Boxen in Volketswil. Drei der fünf Profikämpfe enden vorzeitig. Gastboxer gehen leer aus.
03.09.2023 02:48 Uhr
Jack Schmidli
Handyfotos von Jack Schmuckli.
Die begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauer kamen gestern Abend im Kultur- und Sportzentrum Gries in Volketswil dank teils spektakulärem Boxen voll auf ihre Rechnung. Während die Bilanz des organisierenden Boxclub Knockout eher durchzogenen war - aus sechs Amateurkämpfen resultierten ein Sieg und ein Unentschieden - verliessen die heimischen Profis den Ring allesamt als Sieger.
Hiseni dominiert Gegner aus Deutschland
Im Hauptkampf des Abends stand der Vorzeigeboxer des BC Knockout, Ramadan Hiseni (16/1/1) gegen den Deutschen Dustin Ammann (10/11/0) im Ring. Hiseni, der seine bisher einzige Niederlage als Profi am Boxing Day am 26. Dezember 2022 in Bern gegen den Franzosen Ismael Seck (11/7/2)2) einstecken musste, war vor Ammann, der mit einer KO-Quote von immerhin 70% ins Züricher Oberland gereist war, gewarnt. Der Deutsche tat seinem Ruf als Angriffsboxer alle Ehre, zumal er meist im Angriffsmodus agierte und den Zürcher immer wieder überfallartig mit wilden Schwingern und Haken attackierte. Der grösser gewachsene Hiseni, kein Puncher, dafür aber ein feiner Techniker, bewahrte jedoch die Übersicht und hielt souverän dagegen. Ramadan boxte meist auf Distanz und trieb seinen Kontrahenten mehrere Male in die Ringecke, wo er diesen mit sehenswerten Kombinationen eindeckte. Ab der vierten Runde traf Ramadan seinen Gegner fast nach Belieben. Im weiteren Verlauf des Kampfes schien er die Konzentration ein wenig zu verlieren und nahm etwas Tempo aus dem Kampf. Im 7. Durchgang stiessen die beiden Boxer unabsichtlich mit ihren Köpfen zusammen, was der Weltklasse-Ringrichter Guido Cavalleri sofort anzeigte. Die achte Runde blieb mehr oder weniger ereignislos, obschon Hiseni den letzten Durchgang bei allen drei Punktrichtern für sich entschied. Nicht unbescheiden sagte Ramadan nach dem Kampf ins Mikrofon: "Mein Ziel ist es nach wie vor, Weltmeister zu werden.". Die Ringrichter werteten den Kampf wie folgt: Jörg Mangott 80:71; Thomas Marthaler 80:72 und Roland Meier 78:74.
Egzon "The Engineer" Maliqaj siegt nach hartem Kampf
Der Aargauer, von Beruf Maschineningenieur, strebt weiterhin einen bedeutenderen Titel an. Auf dem Weg zu diesem Ziel stand ihm in Volketswil der routinierte Panamese Omir Rodriguez ( (13/9/1) im Wege. Der Südamerikaner erwies sich als sehr starker Gegner. "Ich hätte nicht gedacht, dass der so viel drauf hat", gab Egzon Maliqaj (13/1/1) nach dem Kampf zu Protokoll. Beide Boxer präsentierten sich dem Publikum in sehr guter Verfassung. Mit grossem Einsatz gelang es Egzon, die ersten drei Durchgänge für sich zu entscheiden. In der vierten Runde musste der Aargauer eine Schrecksekunde überstehen. Rodriguez traf ihn mit einem Schwinger voll auf den Solarus Plexus, worauf Egzon mit dem Ringboden Bekanntschaft machte. Er erholte sich aber schnell vom Niederschlag und entschied die fünfte Runde bei allen Punktrichtern für sich. In den verbleibenden drei Durchgängen lieferten sich die beiden Boxer eine wahre Schlacht. Am Schluss des Kampfes gab es eine leicht kontroverse Entscheidung: Guido Cavalleri 76:76; Thomas Marthaler 77:74 und Roland Meier 77:74.
