BC Basel: Amateure, Damenturnier und Profi-Gala in Frenkendorf

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07.02.2011 19:50 Uhr

Bericht von Ueli E. Adam

07.02.2011 - Präsident Nik Proschek, Angelo Gallina und das Team des Box Club Basel gehören zu den innovativsten Veranstaltern in der Schweiz. Sie scheuen weder Arbeit, Mühsal noch finanzielles Risiko, um den Boxsport mit allen Mitteln zu fördern. Das haben sie in Frenkendorf (mit Michael Sommer) erneut mit einem Anlass bewiesen, der nur mit viel Herzblut auf die Beine zu stellen war.

Um den Amateuren und insbesondere dem Frauenboxen eine Plattform zu bieten, haben sie ein zweitägiges Meeting organisiert, das jungen Kämpferinnen und Kämpfern ermöglichte, praktische Erfahrung im Ring zu sammeln. Mit 11 Frauenkämpfen haben sie zudem klar signalisiert, welchen Stellenwert das Frauenboxen in Basel besitzt.  Um den Anlass publikumswirksam abzurunden, wurden auch vier Profikämpfe in das Programm aufgenommen. Damit wurde die ganze Palette des Boxens präsentiert. Ein absolutes Highlight war der Jubiläumskampf der besten Amateurboxerin der Schweiz. Schweizermeisterin Sandra Brügger, auch europäisch eine Klasse für sich, traf in ihrem 80. Kampf (!) auf eine absolute Spitzengegnerin aus Deutschland. Sie besiegte nach einem furiosen Fight Tasheena Bugar mit einem eindrücklichen 2:1 Punktsieg. Neben Brügger wusste auch Tina Asmussenzu gefallen, die gegen die Oestereicherin Fraunschiel siegreich blieb. Die detaillierten Resultate der Amateurkämpfe können der Rubrik „Resultate“ auf www.swissboxing.ch entnommen werden.
 

Die Kämpfe der Profis

Halbmittel: Disarjot Gashi (Bad Ragaz, 8-1-1) vs. Laszlo Szekeres (Ungarn, 9-8-3)

Der von Leonardo Caputo gemanagte Tessiner (Bild unten links, im Angriff) gehört zu den schweizerischen Spitzenprofis. Obschon er kürzlich den denkwürdigen Fight gegen Flavio Turelli im Kampf um die Schweizermeisterschaft knapp verloren hat (seine einzige Niederlage als Profi), ist er ein Garant für spektakuläre Kämpfe. Das wollte er auch gegen einen Mann aus Ungarn unmissverständlich beweisen. Er deckte Laszlo Szekeres von Beginn weg mit fulminanten Serien ein und schickte diesen bereits in der ersten Runde zweimal auf die Bretter. Ein vorzeitiges Ende schien für den angeschlagenen Mann aus Ungarn unabwendbar, aber einmal mehr zeigte es sich, dass niemand vorschnell abgeschrieben werden sollte. Szekeres zog sich in den folgenden Runden sehr gut aus der Affäre und hielt dem Druck von Gashi stand. Obschon er mit harten Schlägen eingedeckt wurde, knickte er nicht mehr ein, sondern bewies, dass er keinesfalls als Fallobst angereist war. Respekt! Gashi gab den vorzeitigen Sieg aber auch aus der Hand, weil seine Angriffswellen zu stereotyp vorgetragen wurden. Szekeres stellte sich geschickt darauf ein und rettete sich bemerkenswert über die Runden. Am Verdikt gab es aber nach sechs Runden keinen Zweifel: klarer Punktsieg für Gashi.

Roger Haug 60:52; René Schlachter 59:56; Jörg Mangott 60:52

Mittel: Istvan Szili (Gastboxer Frenkendorf, 7-0-0) vs. Zdravko Nikolov (Bulgarien, 5-7-0)

Istvan Szili bewies seine Klasse und machte mit Nikolov, der in der Schweiz schon gegen Jean-Noël Joos und im Dezember gegen Vitaly Kopylenko in Bern (TKO in 5 von 6) im Ring stand, kurzen Prozess. Der Mann aus Bulgarien hatte der Physis und den schnellen, druckvollen Händen von Szili nichts entgegenzusetzen und musste nach 2’46 in der ersten Runde die Waffen strecken, nachdem er schon kurz nach dem ersten Gong ein erstes Mal auf die Bretter geschickt worden war.  Sieger durch TKO nach 2’46 in der ersten Runde: Istvan Szili.

