Happy Birthday Charly Bühler!

«Zurück

28.01.2022 15:59 Uhr
Bernr-Zeitung BZ, Heinz Heim / JS


Der legendäre Trainer, Manager und Box-Promotor feiert seinen 90. Geburtstag
 

Während 46 Jahren vermittelte der Berner Box-Guru in den Katakomben der Kochergasse 4 in Bern die edle Kunst des Faustfechtens.

Bühler...Charly Bühler – der mit der Glatze? Ja, genau, der Boxlehrer, Manager, Promotor, Kunstsammler und Jazzliebhaber – er war und ist stadtbekannt. Seinen Boxkeller, vis-à-vis vom 5-Sterne-Hotel Bellevue, dirigierte der Berner Box-Zampanoo von 1955 bis 2001. Zusammen mit seinem Co-Trainer Alfons Bütler schrieb Charly Bühler Schweizer Boxgeschichte. 

Boxen – was sonst? 

Am 29. Februar 1932 in Genf geboren, machte klein Charly durch seinen Vater und seinen Taufpaten schon früh mit dem Boxsport Bekanntschaft. Bereits im zarten Alter von drei Jahren wurde er erstmals in typischer Boxerpose abgelichtet. Bei Jean Sauthier in Genf lernte er in der 40er-Jahren das Box-ABC. Charly Bühler wurde als Boxer geboren und wuchs mit dem Boxsport auf. „Eigentlich wäre ich auch gerne Kunstmaler und noch lieber Schauspieler geworden, habe ich doch schon mit zwölf Jahren von Hollywood geträumt“, sinniert der Boxguru im Rückblick. Zu einem kleinen Teil hat sich Bühlers Wunsch erfüllt: zweimal war er auf der Leinwand zu sehen – als Boxer! 

Nach Bern zu David Avrutschenko 

Beseelt vom Wunsch, Deutsch zu lernen, kommt der Genfer 1951 nach Bern und absolviert seine Trainingseinheiten in der Bundesstadt beim legendären David Avrutschenko. Nach rund sechzig Amateurkämpfen, einem Schweizer Meistertitel bei den Junioren im Federgewicht und zahlreichen Aufenthalten in den Boxzentren von Paris und Rom, trauten Insider Bühler eine glanzvolle Karriere als Profi zu. Doch erstens kommt es anders, und zweitens...“spürte ich, dass ich eher Pädagoge bin“, reflektiert Bühler die frühen 50er-Jahre. Also übernimmt er mit erst 23 Jahren am 1. April 1955 das Boxrefugium von Avrutschenko. In der Folge trainiert Bühler Cracks des alteingesessenen Athletikboxclub Bern (ABCB), betreut aber auch Fitnessboxer, Frauen, Studenten und Schüler. 

Charly Bühler – der Meistermacher! 

Nicht weniger als 87 Einzel- und 27 Mannschaftsmeistertitel holte sich Bühler mit seinen Schützlingen im Laufe der Zeit. Max Hebeisen, Enrico Scacchia, Paul und Fritz Chervet – diese Profis führte Bühler zu Europameisterschafts- und im Falle Fritzli „die Fliege“ Chervets gar zu Weltmeisterschaftskämpfen. Boxen ist zwar ein harter Sport, aber für Charly Bühler war Boxen vielmehr „eine gute Charakterschule und hat mit wilder Schlägerei nichts zu tun“, so sein Credo. So trainierten beim ausgewiesenen Boxlehrer Boxbegeisterte schon früh in erster Linie der Fitness wegen. Ob Sandsack, Punchingball oder Maisbirne, ob Seilspringen, Gymnastik, Schattenboxen oder gar eine Runde Sparring im Ring: Professoren, Hausfrauen, Ärzte, Studenten, Arbeiter, Parlamentarier oder Schüler haben bei Bühler Boxen als   d a s   Fitnesstraining entdeckt. Überdies: Selbstvertrauen tanken, auf spielerische Art Aggressionen abbauen, dazu Körper-, Kraft- und Charakterbeherrschung, und alles im Duftmix von „Dul-X“, Schweiss und „Davidoff“ – Charly Bühler machte es möglich! 

Von Bühler zu Hebeisen 

2001 überliess Bühler das Szepter des ABCB und der Boxschule an der Kochergasse seinem ehemaligen Schützling Max Hebeisen. Daraufhin verlegte der Wahlberner, der den Profiboxsport in der Schweiz erst salonfähig machte, seinen Lebensmittelpunkt ins französische Val-de-Loire. In Tours, wohin es ihn der Liebe wegen zog, fühlt sich Charly Bühler angekommen. Die täglichen Spaziergänge mit seinem Hund sind ihm ebenso wichtig, wie Freunde zu empfangen, um sich mit diesen über Kunst, Musik, Politik und das Alltagsgeschehen auszutauschen. Im Gespräch mit dem Boxexperten merkt man schnell, dass ihm das französische Savoir Vivre äusserst behagt. Als eigentlicher Lebenskünstler, fiel Charly Bühler nach seiner Pensionierung auch nie in ein Loch, er geniesst seinen Ruhestand, ist überaus glücklich und zufrieden. Bern und seine Boxpassion scheinen weit weg zu sein. Den legendären Boxkeller besuchte er letztmals 2013, als der frühere BSV Bern-Handballer Geri Staudenmann diesen vom ehemaligen Bühler-Schützling Max Hebeisen übernahm. Charly Bühler behändigte bei dieser Gelegenheit seine umfangreiche Kunstsammlung, viele Erinnerungsstücke und die legendären und vielfach prämierten Boxplakate. Mit der Hörfähigkeit hat der Boxdoyen so seine Probleme, lächelt diese jedoch quasi weg. Daneben ist der Jubilar jedoch fit, offen und interessiert. Hat der Boxexperte, der in Tours zweimal wöchentlich immer noch Schüler betreut, noch Pläne oder gar neue Ziele? „Ach was, das Leben geniessen, jeden Tag aufs Neue, tout simplement“, gibt der rüstige Neunziger am Schluss zu Protokoll.

Charly Bühler (Video SRF)

 

Sponsoren

Partner