Tradition und Spannung: Das Boxmeeting Sissach begeistert erneut

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29.10.2024 12:09 Uhr
Gregor Stadelmann / JS

Fotos: rebekka.ebneter@oekozentrum.ch

Das Boxmeeting in Sissach hat Tradition und Charakter. Einmal mehr verstand es der Boxclub Sissach unter der Leitung seines Präsidenten und Cheftrainer Adriano Sansone, das Publikum zu begeistern. Neben zahlreichen Athleten, die ihre ersten Kämpfe bestritten, gab es auch mehrere hochkarätige Begegnungen, die für Spannung und sportliche Höchstleistungen sorgten.

57 KG Tanja Schlienger (BC Sissach) vs. Cris Soares (Belkacem Boxing)

Die beiden Boxerinnen machten beste Werbung für den Boxsport. Tanja Schlienger begann den Kampf bedacht und kontrolliert, während Cris Soares von Anfang an aggressiv nach vorne drängte und Druck ausübte. Obwohl sich die Sissacherin gut bewegte, überliess sie Soares zunächst die Initiative. Erst in den letzten 30 Sekunden der ersten Runde erhöhte Schlienger das Tempo und setzte einige Akzente, dennoch ging die Runde klar an die Boxerin von Belkacem Boxing.

In der zweiten Runde änderte Schlienger ihre Strategie und liess sich auf einen Schlagabtausch ein. Es entwickelte sich ein zäher Abnützungskampf, der das Publikum in Begeisterung versetzte – die Zuschauer feuerten vor allem die Lokalmatadorin Schlienger lautstark an. Die dritte Runde verlief ähnlich wie die zweite, wobei sich beide Athletinnen hin und wieder eine kurze Verschnaufpause gönnten.

Am Ende fiel die Entscheidung der Punktrichter knapp aus: Mit 2:1 ging der Sieg an die Gastboxerin Cris Soares.

71 KG Jugend Leandro das Neves (BC Sissach) vs. Jakob Suppus (Grün Weiss Ingolstadt)

Normalerweise verschläft Leandro Neves die erste Runde – doch diesmal legte er einen beeindruckenden Start hin und landete sofort seine Schlaghand. Sein Gegner, Jakob Suppus, boxte im klassischen deutschen Stil, doch Leandro Neves zeigte gute Ausweichbewegungen und setzte sichtbare Treffer gegen den bayerischen Meister.

In der zweiten Runde drehte Suppus auf und suchte verstärkt den Schlagabtausch. Der Kampf wurde zunehmend unsauber, da beide Boxer auch im Clinch weiter schlugen. Hätte Neves etwas Tempo herausgenommen, hätte er den Kampf klarer für sich gestalten können. So musste er jedoch regelmässig Treffer vom stark boxenden Deutschen einstecken.

In der dritten Runde geriet Neves ins Hintertreffen. Er wollte zu viel und versuchte entweder mit der Brechstange durchzukommen oder setzte einzelne Konterschläge, die jedoch wirkungslos blieben. Die dritte Runde ging daher klar an Suppus. Doch der Sissacher hatte genug gemacht und gewann den Kampf mit 3:0 Punktrichterstimmen.

67 KG Junioren Yanis Heger (Gladiators Waghäusel) vs. Davide Meta (BC Locarno)

Es war der beste Kampf des Abends. Der deutsche Linksausleger zeigte herausragende Beinarbeit, aber auch Meta Davide brauchte sich nicht zu verstecken – er bewies sein grosses Potenzial. Der entscheidende Faktor in diesem Duell war jedoch die Trainerleistung: Der deutsche Coach stellte seinen Boxer nach den ersten Aktionen perfekt auf den Tessiner Gegner ein. Durch die bessere Fussarbeit kontrollierte der Deutsche die erste Runde und konnte Davide Meta ausboxen.

Mit zunehmender Kampfdauer fand Meta Davide besser ins Geschehen, musste die zweite Runde jedoch wahrscheinlich ebenfalls knapp an den Deutschen abgeben. Erst in der dritten Runde, in der der Kampf hin und her wog, gelang es Davide, sich durchzusetzen und die Runde klar für sich zu entscheiden. Am Ende entschieden die Punktrichter den Kampf mit 2:1 für den deutschen Boxer.

+91 KG Ilhan Kaleshiq (Gladiators Waghäusel) vs. Valentin Sejdiji (Arnold Box Fit)

Die Zuschauer waren sich sicher, dass Ilhan Kaleshiq aus Deutschland, der über 150 Kilogramm auf die Waage brachte, spätestens nach zwei Minuten ausgepowert sein würde – doch weit gefehlt. Mit beeindruckender Ausdauer hielt der schwergewichtige Deutsche das Tempo hoch, schlug unermüdlich und setzte seinen Gegner Valentin Sejdiji konstant unter Druck.

Auch die zweite Runde glich der ersten: Ilhan Kaleshiq feuerte Schlag auf Schlag, während Valentin auf Konterchancen lauerte. Überraschenderweise vermied der Deutsche auch viele Schläge durch gute Meidbewegungen. Er bewies, dass er trotz seines Gewichts boxen konnte und liess sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen.

Erst in der dritten Runde baute Kaleshiq etwas ab, was Valentin nutzte, um einige gute Treffer zu erzielen. Am Schluss werteten die Punktrichter den Kampf mit 3:0 für den Boxer aus Pratteln. Das Urteil wirft doch Fragen auf. Ilhan Kaleshiq hatte in den ersten beiden Runden sichtbar mehr gearbeitet und auch getroffen.

Abschliessend lässt sich sagen, dass das Boxmeeting in Sissach erneut eine gelungene Veranstaltung war und hoffentlich auch 2025 wieder stattfindet. Insgesamt wurden 21 Kämpfe ausgetragen – eine Anzahl, die etwas zu hoch erscheint.

Um die Veranstaltung zu straffen, wäre es sinnvoll, besonders die Kämpfe der Anfängerinnen und Anfänger auf 3 Runden à 2 Minuten zu verkürzen. Aufgrund der Nervosität ist die Kondition für die letzte Minute der dritten Runde oft nicht vorhanden und die potentielle Verletzungsgefahr könnte verringert werden.

 

 

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