Internationale Entwicklungen und Auswirkungen auf BASPO und SwissBoxing
28.06.2024 19:45 Uhr
Amir Orfia
Liebe Mitglieder von SwissBoxing
Seit meinem letzten Update am 4. April 2024 hat sich die internationale Entwicklung im Boxsport in den letzten Wochen stark beschleunigt und wird dies voraussichtlich im Vorfeld der Olympischen Spiele in Paris weiter tun. Es ist entscheidend, zwei wichtige Situationen anzusprechen.
Olympische Herausforderungen
Während des Qualifikationsturniers für Olympia in Bangkok gab die IBA die folgende Mitteilung heraus: „IBA to pay prize money to boxing Olympians“. Eine Pressemitteilung die besagt, dass die IBA Preisgelder von 100.000 USD für die Goldmedaille und bis zu 25.000 USD für die Bronzemedaillen bei den Olympischen Spielen zahlen werden. Und zusätzlich eine Belohnung ihrer Trainer und der jeweiligen nationalen Verbände.
Als Antwort auf diese Mitteilung der IBA hat das IOC klar gemacht, dass das Boxen bei den Olympischen Spielen vollständig vom IOC selbst organisiert wird – und zwar durch ihre Taskforce der PBU (Paris Boxing Unit). Darüber hinaus hat sich das IOC sehr deutlich positioniert, indem es erklärte, dass es für nationale Verbände, die mit der IBA verbunden sind, unmöglich sein wird, an den Olympischen Spielen 2028 teilzunehmen. Gleichzeitig bleibt das Boxen aber aus dem Programm der Olympischen Spiele 2028 bis heute ausgeschlossen.
Dies ist eine schwierige Situation, da wir die notwendigen Anstrengungen unternehmen müssen, um das Boxen als Teil der Olympischen Spielen zu erhalten, aber es gibt keine Garantie, dass diese Anstrengungen ausreichen werden. Ich bleibe wachsam und habe in Bangkok zahlreiche Gespräche geführt. Unter anderem mit Elise Seignolle, Mitglied des USA Boxing Councils, und Boris van der Vorst, Präsident von World Boxing. Zu diesem Zeitpunkt kann ich nur von der Unterstützung des IOC für World Boxing berichten, einschließlich der Bereitstellung eines World Boxing-Lounges während der olympischen Qualifikationen.
Situation mit dem Bundesamt für Sport (BASPO)
Leider hat die heikle Situation, in der wir uns befinden, unsere Aktivitäten direkt beeinflusst. Am 17. Mai 2024 wurde uns ein Brief des BASPO zugestellt, der uns darüber informiert, dass unser Vertrag mit “Jugend und Sport” am 31. Dezember 2024 aufgrund “ethischer Verfehlungen” im Zusammenhang mit der Mitgliedschaft in der IBA enden wird. Bis zu diesem Datum sind alle üblichen Aktivitäten nicht gefährdet und wir erhalten weiterhin Subventionen.
Es wurde bereits ein Rechtsmittel eingelegt und da das Rechtsmittel aufschiebende Wirkung hat, bleiben die Vereinbarungen mit dem BASPO für die Dauer des Verfahrens (das bis zu zwei Jahre dauern könnte) in Kraft. Parallel dazu wurde ein Dialog mit den Schweizer Behörden eingeleitet, um eine einvernehmliche Lösung zu finden.
Diese Entscheidung könnte leider negative Auswirkungen auf den Light-Contact Sport für Jugendliche haben, obwohl diese Disziplin keinen direkten Bezug zum Leistungssport (Olympisches Boxen/Amateurboxen), der IBA oder anderen professionellen Boxorganisationen wie der EBU, WBC, WBO und anderen haben. In Ermangelung eines internationalen Verbandes mit einer guten Agenda für unsere Athleten zwingt uns diese Situation, zwischen dem Sport für Jugendliche, Schulen usw., die für die Entwicklung des Boxens in der Schweiz durch das Programm „Jugend und Sport“ essentiell sind, und dem Hochleistungssport zu wählen. In Wirklichkeit sind beide für die Aktivitäten unseres Verbandes und die Entwicklung des Sports notwendig.
World Boxing wird seine ersten Jugendweltmeisterschaften vom 25. Oktober bis 5. November 2024 in den USA organisieren und die Verbände aus Indien, Barbados, Dominica, Peru und Singapur sind letzten Monat zu World Boxing gestossen, was die Zahl der angeschlossenen Verbände auf 33 erhöht. Gleichzeitig wird die IBA ihre Jugendweltmeisterschaften im Boxen vom 20. Oktober bis 6. November 2024 in Budva, Montenegro, ausrichten.
Während die Entscheidung der Delegiertversammlung von SwissBoxing von 2023 nun in Frage gestellt werden könnte, möchte ich wiederholen, dass das Wohlergehen des Boxsports in der Schweiz mein einziges Interesse ist; ich nehme keine politische Position ein. Es ist wichtig, dass jedes Mitglied von SwissBoxing Ziele setzen und die notwendigen Schritte zu deren Erreichung unternehmen kann. Unsere Entscheidung der Generalversammlung von 2023 ermöglichte es uns, an den Elite-Europameisterschaften, den Jugend-Europameisterschaften und vielen Turnieren teilzunehmen, zusammen mit wichtigen Box-Nationen, die noch mit der IBA verbunden sind, wie Frankreich, Irland, Spanien und andere. Wenn die Delegierten von SwissBoxing ihre Meinung ändern möchten, wie es eine wahre Demokratie ermöglicht, sollte dies nur nach der Präsentation umfassender Informationen an die Mitglieder erfolgen, damit diese wählen können, was für sie und ihre Boxer am besten ist.
Es bleibt weiterhin wichtig die Situation und die Entscheidungen des IOC zu überwachen und den Dialog mit allen beteiligten Parteien fortzusetzen.