Auf den Spuren von Muhammed Ali - Erlebnisbericht von Angelo Gallina
26.02.2024 11:36 Uhr
Angelo Gallina / JS
Bei meiner Reise nach Miami, wollte ich den Aufenthalt vom damaligen Cassius Clay, der sich auf seinen ersten WM Kampf gegen Sonny Liston vorbereitete hatte nachgehen.
Ich besuchte seine Trainingsorte und auch das legendäre 5th Street Gym wo damals die wundervollen Bilder und Szenen entstanden in Miami im Bundesstaat Florida.
Muhammad Ali war schon vor 60 Jahren ein Vorreiter für provokatives zielgerichtetes Marketing und auch für das Gegensteuern bei heiklen Themen wie Rassismus, Religion oder Krieg. So wusste er sich durch markante Sprüche, symbolische Beschreibungen und marktschreierischen Auftreten die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und so Emotionen zu erzeugen. Die guten aber auch die weniger guten. Er polarisierte was die Medien und alle auch die politischen Verantwortlichen und Werbeträger zu nutzen wussten. Dieses Aufschreien, beleidigen des Gegners oder auch sich als Bester auf der ganzen Welt zu schreien ist bei den neuzeitlichen Boxerinnen und Boxern fast eine tägliche Zwangshandlung geworden. Keine Trainingsstunde vergeht ohne dass ein Socialmedia-Kanal mit eindrücklichen Bildern oder Kommentaren belegt wird. Der Unterschied liegt oft darin, dass damals der Erfolg vor dem Marketing war, heute ist es oft umgekehrt. Wobei ich mir sicher bin, dass auch heute ein Olympiasieg genügend Aufmerksamkeit generieren würde.
Was Ali besonders kennzeichnete war für mich sein unendlicher Einsatz gegen den Rassismus und auch seinen Einsatz gegen den Krieg und gegen die soziale Ungerechtigkeit. Bei der heutigen schwieriger Weltlage gibt es praktisch keinen hochrangingen Sportler der oder die sich explizit traut, sich gegen einen Krieg auszusprechen, zumindest nicht öffentlich. Der Rassismus ist auch heute noch – 60 Jahre später - ein zentrales Thema, welches sich nur sehr langsam zu ändern scheint. Die Erinnerungen an Muhammad Ai schwinden. Nur noch die älteren Semester werden noch emotional berührt, wenn es wie hier um das 60-jährige Jubiläum seines ersten WM Kampfes geht. Die Stadt Miami hat ihm eine Ausstellung gewidmet, am gleichen Ort, wo damals das Pressetraining stattfand. Das 5th Street Gym ist heute ein leerstehendes Gebäude, welches extra für diese Ausstellung wieder mit boxerischen Flair ausgestellt wurde. Die Besucherinnen und Besucher-Zahl hält sich in Grenzen. Nur wenig ältere Semester gönnen sich die edlen Bilder, ein paar Videosequenzen mit Originalkommentaren, sein damaliges Fahrrad, seine edlen Boxmäntel und einige Requisiten. Einiges kann sogar ersteigert werden. Preise ab 2000 Dollar. Auch hier hat sich noch kein einziger Bieter auf den bereitgelegten Auktionsblätter eingetragen. Der junge Mann, der die Ausstellung beaufsichtigt, heisst Cassius. Kein anderer Name würde besser dazu passen, habe ihm dafür einen kleinen Boxhandschuh vom Boxclub Basel geschenkt.
Nächste Woche besucht mich eine Klasse, welche sich das Thema Muhammad Ali als Literatur ausgesucht hat und ein Boxgym und ein Training besuchen möchte. Ein guter Plan finde ich, welcher ohne weiteres mit den heutigen Themen wie Krieg, Rassismus, Sport und soziale Ungerechtigkeit vereint werden kann.
Für mich bleibt Muhammad Ali der beste aller Zeiten, im Ring und auch ausserhalb.
Angelo Gallina