Das Aus kam bereits nach der ersten Runde
Nach dem schmeichelhaften Unentschieden, das Devin Strübin (3/0/1) am 10. Juni 2023 in Basel gegen Valeri Gojiashvili erzielte, war der Zürcher fest entschlossen, dem Publikum eine gesteigerte Leistung zu präsentieren. Entsprechend engagiert ging er gegen den Georgier Aidin Kambarovi (1/1/0) im ersten Durchgang zu Werke. Viel konnte Strübin allerdings dem Publikum nicht zeigen, da der Georgier den Kampf wegen einer Rippenverletzung in der Pause zur zweiten Runde aufgeben musste und der Rechtsausleger zum Sieger durch TKO in der zweiten Runde erklärt wurde.
Angel "Floyd" Roque lässt nichts anbrennen
Angefeuert von Verwandten und Bekannten zeigte Angel Roque (5/0/0) schon zu Beginn des Kampfes, wer der Chef im Ring sein würde. Mit seinem sehenswerten Jab und Kombinationen zu Körper und Kopf zeigte er seinem Gegner den Meister. Der Serbe Nikola Vlajkov (11/15/1) war in keiner Phase des Kampfes in der Lage, dem Zürcher mit domenikanischen Wurzeln die Stirn zu bieten. So war es nur eine Frage der Zeit, bis es zum Kampfabbruch kam. In der vierten Runde war es dann so weit. Ringrichter Guido Cavalleri hatte ein Einsehen und nahm den überforderten Serben aus dem Kampf. Sieger durch TKO in der vierten Runde: Angel "Floyd" Roque.
Ticket für Las Vegas?
Auch ein sogenannter Ausländerkampf stand in Volketswil auf dem Programm. Der in Italien geborene und in Las Vegas wohnhafte Ismail Airoud (7/0/0) duellierte sich mit Valeri Gojiasvili (4/8/2). Der Georgier zeigte am 10. Juni dieses Jahres gegen Devin Strübin im unentschieden ausgegangenen Kampf bereits eine sehr gute Leistung. In den ersten drei Runden hielt der Gastboxer sehr gut mit und lag bei den Punktrichtern gar in Front. Im vierten Durchgang drehte Airoud allerdings mächtig auf und sicherte sich die Runde bei allen Punktrichtern mit dem Score von 10:8. Gojiasvili mochte nach dem brutalen vierten Durchgang ganz offensichtlich nicht mehr und gab in der Pause zur fünften Runde auf. TKO-Sieger: Ismail Airoud! Hätte Ismail in Volketswil verloren, wäre der ihm in Las Vegas in Aussicht gestellte Vertrag wohl nicht zustande gekommen. Wir sind gespannt auf den weitern Karriereverlauf des selbstbewussten Italieners.
Die Amateurkämpfe
Von den sechs ausgetragenen Amateurkämpfen stach derjenige zwischen dem Afro-Berner Mohamed "Joe Frazier Style" Kamara (Boxing Factory) und Nemanja Cekic (Cross Boxing Baden) hervor. Beide Akteure kämpften bis zum Umfallen und boten dem Publikum eine tolle Show, die Mohamad mit 2 zu 1 Richterstimmen für sich entscheiden konnte. Die weiteren Sieger waren: Enrique Gizzi (BC Dübendorf) gegen Alaa Salar (BC Knockout), Tim Kellenberger (SR St. Gallen) gegen Luzian Hilbi (BC Knockout), Dominic Azaroual (NC Knockout) gegen und Benjamin Redzic (BF Boxing Promotion) gegen Leonit Musliji (BC Knockout). Der letzte Amateurkampf zwischen Valmir Ramani (BC Knockout) und Khyal Muhammad (BC Schaffhausen) endete Unentschieden.