Ausscheidungskämpfe zu den Schweizermeisterschaften in Genf. Der Bericht

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13.11.2022 01:48 Uhr
Jack Schmidli

Handy-Aufnahmen: Jack Schmidli

Heute Samstag wurden im «Centre sportive du Bout-du-Monde» in Genf die Ausscheidungskämpfe zur Schweizermeisterschaft 2022 ausgetragen. 65 Boxer (Vorjahr 51) und 24 Boxerinnen (Vorjahr 13) schrieben sich für die Ausmarchung um den begehrten Titel eines Schweizermeisters ein. Dies zeigt einen erfreulichen Aufwärtstrend nach dem pandemiebedingten Stillstand der letzten Jahre. Die 28 Kämpfe in Genf (Vorjahr 16) standen zum Teil auf erstaunlich gutem Niveau. Am nächsten Samstag werden in Carouge 46 Boxerinnen und Boxer (Vorjahr 36) um den Einzug ins Finale fighten.

Einige Kämpfe im Telegrammstil

Sarah-Joy Rae, Bantamgewichtlerin vom Boxteam Basel, will es nach 3-jähriger Ringabstinenz nochmals wissen.  Entschlossen, ohne sich je eine Blösse zu geben, bestritt sie in den 3-Runden-Kampf gegen die Sissacher Boxerin mit Kultstatus, Tanja Schlienger, und besiegte die Frohnatur aus der Nordwestschweiz klar nach Punkten. Einen starken Eindruck hinterliess der Glattbrugger Mittelgewichtler Alex Stäuli. Er machte mit dem Genevois Marcus Western (Olympic Boxing Genève) kurzen Prozess und besiegte diesen durch RSC (Referee Stopps Contest) bereits in der 2. Runde. Ein altbekannter Boxer aus dem Tessin, der zwischenzeitlich von einer Profikarriere träumte, ging gegen Luca Serrao (BC Locarno) im Federgewicht mit grosser Entschlossenheit zu Werke. Der mit blonder Haartracht boxende Tiago Pugno (BC Riazzino) wusste dabei zu überzeugen und schlug seinen Gegner einstimmig nach Punkten. Die quirlige, mit grossem Selbstvertrauen ausgestattete Baslerin Bantamgewichtlerin Nadia Barriga (Boxteam Basel) will es an den diesjährigen Meisterschaften nach dreijähriger Ringabstinenz wie Sarah-Joy nochmals wissen. Die dreifache Schweizermeisterin liess ihrer Gegnerin Cris Soares (Belkacem’s Boxing) keine Chance und siegte einstimmig nach Punkten.

Anna Jenni (Boxteam Basel), eine in der Zwischenzeit international erprobte Vorzeigefrau von SwissBoxing stieg gegen Marie Gautier (Fight-District Boxing) im Leichtgewicht als klare Favoritin in den Kampf. Die RSC-Niederlage in der 2. Runde kam für Gautier nicht überraschend, da Marie heute erst ihren dritten Kampf bestritt, während ihre Gegnerin bereits zum 51. Mal im Seilgeviert stand. Seine gute Form stellte heute auch der fünffache Schweizermeister Félix Meier (Fight-District Boxing) unter Beweis. Der für das Olympiateam selektionierte Romand boxte seinen Gegner Ahmed Ben Abdesselem (Boxgène Academy) nach allen Regeln der Kunst aus und gewann durch RSC im dritten Durchgang.  Bis ans Limit gingen die beiden Weltergewichtler Riccardo Nasser (BC Locarno) und Théophile Wapou (Olympic BC Genève). Nach hartem Kampf hatte der Genfer in der 3. Runde das Nachsehen und verlor per RSC. Eine Riesenüberraschung setzte es im Halbmittelgewichtskampf zwischen Luisa Ricar (BC Glattbrugg) und Yidan Fischer (Boxing Kings) ab. In ihrem ersten Amateurkampf schlug Luisa die haushohe Favoritin von den Boxing Kings durch RSC in der 1. Runde. Da in dieser Gewichtsklasse nur drei Frauen am Start sind, erhält Yidan am nächsten Samstag in Carouge nochmals eine Chance gegen Claudia Waltenspül (BC Bern).

Im sehr sehenswerten Duell zwischen den Mittelgewichtlern Flavio Meta (Vernier BA) und Rivaldo Mendes (BF Lausanne) ging es hart zur Sache. Die beiden Boxer lieferten einen der besten Kämpfe des heutigen Nachmittags. Rivaldo, der in Genf erst zum sechsten Mal im Ring stand, musste sich Flavio (27. Kampf) mit 4 zu 1 Richterstimmen geschlagen geben. Der Lausannois mit afrikanischen Wurzeln darf stolz sein auf seine Leistung.  Nach der ersten Runde lag Riccardo Buffolino (Boxing Kings) im Mittelgewichtskampf gegen Diogo Braga (Club Lausannois de Boxe) noch im Rückstand. Da sich der Romand im ersten Durchgang (taktisch unklug) komplett verausgabte, war es für Riccardo relativ einfach, die restlichen Runden und damit den Kampf für sich zu entscheiden. Lausanne-Trainer Ben Fouad zeigte sich enttäuscht und auch etwas verbittert: «Vielleicht wäre es für Diogo ratsamer, einen anderen Sport auszuüben.» Der talentierte Glattbrugger Milos Paunovic zeigte gegen den sehr erfahrenen Mark Tinaj (BC Bern) zu Beginn des Kampfes zu viel Respekt und verlor das Cruisergewichts-Duell mit 4 zu 1 Richterstimmen. Auch ihren zweiten Ausscheidungskampf konnte Sarah-Joy Rae für sich entscheiden. Ihre Gegnerin Olivia Barbieri (BA Bern) wurde wegen «Unstimmigkeiten mit ihrem Kopfschutz» von Ringrichter Ramon Garcia disqualifiziert. Brisant: Sarah-Joy trifft am nächsten Samstag in Carouge auf ihre Clubkollegin Nadia Barriga! Der erfahrene Glattbrugger Alex Sträuli war auch im zweiten Kampf des heutigen Nachmittags erfolgreich. Er besiegte Solomon Hagos (Boxing Kings) einstimmig nach Punkten und steht am nächsten Samstag im Halbfinal gegen Flavio Meta.

Ein besonderes Lob verdienen Ricardo Pereira, Chefcoach beim Olympic Boxing Club Genève, und sein Team. Die Veranstaltung ging, da perfekt organisiert, reibungslos über die Bühne.

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Wir sehen uns am nächsten Samstag in Carouge
https://www.swissboxing.ch/de/eboxing/meeting/11313. Die Finalkämpfe vom Sonntag werden erstmals in der Geschichte von SwissBoxing live gestreamt. Details zur Liveübertragung folgen im Laufe der nächsten Woche. Finalkämpfe der Schweizer Meisterschaften am Sonntag live ab 13 Uhr im TV
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