Kultur im Ring – Profiboxen in Bern

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08.10.2017 21:31 Uhr

Ueli E. Adam, 08.10.2017

Promoter Leander Strupler (LS Creative, www.kulturimring.ch) hat es mit aussergewöhnlichen Ideen und perfekter Umsetzung geschafft, das Label „Kultur im Ring“ als bemerkenswerte Grösse im Veranstaltungskalender zu etablieren. Auch die dritte Ausgabe der verheissungsvollen Affiche ist dem Anspruch gerecht geworden, Boxen mit Kultur zu verbinden. Im Brückenkopf in Bern wurde verblüffend der Beweis erbracht: die abwärts führenden Schlaufen eines Parkhauses wurden für das Publikum zur natürlichen Tribüne umfunktioniert: Blick frei auf den im Untergeschoss aufgebauten Ring. In diesem Ring ging es mit drei Profikämpfen brachial zur Sache und mit einem erstklassigen Act sorgte der YB-Fussballstar Guillaume Hoarau mit seiner Band für das kulturelle Zwischenspiel. Die musikalische Qualität und der medial perfekte Auftritt des Sängers und Musikers Hoarau begeisterten das Publikum.

Die Kämpfe der Profis

Bruno Tavares 11-1-1 (78.5 kg) Schweiz, vs. Otar Gogoberishvili 6-4-2 (74,9 kg) Georgien

Der 26-jährige Georgier, in seinem Land als Nr. 2 gerankt, war kein Journeyman, sondern ein ernst zu nehmender Gegner. Das zeigte sich sofort. Gogoberishvili liess sich vom fast 4 kg schwereren Gegner nicht beeindrucken. Tavares (rechts im Bild), der seinen letzten Kampf leichtsinnig durch KO verloren hatte, versuchte seine Angriffslust zu dämpfen und mit einer von der Ecke geforderten sauberen Doppeldeckung den Kampf zu bestimmen.



Mit harten Schlägen und guten Treffern setzte er dem Georgier zu. Ab der vierten von sechs angesetzten Runden wurde aber erneut sein Bestreben nach einem definitiven KO erkennbar und zahlte sich nicht aus. Gogoberishvili ging unbeschadet über die Runden, musste sich aber durch einen Mehrheitsentscheid der Punktrichter geschlagen geben. Trotzdem: ein bemerkenswerter Auftritt des körperlich unterlegenen Georgiers. So sahen es die Punktrichter: Beat Hausammann: 57-57; Domenico Gottardi 59:55; Thomas Zimmermann 59:55

Viviane Obenauf 12-3-0 (60,5 kg) Schweiz, vs. Sylwia Maksym 1-1-0 (61,4 Kg) Polen

Einmal mehr wusste die spektakuläre Oberländerin (rechts im Bild) zu überzeugen. Ihre Gegnerin aus Polen hatte ihren ersten Kampf als Profiboxerin im August klar gewonnen und mit der Erfahrung aus über 80 Amateurkämpfen war sie nicht zu unterschätzen. Die echten Qualitäten von Neo-Profis sind im Ranking noch nicht genau einschätzbar und so verblüffte es nicht, als die Newcomerin aus Polen die erste Runde klar bestimmte. Mit harten und präzisen Treffern marschierte sie vorwärts und demonstrierte klaren Siegeswillen. Auch in der zweiten und teilweise auch in der dritten Runde zeigte sie gutes Boxen und bestätigte die Aussagen ihres Trainers, der sie in eine erfolgreiche Zukunft führen möchte.



Viviane Obenauf liess sich durch diese Ansage und das Scharmützel in den ersten Runden nicht beeinflussen. Von Trainer Gabor Vetö sehr gut eingestellt, liess sie ab der zweiten Runde die Katze aus dem Sack. Mit dynamischem und präzisen Punch zerstörte sie die Ambitionen der Polin. Obenauf zündete ein wahres Feuerwerk, begeisterte das Publikum und sorgte nach 1.59 in der fünften Runde für ein vorzeitiges Ende des Kampfes. Siegerin durch TKO: Viviane Obenauf

Ando Hoko 9-0-0 (67.10 kg), Schweiz, vs. Giorgi Gviniashvili 12-8-1 (63,8 kg) Georgien

Auf den Kampf des schillernden Wanderprofis durfte man gespannt sein. Bereits unter seinem Geburtsnamen Andranik Hakobian hatte der unkonventionelle Schweizer für Aufsehen gesorgt, mit boxerischer Klasse überzeugt und Aufmüpfigkeit an den Tag gelegt. Den Grundstein zu seiner Profikarriere legte er mit Kämpfen im Ausland. Ando Hoko, wie er mit neuem Kampfnamen heisst, wurde seinem Ruf als erstklassiger Boxer gerecht. Er dominierte den Mann aus Georgien bereits ab der ersten Runde klar. Obschon Gviniashvili ebenfalls mit einer Gewichtsdifferenz benachteiligt war, stellte er sich entschlossen dem bis dahin unbesiegten Kämpfer aus der Schweiz. Der Mut zahlte sich nicht aus. Hoko zeigte erstklassiges und sehr variables Boxen, vernachlässigte nie die wichtigen Körpertreffer, schlug sehenswerte Serien und knockte den Georgier in der fünften von 8 angesetzten Runden nach 1.13 Minuten entscheidend aus.

Das letzte Wort: ein tolles Meeting, mehrheitlich ausgeglichene Paarungen und ein begeistertes Publikum in einem völlig neuen Ambiente. Mit einem Profi-Fussballer, der mit seiner Persönlichkeit und seinem Talent als Sänger überzeugte.

Resultatübersicht

 

 

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