Welter: Olivia Boudouma (Givisiez FR, 4-0-0) vs. Danijele Bickei (Serbien, 2-10-0)

Die in vier Kämpfen ungeschlagene Olivia Boudouma (im Bild unten links), von J. J. Ramelet betreut, bewies auch in ihrem fünften Kampf als Berufsboxerin, dass sie von Kampf zu Kampf besser wird. Die elegante Lebensgefährtin von Spitzenprofi Mohamed Belkacem liess erkennen, dass die familiären Talente offenbar kein Zufall sind. Die Serbin Bickei hatte gegen Boudouma nicht den Hauch einer Chance. Mit variantenreichen Schlägen schickte sie Bickei bereits in der ersten Runde ein erstes Mal auf die Bretter und in der zweiten Runde kam für die völlig gebrochene Serbin das vorzeitige Aus.

Siegerin durch TKO nach 1’44 in der zweiten Runde: Olivia Boudouma

 

Schwer: Arnold Gjergjaj (Basel, 8-0-0) vs. Pavel Dolgovs (Lettland, 7-11-1)

Hauptkämpfer des Abends war Publikumsliebling Arnold Gjergjaj (im Bild unten links). Der Profi aus Basel mit der makellosen Kampfbilanz befindet sich zwar noch in der professionellen Aufbauphase, die von Trainer Angelo Gallina umsichtig begleitet wird. Da aber Publikum und Experten von ihm schon Resultate erwarten, die im Moment noch unrealistisch sind, hatte er mit einem Erwartungsdruck fertig zu werden, der die Kampfführung nicht einfach macht. Das liess sich auch im Kampf gegen einen abgebrühten Gegner aus Lettland erkennen. Pavel Dolgovs, bullig, mit Blumenkohlohren, ist der Prototyp des unberechenbaren Kämpfers, der jederzeit für böse Überraschungen sorgen kann. Der 31-jährige Lette, der schon gegen europäische Klasseleute wie Johann Duhaupas (F) und Steffen Kretschmann (D) im Ring stand und bei sieben Siegen viermal durch KO siegte, durfte nicht unterschätzt werden. Entsprechend vorsichtig – vielleicht zu vorsichtig – gestaltete Gjergjaj den Kampf. Nach sechs Runden siegte der Basler schliesslich klar nach Punkten, ohne allerdings restlos überzeugen zu können. In der vierten Runde hatte er den Letten zwar sichtbar angeklingelt, verpasste es aber, entscheidend nachzusetzen. Das Verdikt der Jury war indessen klar und einstimmig.

Roger Haug58:56; Armin Bracher 59:55; Fabian Guggenheim 59:55

Kommentar: Die sorgfältige Arbeit von Trainer Angelo Gallina verdient absoluten Respekt, muss aber trotzdem ohne mürrische Antwort hinterfragt werden dürfen. Ob die während dem Kampf von der Ecke laufend geforderte wechselnde Auslage tatsächlich eine sinnvolle Taktik ist, bleibt abzuwarten. Arnold Gjergjaj wirkte nämlich phasenweise verkrampft, vielleicht im Bestreben, die Anweisungen so korrekt als möglich umzusetzen. Das soll keineswegs vorlaut als negative Kritik verstanden werden, sondern bestenfalls Denkanstösse liefern. Der Aufbau eines Schwergewichtlers in der Schweiz ist nämlich schwer, da geeignete Sparringpartner fehlen oder gegen teures Geld eingekauft werden müssen. Noch schwieriger ist es, in der Aufbauphase valable Gegner zu verpflichten, die den Kämpfer zwar fordern, aber auch entscheidend weiterbringen. Das Erfolgsrezept ist der steinige Weg: nach der Aufbauphase im Ausland gegen starke Gegner antreten und versuchen, unter allen Umständen nach Punkten über die Runden zu kommen. Sieg oder Niederlage spielen dabei keine Rolle: schwere Gegner sind das beste Palmarès!


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