Boxing Day in Bern

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28.12.2018 09:45 Uhr

Ueli E. Adam, 27.12.2018

Der Ring-Sprecher und Kommentator Albi Saner klärte das Publikum in der ausverkauften Kursaal Bern Arena historisch auf: seit 1969 wird der traditionelle Boxing Day veranstaltet. Damit ist die Veranstaltung zur wichtigsten Plattform für den schweizerischen Box-Sport und durch den Besuch des legendären Muhammad Ali 1971 zum Box Mekka der Schweiz geadelt worden. 2017 übernahm LS Creative die Marke "Boxing Day" und Inhaber Leander Strupler profilierte sich ein erstes Mal als dynamischer Promoter. Der Gründer von Swiss Pro Boxing GmbH möchte als Veranstalter einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Schweizer Profiboxens leisten. Das ist ihm bereits dieses Jahr hervorragend gelungen. Neben den sehr guten Kampfpaarungen und der perfekten Organisation hat er für ein Highlight gesorgt, das vor ihm seit über mehr als 30 Jahren keiner mehr geschafft hat: Die nationale Ausstrahlung der Kämpfe im Fernsehen.

Die beiden Hauptkämpfe wurden ab 17 h am 26. Dezember 2018 von TELECLUB ZOOM live übertragen. Mit der Replay-Funktion können diese Kämpfe nachträglich gesehen werden und am Freitag, 28. Dezember 2018, um 20 h, werden sämtliche Kämpfe in einem perfekten Zusammenschnitt präsentiert.

Swiss Pro Boxing hat diese Zusammenarbeit mit dem Sportkanal Teleclub Zoom bereits vor der Veranstaltung kommuniziert und das Risiko auf sich genommen, dass vielleicht Zuschauer den TV-Komfort dem Live-Erlebnis in der Kursaal Arena vorziehen würden. Weit gefehlt: innert kürzester Frist war die Veranstaltung ausverkauft und am Kampftag mussten enttäuschte Zuschauer, die ohne Ticket vor der Türe standen, mit der TV-Aufzeichnung vertröstet werden. Der Erfolg gibt dem Promoter recht. Die einmalige Atmosphäre im Kursaal will keine oder keiner verpassen. Das galt glücklicherweise auf für die Medien: alle wichtigen Berichterstatter waren vor Ort.

Die Veranstaltung war eine reine Profi-Veranstaltung, ohne olympische Vorkämpfe.
                        

Die Kämpfe im Überblick:

Egzon "The Fighting Engeneer" Maliqaj, 71,3 kg, Schweiz, vs. Roman Zinchenko, 69,9 kg, Ukraine

In seinem 4. Kampf als Berufsboxer trat der mehrfache Amateur-Schweizermeister gegen einen Aufbaugegner aus der Ukraine an. Dieser wusste sich zunächst gegen den Modellathleten aus der Schweiz relativ gut zu behaupten. Maliqaj hat sich weiterentwickelt. Er suchte nicht von Beginn weg den vorzeitigen Sieg, sondern liess sich durch seine Ecke zu einem strategisch richtigen Boxen beeinflussen. In der vierten Runde war es allerdings um den Ukrainer geschehen. Sieger durch RTD Egzon Maliqaj.

Andranik "Ando Hakob" Hakobyan, 66,9 kg, Schweiz, vs. Ivans Levickis, 65,9 kg, Lettland

Von Beginn weg liess der Aargauer (links im Bild) sein grosses Talent aufblitzen. Sein Gegner, der 26-jährige Profi aus Lettland war mit einer beeindruckenden Kampfbilanz angereist. Bereits 59 Kämpfe hatte er bestritten und seine 29 Siege mit 19 KO’s gewonnen. Das alles beeindruckte natürlich den selbstbewussten Ando Hakob, wie er sich als Kämpfer nennt, in keiner Weise.



