden. Seit Beginn meiner Wettkampfzeit gab es für mich noch nie eine so lange Pause ausserhalb des Ringes. Es war schwer, sich daran zu gewöhnen, ohne Deadline hart zu trainieren. Wobei mein Trainer und mein Vater (ebenfalls mein Trainer) mich stets motivierten. Wie bereits erwähnt, ist es mein Ziel geworden, Schritt für Schritt ein besserer und vielseitigerer Boxer zu werden – auch wenn kein Kampf in Sicht ist. Dieser Gedanke hat mich zu komplett neuen Leistungen angetrieben und mich in jeder Hinsicht verbessert: Selbst ohne Wettkämpfe ist mein boxerisches Ich so stark wie nie zuvor.

 

 

 

 

 

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