Massimo de Filipo: «Ich bin dankbar, dass ich beim Boxing Club Luzern etwas bewirken konnte.»

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28.02.2021 18:51 Uhr
Jack Schmidli

Massimo de Filippo zieht sich aus dem Boxsport zurück. Dem langjährigen Präsidenten und Trainer des Boxing Club Luzern eröffnet sich ein berufliches Betätigungsfeld, das den enormen Zeitaufwand für sein Hobby Boxen nicht mehr zulässt. Massimo ist und war innerhalb der Schweizer Box-Familie sehr beliebt. Jack Schmidli führte mit dem Italo-Schweizer ein Interview.

Jack Schmidli: Mit Bedauern nimmt die Boxfamilie in der Schweiz davon Kenntnis, dass du neue Wege gehst. Wie kam es zu diesem Entscheid?

Massimo de Filippo: Eigentlich wollte ich erst im 2021 zurücktreten. An der letzten GV hat sich dann Remo Ziegler (bisher zuständig für das Marketing. Red.), zum Präsidenten wählen lassen. Wegen der Pandemie war dieser Schritt für mich aber okay. Ich trete jetzt halt ein Jahr früher als geplant zurück. 

JS: Skizziere doch bitte kurz deinen CV im Boxen.

MdF:  Ich war 32 Jahre beim Boxing-Club Luzern. Am Angang war ich lizenzierter Boxer. In der 90er-Jahren wurde ein neuer Vorstand konstituiert, dem ich viele Jahre als Beisitzer angehörte. Im 2003 machte ich die Trainerausbildung und im 2009 wurde ich zum Vize-Präsidenten des Clubs gewählt. Im 2012 übernahm ich das Präsidium des BCL. Bis 2018 hatte ich zwei Funktionen, eine als Cheftrainer und die andere als Präsident, inne. Der Cheftrainerjob habe ich dann Nicola Maccaroni übergeben, um mich zu entlasten.

JS: Welches waren aus deiner Sicht die Höhepunkte in dieser langen Zeit beim BCL?

Mdf: Im 2003 führten wir den «Lions-Cup» durch. Den Gewinn daraus haben wir damals für die (leider gescheiterte) Olympia-Qualifikation von Nicola Vujasinovic investiert. Im 2004 wurden wir zweimal Mannschaftsmeister bei den Deutschschweiz- und Tessin-Meisterschaften in Bad Ragaz. Und im gleichen Jahr holten wir auch den Mannschaftsmeister bei den Elitemeisterschaften. Für mich sind das aus sportlicher Sicht die schönsten Erinnerungen.

Ein weiteres Highlight erlebte ich im 2011 im Rahmen des 80-jährigen Bestehens des BC-Luzern. Wir veranstalteten ein Meeting mit nicht weniger als 25 Kämpfen. 2013 und 2018 führten wir ferner die Junioren-Schweizermeisterschaft durch. Wir haben diese Herausforderungen gut gemeistert. Ebenfalls ein Highlight war eine Veranstaltung im Bahnhof Luzern. Dieser Event stiess medial auf grosse Resonanz. Und nicht vergessen möchte ich den im Jahr 2019 durchgeführten SwissBoxing Nationen-Cup. Aus sportlicher Sicht war dieses EUBC-Turnier ein grosser Erfolg.  Die Zuschauerinnen und Zuschauer bekamen besten Boxsport zu sehen.
 

JS: Wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten. Welches waren die grössten Herausforderungen und Enttäuschungen?

MdF: Im 2005 rechneten wir fest mit einem weiteren Mannschafts-Meistertitel. Wegen einer einzigen Niederlage verfehlten wir das Ziel äusserst knapp. Das wurmt mich heute noch. Im 2009 organisierten wir ein Profi-Meeting im «Gersag» in Emmenbrücke. An diesem Event fuhren wir einen massiven Verlust ein. Dank einem Darlehen von mir über 7'000 Franken konnten wir uns über Wasser halten. In der Folge gelang es aber dank zahlreichen neuen Vereinsmitgliedern schnell,  die Finanzen wieder in Ordnung zu bringen.

JS: Hältst du dich selber körperlich weiterhin fit?

MdF: Ja, ich unternehme viel: Velofahren, Krafttraining, Jogging, Hallenbad und anderes. Nach meinem Rücktritt als Präsident habe ich mehr Zeit und ich darf nicht ohne Stolz sagen, dass ich bereits 7 Kilo abgenommen habe.

JS: Wie geht es beim BC Luzern nun weiter ohne dich?

MdF: Keiner ist unersetzbar. Die Strukturen bestehen ja schon. Alle meine Kontakte habe ich übergeben. Finanziell steht der BCL gut da. Es gibt keinen Grund, warum es ohne mich nicht weitergehen sollte.

JS: Wird man dich auch künftig an Box-Meetings sehen?

MdF: Ich habe schon vor, das eine oder andere Box-Meeting zu besuchen. Wenn man vom Box-Virus infiziert ist, kommt man nicht so schnell wieder davon los (schmunzelt).

JS: Welchen Ratschlag gibst du dem neuen Präsidenten auf den Weg?

MdF: Die Kontakte mit Behörden, z. B. mit der Stadt Luzern, sollte Remo unbedingt weiterpflegen. Zudem sollte er sicherstellen, dass der Verein lebt. Die Aktivitäten sollten keinesfalls erlahmen. Um dies sicherzustellen braucht es immer wieder die Initiative des Präsidenten. Ich bin davon überzeugt, dass Remo den Club gut führen wird.

JS: Gibt es sonst noch etwas, das du sagen möchtest?

MdF: Ich bin dankbar, dass ich beim Boxing Club Luzern etwas bewirken konnte. Dabei erinnere ich mich mit positiven Gefühlen an die guten und freundschaftlichen Kontakte mit verschiedenen Clubs. Auf der anderen Seite bin ich aber auch erleichtert, dass ich die Verantwortung nicht mehr tragen muss. Seit Anfang Jahr arbeite ich bei den Verkehrsbetrieben Luzern als Trolleybus-Chauffeur. Ich bin zufrieden mit meinem «neuen Leben» und bin gespannt, was noch alles auf mich zukommen wird. 

JS: SwissBoxing dankt dir für dein stets grosses Engagement, lieber Massimo. Wir haben dich als zuverlässigen Partner immer geschätzt und wünschen dir für die Zukunft nur das Beste!

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