Zwar beobachtete er seinen Gegner zunächst abwartend und liess sich für die beiden ersten Runden ein klares 10:9 gutschreiben, aber in der dritten Runde legte er los. Den perfekten Serien von Hakobyan, druckvoll und knallhart, war der Lette nicht gewachsen. Nach 2 Minuten 5 kam das vorzeitige Aus: Sieger durch KO Andranik Hakobyan.

Yoann Kongolo, 76,5 kg, Schweiz, vs. Geard Ajetovic, 77,1 kg, Serbien

Auf den Kampf von Kongolo (links im Bild) war das Publikum gespannt. Der 31-jährige frühere Kickbox- und Karatemeister aus Lausanne hat als Boxer eine fulminante Karriere hingelegt. In Bern musste er gegen einen 37-jährigen Serben antreten der 16 seiner 31 Siege durch KO gewonnen hatte. Kongolo startete fulminant, aber der Serbe liess sich keineswegs beeindrucken.



Kräfteschonend ging er den auf 6 runden angesetzten Kampf an und zog es cool durch. Kongolo, der auch mit grosser Übersicht geboxt hat, konnte diesmal keinen vorzeitigen Sieg verbuchen – aber er eroberte die Herzen des Publikums im Sturm! Nach sechs Runden siegte er mit einem Punkteverdikt von 3:0.

Davide Faraci, 81,8 kg, Italien, vs. Syirid Svyatoslav, 82 kg, Ukraine

Der gebürtige Aargauer (rechts im Bild), der als Doppelbürger aus boxstrategischen Gründen mit einer italienischen Lizenz boxt, startete als Favorit in den Kampf. Der Puncher aus der Ukraine liess sich vorerst nicht beeindrucken, musste aber alles daransetzen, die perfekten Geraden und langen Haken Faraci’s ohne Schaden zu verdauen. In der Mitte des auf 8 Runden angesetzten, und vom Fernsehen direkt übertragenen Kampfes wurde klar, dass Svyatoslav auf einen Lucky-Punch lauerte.



Die Klasse von Faraci wusste dies zu verhindern, obschon der Aargauer in der zweiten Kampfhälfte weniger dominant war. Faraci beherrscht zwar das variable Boxen erstklassig, aber er muss noch lernen überraschende Wendungen in seine Kämpfe einzubauen. Sonst wird er für starke Gegner zu berechenbar. Seine zahlreichen Fans hat er mit seinem Boxen und mit seiner Persönlichkeit im Interview mit Albi Saner jedenfalls sehr begeistert. Mit einem klaren Punktsieg (79:73; 79:73; 80:72) verliess er mit einem 3:0 den Ring als Sieger.

Alain Chervet, 63,2 kg, Schweiz, vs. Khalid Manje, 62,2 kg, Tansania

Der Lokalmatador (links im Bild) verdient schon vorab ein grosses Lob. Stark gefordert durch seine neuen beruflichen Aufgaben als Besitzer des Boxing-Kings-Gym’s und durch eine Nierenbecken-verletzung im falschen Moment handikapiert, war seine Vorbereitung nicht optimal.


Er wollte aber unter allen Umständen den Promoter und seine Berner Fans nicht enttäuschen und startete gegen einen 28-jährigen Afrikaner, der mit besten Referenzen angereist war. Das zeigte sich auch im Kampf. Zwar dominierte Chervet die ersten 4 von 8 angesetzten Runden, musste aber den Tansanier in der zweiten Hälfte des Kampfes unangenehm aufkommen lassen. Nur seiner Klasse und seinem Willen ist es zu verdanken, dass Chervet den Sieg nicht aus der Hand geben musste. Abgeklärt und beeindruckend kämpfte er sich zum Sieg und Manje war nie in der Lage, den finalen Lucky-Punch zu landen. Die Score-Karten der Punktrichter bestätigten diese Feststellung (79:73; 78:74; 78:74) und sahen Chervet mit einem klaren Punktsieg von 3:0 vorne.

Fazit: gute Kämpfe, ein ausgewogenes Match-Making und eben: TV-Übertragung dank Leander Strupler und seiner Swiss Pro Boxing – Gesellschaft.

 

 

 

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