Seki verliert WBA-Titelkampf, aber verlässt den Ring als Sportlerin des Jahres

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28.10.2018 15:34 Uhr

Siegerin des Mainevent nach 12 hart umkämpften Runden: Maribel Ramirez (Mexiko)


Bericht und Fotos: Ueli E. Adam, 28.10.2018

In der Sporthalle Moos in Gümligen haben Sandro Huber und sein Team mit dem zweiten Meeting des Jahres bewiesen, was sich schon im Mai abgezeichnet hatte: der Box Club Bern bietet dem Publikum mit einem sehr guten und ausgewogenen Programm sehenswertes Boxen. Highlight des Abends war natürlich der WBA-Titelkampf im Super-Fliegengewicht mit Anija Seki.

Die Kämpfe der Profis

WBA Titelkampf: Anija Seki (Schweiz) 34-4-2, vs. WM Maribel Ramirez (Mexiko), 13-9-2

Für das Glanzlicht sorgte im Vorfeld der Veranstalter. Einen echten Titelkampf eines führenden Weltverbandes in die Schweiz zu holen ist bemerkenswert. Dabei wurde Aniya Seki eine Plattform geboten, die sie mit ihren Leistungen absolut verdient hat. Die Prognosen der Insider sprachen aber nicht für die 39-jährige Bernerin. Maribel Ramirez, la Pantera aus Mexiko, reiste zwar mit einem durchaus nicht aussergewöhnlichen Kampfrekord an, wird aber international als gefährliche Puncherin eingestuft.  Dass diese Einschätzung nicht trügt, bewies die 32-jährige Mexikanerin bereits ab der ersten Runde. Mit druckvollem Vorwärtsgang setzte sie Seki unter Druck und strebte offensichtlich einen vorzeitigen Sieg an. Mit einem Lucky-Punch in der zweiten Runde schickte sie Seki auf den Ringboden und schien bereits die sichere Siegerin zu sein. Sie hatte die Rechnung aber ohne die Bernerin gemacht. Mit ihrer technischen Klasse hielt Seki die Pantera in Schach und erholte sich rasch von dem zufälligen Niederschlag. Ramirez liess sich trotzdem nicht beirren und dominierte alle Runden mit ihren gefährlichen Angriffen. Obschon sie ab der 8 von 10 angesetzten Runden physisch abbaute, war ihr der Sieg nicht zu nehmen. Das musste das von Seki’s grosser Leistung begeisterte Publikum bedauernd zur Kenntnis nehmen. Siegerin nach einem harten WBA-Titelkampf: Maribel Ramirez.

Trotz sehr guter Leistung reichte es Aniya Seki (l.) nicht zum Sieg

Die Sportlerin des Jahres: diesen Titel hat sich Anija Seki aber mit der Art und Weise verdient, wie sie die Niederlage hinnahm. Obschon ein WBA-Titel ihre Karriere gekrönt hätte, applaudierte sie ihrer Gegnerin und verliess lächelnd den Ring im Bewusstsein, eine Klasse-Leistung gezeigt zu haben. So punktete die Jury für Ramirez:  Fabian Guggenheim 98:91; Jean-François Toupin 98:91; Jesus Morata Garcia 97:92.
 

Maja Milenkovic (Deutschland) 54 kg, 8-10-0, vs. Tamar Nazarashvili, ( Georgien) 51 kg, 5-5-0

Die vom Frauenfelder Markus Schefer gemanagte Maja Wyoming Milenkovic dominierte den Kampf gegen die erst 18-jährige Georgierin aus Tiflis von Beginn weg. Dabei spielte aber auch das unausgewogene Matchmaking eine gewichtige Rolle. Die junge Frau aus Tiflis war Milenkovic nicht nur physisch klar unterlegen. Die Serbin aus Deutschland brachte trotz negativem Kampfrekord mehr Erfahrung und Punch in den Ring. Es dürfte aber nicht zielführend sein, den Kampfrekord gegen eindeutig schwächere Gegnerinnen aufzubessern. So urteilten die Punktrichter zu Gunsten von Milenkovic: Bertrand Bossel 59:55; Domenico Gottardi 59:55; Daniel Reimann 60:54.
 

Benoît Huber (Schweiz) 81 kg, 4-0-0 vs. Tomislav Rudan (Kroatien) 80 kg, 7-24-1

Eines ist sicher: mit dem Neo-Profi aus Sion wird die Schweizer Profibox-Szene echt aufgewertet. Der 31-jährige Benoît Huber ist ein Mann, der klar weiss, was er will. Genau so zeigt er sich auch im Ring. Der ehemalige Schweizermeister im olympischen Boxen bringt für den Profisport viel mit, um das Publikum zu begeistern.

Huber attackiert seinen Gegner. Kurz danach kommt das AUS für Rudan

Er ist gross, hat eine grosse Reichweite und den nötigen Punch, um Gegner das Fürchten zu lehren. So ging es auch dem Kroaten Rudan, der gegen den Sittener ohne jede Chance blieb. Nach zwei ersten, mit 20:18 dominierten Runden, kam im dritten Umgang das erwartete Aus für Rudan. Mit einer harten Serie schickte Huber den Kroaten auf die Bretter und siegte mit einem klaren KO. Der von Philippe Abate betreute Huber muss sicher noch Erfahrung sammeln, aber es wäre schön, wenn starke Gegner ihn weiterbringen würden.
Rapport de Bertrand Debout

Die Vorkämpfe der Amateure

Die Vorkämpfe der Amateure bewiesen einmal mehr, dass eine solide Ausbildung im olympischen Boxen entscheidend ist. Umso erfreulicher, wenn man das als Zuschauer miterleben darf. Den besten Kampf der Amateure lieferten sich Andrea Marciello (ABCB) und Rostam Hamidi (Boxclub Bern). Was die beiden 20-jährigen ablieferten, lässt hoffen. Da wurden Angriff, Punch und boxerische Qualität vorgeführt, dass es eine Freude war. Sieger mit 3:0 Richterstimmen Marciello.

Ein anderer Mann hat ebenfalls ein Zeichen gesetzt: Patrick Burri (Boxverein Düdingen) hielt den starken Derrick Karani (Boxclub Bern) in Schach und siegte nach einem harten Kampf, in dem zunächst Karani die besseren Karten zu haben schien, mit einem spektakulären TKO. Aber auch Max Seifritz (ABCB), der Zuger Sem Bühlmann (Boxclub Talos-Gym), Omar Youssef (Box Gym Bern) und Joel Janis Oesch (Boxclub Bern) konnten mit ihren Siegen überzeugen.

Fazit: ein interessantes Meeting, voller Saal, eine überzeugende Anija Seki und Kämpfe, für die man gerne Eintritt bezahlt.

 

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