Das Hallenstadion hat Strahlkraft. Zuletzt lockte Nikolai Valuev vor 16 Jahren die Massen in die grösste Eventhalle in Zürich. Doch auch glanzvolle Namen wie Muhammad Ali, Andy Hug oder Fritz Chervet boten dort bereits spetakuläre Abende. Der Profiboxer Alfred Kqira und sein Team Albert und Arben Shtufi wagten das Risiko und veranstalten eine Veranstaltung in Zürich. Der Event kann problemlos als grösste Schweizer Kampfsportveranstaltung im Jahr 2024 bezeichnet werden. Über 4000 Zuschauende fanden ihren Weg ins Hallenstadion. Es wurden Kämpfe in allen möglichen Disziplinen durchgeführt. Sogar zwei Ritter in ihrem eisernen Kostüm boten eine Showeinlage.
Das Ambiente war grandios und die Licht- und Pyroshow überzeugten. Auch die Kämpfe enttäuschten nicht und begeisterten das Publikum. Der einzige Wermutstropfen war, dass die Veranstaltung erst um 02:00 Uhr in der Nacht zu Ende war.
Fliegengewicht Laura Wollenmann Schweiz vs. Karol Mazarlegos Gonzalez Mexico
Bereits zum vierten Mal boxte Laura «La Fresita» Wollenmann (10/1/0) um den WBO International Titel im Fliegengewicht. Die Mexikanerin Karol Mazarlegos Gonzales (8/3/1) war mit einem Kampfrekord von elf Kämpfen und acht Siegen nach Zürich gereist und war auch gerade aufgrund ihres jungen Alters von 23 Jahren eine echte Herausforderung für Laura Wollenmann.
Doch diese gab den ganzen Kampf über das Zepter nie aus der Hand und dominierte praktisch den ganzen Kampf. Vereinzelt konnte man über einzelne Runden diskutieren, doch es war schon bald klar, dass die Siegerin nur Laura Wollenmann heissen konnte. Am Schluss werteten die Punktrichter folgendermassen: Bertrand Bossel aus der Schweiz 98:92, Giustino Di Giovanni aus Italien 97:93 und Andre Hook aus Norwegen 99:91. Supervisorin dieses Kampfes war Ana Soria aus Spanien, die auch in der Amateurszene in Madrid involviert ist.
Supermittelgewicht Devin Strübin Schweiz vs. Zdenko Bule Kroatien
Der beste Einlauf des Abends ging ganz klar an Devin "The Honey Badger" Strübin (7/1/1). Die Musik erinnerte an den Film «The Purge» und Devin Strübin trug eine grüne Maske. Doch Zdenko Bule (11/15/0) liess sich nicht einschüchtern. Zwar marschierte Devin Strübin von Beginn an nach vorne, doch Zdenko Bule schlug immer wieder gute Konter und landete gute Treffer. Die erste Runde ging ganz klar an Zdenko Bule.
Ab der zweiten Runde erhöhte Devin Strübin den Druck und es wurde bald klar, dass der Kroate nicht damit umgehen konnte. Devin Strübin marschierte in gewohnter Weise nach vorne, pendelte und schlug seine Haken. In der vierten Runde brach Ringrichter Benjamin Jagel den Kampf ab. Zuvor hatte Zdenko Bule einen harten Schlag kassiert und verschanzte sich danach in der Doppeldeckung, ohne auf die Angriffe von Devin Strübin zu antworten. Er wollte oder konnte einfach nicht mehr. Als Sieger durch TKO in der vierten Runde wurde Devin Strübin ausgerufen.
Supermittelgewicht Behar Sadiku Schweiz vs. Iago Kizira Georgien
Behar Sadiku (10/0/0) ist ein begnadeter Techniker. Dies zeigte sich auch im Kampf gegen Iago Kizira (7/16/0). Dieser marschierte nach vorne und versuchte, seine Haken zu schlagen. Dabei hielt er regelmässig seinen Kopf zu tief. Eigentlich hätte man den Mann aus Poti dafür verwarnen müssen, doch der Basler nutzte diesen Umstand regelmässig für sehenswerte Aufwärts- und Seitwärtshaken. Auch setzte Behar Sadiku viele schöne Treffer im Rückwärtsgang.
Es war ein schöner, technischer Kampf, aber es fehlte das Drama. Dafür war der Basler dem Georgier einfach technisch zu überlegen. Am Schluss werteten die Punktrichter zweimal 59:55 und einmal mit 58:56 für Behar Sadiku.
Mittelgewicht Faton Vukshinaj Schweiz vs. Konrad Kozlowski Polen
Der ungeschlagene Pole Konrad Kozlowski (7/1/1) war wirklich ein guter Gegner. Man sah, dass er versuchte, mitzuhalten und dass er alles gab. Doch gegen die physische Überlegenheit von Faton "El Vulcano" Vukshinaj (17/1/2) war kein Kraut gewachsen. Der Pole schlug zwar viel, doch es war der Schweizer, der die harten und präzisen Treffer landete. Nach dem ersten Anzählen gab Bertrand Bossel den Kampf nochmals frei, doch mit einem gezielten Nachsetzen erzwang Faton Vukshinaj den Abbruch in der vierten Runde. Der Pole wurde stehend aus dem Kampf genommen.
Weltergewicht Alfred Kqira Schweiz vs. Eugeniusz Makarczuk Polen
Eugeniusz Makarczuk (12/0/0) ist in der Schweiz kein Unbekannter. In seinem elften Kampf gewann er gegen die Schweizer Hoffnung Ramadan Hiseni (19/2/2) nach Punkten. Genau drei Monate später trat er nun zu seinem zwölften Profikampf gegen Alfred ""El Chapo" Kqira (9/3/0) an.
Dieser war in seiner Rolle als Veranstalter gefordert und war circa eine Stunde vor dem Kampf noch mit Headset unterwegs in der Halle. Zudem hatte Alfred Kqira zuletzt im Dezember 2023 geboxt. Es war also wirklich eine grosse Herausforderung, der sich Alfred Kqira da stellte.
Leider schien es ab der ersten Minute, dass Alfred Kqira die Lockerheit fehlte. Seine Schläge schienen oft drei Zentimeter zu kurz zu sein. Im Gegensatz machte der Pole da weiter, wo er gegen Hiseni in Bern aufgehört hatte. Er machte Druck und suchte den Schlagabtausch.
In der zweiten Runde war es dann soweit. Nach einem Schlaghagel ging Alfred Kqira zu Boden, stand zu schnell wieder auf und taumelte dann von links nach rechts. Ringrichter Marcel Werder tat das einzig Richtige und brach den Kampf sofort ab. Eugeniusz Makarczuk darf sich nun über seinen zweiten Sieg in der Schweiz freuen.
Nach dem Kampf verkündete Alfred Kqira seinen Abschied als Leistungssportler und betonte, dass er sich auf seine Rolle als Veranstalter konzentrieren möchte. Für den Schweizer Boxsport wären Veranstaltungen wie diese eine absolute Bereicherung. Alfred zu swissboxing.ch: "Wir werden am 10. Mai 2025 am Cinco de Mayo-Wochenende das Hallenstadion Zürich zu einem Mexikanischen Festival verwandeln und dies mit 5000 Zuschauer."
Devin Strübin siegt durch TKO in der 4. Runde